MKL1888:Kirchbach

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kirchbach“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 747
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Kirchbach. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 747. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kirchbach (Version vom 18.04.2024)

[747] Kirchbach, Hugo Ewald, Graf von, preuß. General, geb. 23. Mai 1809 zu Neumarkt in Schlesien, besuchte die Kadettenhäuser zu Kulm und Berlin und trat 23. Mai 1826 als Fähnrich beim 26. Regiment ein. Nach regelmäßigem, aber langsamem Avancement ward K. 1851 als Major in den Generalstab versetzt, kurz nachher zum Abteilungschef im Großen Generalstab und dann zum Generalstabschef des 3. Armeekorps ernannt. Von 1859 an kommandierte er als Oberst nacheinander das 36., 26. und 66. Regiment und ward 1863 Kommandeur der 19. Infanteriebrigade und Generalmajor. 1864 befehligte er die mobile 21. Infanteriebrigade in Schleswig, und 1866 im böhmischen Feldzug führte er als Generalleutnant die 10. Infanteriedivision mit großer Auszeichnung. Für seinen erfolgreichen Anteil an den Schlachten von Nachod und Skalitz und am Gefecht bei Schweinschädel erhielt er den Orden pour le mérite. Beim Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs erhielt er das Kommando des 5. Armeekorps und ward 10. Aug. 1870 zum General der Infanterie ernannt. Er nahm hervorragenden Anteil am Gefecht von Weißenburg und an der Schlacht bei Wörth, in welch letzterm Kampf er leicht am Genick verwundet wurde, dann an der Schlacht bei Sedan, wo er den Franzosen den Rückzug nach Mezières verlegte. Durch die Besetzung von Versailles 19. Sept. schloß er die Zernierung von Paris im Südwesten ab und hatte während der ganzen Dauer derselben (bis 9. Febr. 1871) das Hauptquartier des Königs und des Kronprinzen in Versailles zu decken. Er schlug alle Ausfälle der Pariser zurück; namentlich den letzten großen Ausfall vom 19. Jan. 1871 (Schlacht am Mont Valérien). Im Februar marschierte er mit seinem Korps nach Orléans, im März nach Vesoul; im Mai kehrte er nach Posen zurück. Als er 1880 seinen Abschied nahm, ward er in den Grafenstand erhoben. Er lebt auf seinem Gut Moholz in der Lausitz.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 489
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[489] Kirchbach, 1) Hugo Ewald, Graf von, preuß. General, starb 6. Okt. 1887 auf seinem Gut Moholz in der Lausitz. Ihm zu Ehren erhielt 1889 das 1. niederschlesische Infanterieregiment Nr. 46 den Namen Infanterieregiment Graf K.

  2) Wolfgang, Dichter und Schriftsteller, geb. 18. Sept. 1857 zu London als Sohn eines deutschen Malers, studierte, in Dresden vorgebildet, in Leipzig Philosophie und Geschichte, ließ sich 1879 als Schriftsteller in München nieder, unternahm eine längere Studienreise nach Italien und siedelte 1888 nach Dresden über, wo er bis Herbst 1889 die Redaktion des „Magazins für Litteratur des In- und Auslandes“ führte. Nächst seinen „Märchen“ (Leipz. 1879) bewährte er sein eigentümliches, etwas zum Bizarren neigendes Talent in dem Künstlerroman „Salvator Rosa“ (das. 1880, 2 Bde.), den Novellen: „Kinder des Reichs“ (das. 1883, 2 Bde.; 2. Aufl. u. d. T.: „Nord und Süd“, 1885), in der Sammlung seiner „Gedichte“ (das. 1883), in den dramatischen Dichtungen: „Waiblinger“, Trauerspiel (2. Aufl., Münch. 1887), „Der Menschenkenner“, Lustspiel (Dresd. 1889), und „Die letzten Menschen“, Bühnenmärchen (das. 1889). Eine Anzahl kleinerer Schriften, Reisegedanken und Aufsätze erschien in „Ein Lebensbuch“ (Münch. 1886).

  3) Frank, Maler, Bruder des vorigen, geb. 1859 zu London, begann seine Studien auf der Kunstakademie in Dresden und begab sich dann nach München, wo er sich seit Mitte der 70er Jahre bei A. Wagner weiter ausbildete. Er machte sich zuerst auf der Münchener internationalen Kunstausstellung von 1883 durch ein vom dortigen Kunstverein angekauftes Geschichtsbild: Herzog Christoph der Kämpfer an der Leiche des letzten Abensbergers, bekannt. 1884 schuf er einen Cyklus von Wandgemälden aus dem „Nibelungenlied“ in Schloß Drachenburg bei Königswinter am Rhein, und in demselben Jahr begab er sich zu weitern Studien nach Paris, wo er einen Raub des Ganymed malte. 1888 vollendete er das Kolossalgemälde: Christus treibt die Wechsler aus dem Tempel, auf welchem die Hauptfigur freilich unter der großen Zahl von Nebenpersonen und dem übrigen Beiwerk nicht zur Geltung kommt, das sich aber durch große Virtuosität des Kolorits und durch lebendige Charakteristik der einzelnen Figuren auszeichnet. 1889 wurde er als Lehrer der Malerschule an das Städelsche Institut in Frankfurt a. M. berufen.