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MKL1888:Kolorīt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kolorīt“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Kolorīt“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 9 (1887), Seite 961
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Kolorīt. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 961. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kolor%C4%ABt (Version vom 11.11.2024)

[961] Kolorīt (lat.), in der Malerei die farbige Wirkung eines Bildes. Das K. ist nächst Komposition, Zeichnung und Charakteristik ein wesentlicher Bestandteil der Malerei, durch das K. wird erst die Zeichnung zum Gemälde. In den ältesten Malerschulen Italiens, Deutschlands und Flanderns beschränkte sich das K. auf die Nebeneinanderstellung von Lokalfarben ohne harmonische Zusammenstimmung. Die Venezianer begannen zuerst auf einen einheitlichen Grundton Gewicht zu legen, den dann Rembrandt vollendete, welcher nebst Rubens das ganze 18. Jahrh. beherrschte. Im Anfang unsers Jahrhunderts kehrte man wieder zu der Härte und Sprödigkeit des Kolorits der ältern Schulen zurück, bis die belgischen Maler Gallait und de Bièfve um 1840 einen Umschwung zu gunsten einer einheitlichen Gesamtstimmung bei größter Leuchtkraft der Farben herbeiführten. In München setzte Piloty ihre Bestrebungen fort, und gegenwärtig ist die Ton- und Stimmungsmalerei in Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland zur Herrschaft gelangt, während die Engländer mehr an der isolierten Behandlung der Lokalfarben festhalten.