MKL1888:Kollaps
[936] Kollaps (lat. collapsus, das „Zusammenfallen“), Verfall. Man gebraucht in der Medizin den Ausdruck K. einmal vom Zusammenfallen elastischer Teile, z. B. der Lungen, wenn diese durch Eindringen von Luft in den Brustraum aus ihrer Spannung gelöst werden; zweitens, um das plötzliche „Zusammenklappen“, den plötzlichen Kräfteverfall, z. B. nach großen Blutverlusten, schweren Fiebern, bei der Cholera etc., zu bezeichnen. Der K. äußert sich dadurch, daß die Kranken eingefallen und bleich aussehen, daß ihre Gesichtszüge entstellt, ihre Augen tief liegend, ausdruckslos, fast wie gebrochen sind. Die Haut ist dabei bald trocken, bald mit starkem, oft kaltem Schweiß bedeckt. Das Antlitz, die Hände und Füße fühlen sich leichenkalt an; die Temperatur des Rumpfes dagegen ist bald vermindert, bald erhöht, so daß die Haut daselbst brennend heiß anzufühlen ist. Der Puls ist klein, kaum fühlbar, sehr frequent, zuweilen aussetzend. Der Herzstoß ist schwach, die Atmung oberflächlich, oft kaum merklich, manchmal allerdings auch beschleunigt. Die Stimme ist schwach und klanglos; die Kranken liegen ruhig da, alle ihre Bewegungen sind äußerst kraftlos. Das Bewußtsein ist bald [937] vollständig erhalten, bald getrübt. Die Dauer eines solchen Kollapses beträgt bald nur einige Minuten bis wenige Stunden, bald mehrere Tage. Im allgemeinen ist der K. eine gefürchtete Erscheinung, häufig geht er allerdings spurlos wieder vorüber, in andern Fällen ist er der unmittelbare Vorläufer des Todes. Die Behandlung des Kollapses besteht in der Darreichung von Reizmitteln, wozu sich innerlich kräftiger Wein, starker Kaffee, Kampfer, Moschus, Äthereinspritzungen unter die Haut am besten eignen, während äußerlich Senfteige und Einreibungen mit Senfspiritus am Platze sind.