MKL1888:Korrespondenzblatt zum achtzehnten Band

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Korrespondenzblatt zum achtzehnten Band“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 18 (Supplement, 1891), Seite 10111012
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Korrespondenzblatt zum achtzehnten Band. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 1011–1012. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Korrespondenzblatt_zum_achtzehnten_Band (Version vom 15.06.2022)
[1011]
Korrespondenzblatt zum achtzehnten Band.
Ausgegeben am 4. Juni 1891.
Vorläufiges Ergebnis der Volkszählung im Deutschen Reich am 1. Dezember 1890.
Staaten und Landesteile Ortsanwesende Bevölkerung
am 1. Dezember
Zunahme (−Abnahme) Einwohner auf
1 qkm
1890 (vorläufig) 1885 Seelen In Proz. 1890 1885
Preußen.            
Provinz Ostpreußen 1958132 1959475 −1343 −0,1 53 53
   Westpreußen 1433480 1408229 25251 1,8 56 55
Stadt Berlin 1579244 1315287 263957 20,1
Provinz Brandenburg 2542401 2312411 199990 8,5 64 59
   Pommern 1521211 1505575 15636 1,0 50 50
   Posen 1752094 1715618 36476 2,1 60 59
   Schlesien 4223807 4112219 111588 2,7 105 102
   Sachsen 2579852 2428367 151485 6,2 102 96
   Schleswig-Holstein 1217393 1150306 67087 5,8 65 61
   dazu Helgoland 2086          
   Hannover 2280491 2172702 107789 5,0 59 56
   Westfalen 2428736 2204580 224156 10,2 120 109
   Hessen-Nassau 1664000 1592454 71546 4,5 107 102
   Rheinland 4710313 4344527 365786 8,4 174 161
Hohenzollern 66148 66720 −572 −0,9 58 58
Königreich Preußen ohne Helgoland 29957302 28318470 1638832 5,7 86 81
Königreich Preußen mit Helgoland 29959388          
Bayern.            
Bayern rechts des Rheins 4860960 4723824 137136 2,9 69 67
   links des Rheins (Regbez. Pfalz) 728422 696235 32047 4,6 123 117
Königreich Bayern 5589382 5420199 169183 3,1 73 71
   Sachsen 3500513 3182003 318510 10,0 233 212
   Württemberg 2035443 1995185 40258 2,0 104 102
Baden 1656817 1601255 55562 3,5 109 106
Hessen 994614 956611 38003 4,0 129 125
Mecklenburg-Schwerin 578565 575152 3413 0,6 44 44
Sachsen-Weimar 325824 313946 11878 3,8 91 87
Mecklenburg-Strelitz 97978 98371 −393 −0,4 33 31
Oldenburg 355000 341525 13475 3,9 55 53
Braunschweig 403029 372452 30577 8,2 109 101
Sachsen-Meiningen 223920 214884 9036 4,2 91 87
Sachsen-Altenburg 170867 161460 9407 5,8 129 122
Sachsen-Koburg-Gotha 206329 198829 7500 3,8 105 102
Anhalt 271759 248166 23593 9,5 118 108
Schwarzburg-Sondershausen 75514 73606 1908 2,5 87 85
Schwarzburg-Rudolstadt 85838 83836 2002 2,4 91 89
Waldeck 57283 56575 708 1,2 51 50
Reuß ältere Linie 62759 55904 6855 12,3 198 177
Reuß jüngere Linie 119555 110598 8957 8,1 145 134
Schaumburg-Lippe 39183 37204 1979 5,3 115 110
Lippe 128414 123212 5202 4,2 106 101
Lübeck 76459 67658 8801 13,0
Bremen 180309 165628 14681 8,9
Hamburg 624199 518620 105579 20,4
Elsaß-Lothringen 1603987 1564355 39632 2,5 110 108
Deutsches Reich (ohne Helgoland): 49420842 46855704 2565138 5,5 91 87

Die Bevölkerung des Deutschen Reiches ist seit 1871 von 41,058,792 auf 49,420,842 Einw. gestiegen, hat sich also um 8,362,050 Köpfe oder 20,3 Proz. vermehrt. Die Zunahme war während der einzelnen Zählungsperioden keine gleichmäßige. Im Zeitraum 1885–90 betrug sie im Durchschnitt jährlich 1,07 Proz. und blieb hinter der Periode 1875–80 (1,14 Proz.) nur um ein Geringes zurück, übertraf jedoch die Zunahme in den Perioden 1871–75 (1 Proz.) und 1880–85 (0,7 Proz.). Die starke Zunahme im letztvergangenen Jahrfünft erklärt sich einmal durch die stärkere natürliche Vermehrung infolge des Überschusses der Geburten über die Sterbefälle, sodann durch die geringere Auswanderung gegenüber der vorhergehenden Periode. In den Jahren 1885–90 war die durchschnittliche jährliche Zunahme in folgenden Landesteilen stärker als in einer der frühern Zählungsperioden seit 1871: in den preußischen Provinzen Westfalen (jährlich 1,94 Proz.), Brandenburg (1,64 Proz., besonders im Regierungsbezirk Potsdam um 2,72 Proz.), Rheinland (1,62 Proz., besonders im Regierungsbezirk Köln um 1,84 Proz.) und Schleswig-Holstein (1,13 Proz.), außerdem in den Regierungsbezirken Hannover (1,71 Proz.) und Lüneburg (0,96 Proz.); ferner in Oberbayern (1,81 Proz.), den sächsischen Kreishauptmannschaften Leipzig (2,32 Proz.), Zwickau (1,91 Proz.) und Bautzen (0,78 Proz.), endlich den Bundesstaaten Hamburg (3,70 Proz.), Lübeck (2,44 Proz.), Reuß ältere Linie (2,31 Proz.), Anhalt (1,82 Proz.), Braunschweig (1,58 Proz.), Sachsen-Koburg-Gotha (0,74 Proz.) und Elsaß-Lothringen (0,50 Proz., in Lothringen 0,84, im Oberelsaß 0,39 Proz.). Eine Abnahme der Bevölkerung hat stattgefunden in Ostpreußen (jährlich −0,01 Proz. und zwar im Regierungsbezirk Gumbinnen), in den Regierungsbezirken Köslin (−0,13 Proz.), Stralsund (−0,17 Proz.) und Sigmaringen (−0,17 Proz.), ferner in den 3 bayrischen Regierungsbezirken Oberfranken [1012] (0,16 Proz.), Unterfranken (−0,06 Proz.) und Oberpfalz (−0,03 Proz.), im württembergischen Jagstkreis (−0,11 Proz.), in Mecklenburg-Strelitz (−0,08 Proz.) und im oldenburgischen Fürstentum Lübeck (−0,03 Proz.).

Im J. 1890 gab es 150 Städte mit mehr als 20,000 Einw., darunter Berlin mit mehr als 1½ Mill., 26 Städte mit mehr als 100,000 Einw. (seit 1885 neu hinzugekommen Stettin, Krefeld, Aachen, Halle a. S. und Braunschweig), 21 Städte mit 50–100,000 Einw. (neu hinzugekommen Charlottenburg, Duisburg und Darmstadt) und 103 mit 20–50,000 Einw. (neu hinzugekommen Solingen, Forst i. L., Düren, Zeitz, Quedlinburg, Ratibor, Lüneburg, Wandsbek, Graudenz, Minden, Brieg, Pirmasens, Bautzen, Reichenbach, Kannstatt, Gießen, Eisenach, Apolda, Oldenburg und Greiz). Die Städte mit mehr als 20,000 Einw. hatten 1890 eine Gesamtbevölkerung von 10,494,345 Seelen gegen 1885: 8,819,338 oder mit Einschluß der in den letzten Jahren einverleibten Vororte 9,094,046 Seelen. Ihr Wachstum betrug 1885 bis 1890 im jährlichen Durchschnitt 2,86 Proz. (1880 bis 1885: 2,23 Proz.), das aller übrigen Orte nur 0,61 Proz. (1880–85: 0,37 Proz., dagegen 1875–80: 0,89 Proz.). Vgl. auch die im Artikel Deutschland (S. 190 dieses Bandes) gegebene Übersicht.

Karl Michel in Breslau. Unter Papierabdruck versteht man in dem angegebenen Fall den mit Hilfe von starkem, angefeuchtetem Papier gewonnenen Abklatsch von Inschriften, flachen Reliefs u. dgl. Dieses Verfahren wird neuerdings von den Archäologen bei wissenschaftlichen Forschungsreisen angewendet, um möglichst getreue Kopien zu gewinnen, wenn Zeit und Ort nicht die Aufnahme einer Zeichnung oder Photographie gestatten. Das Papier wird mit einer Bürste in die Vertiefungen gedrückt und behält nach dem Trocknen die Eindrücke. Man kann auch solche Abdrücke gewinnen, indem man die Oberfläche des Steins mit einem farbigen Pulver bestreut und das feuchte Papier aufdrückt.

S. P. in Olmütz. Das Buch von Pfanhauser: „Die galvanische Metallplattierung und Galvanoplastik“ (Wien), über welches Sie ein Urteil von uns zu erhalten wünschen, können wir Ihnen bestens empfehlen. Es ist soeben in dritter Auflage erschienen und enthält alles, was der Praktiker irgend braucht, in allgemein verständlicher Sprache. Theoretische Erörterungen sind vermieden, aber es ist den neuesten Fortschritten Rechnung getragen, die Dynamomaschinen, die Strommesser und ihre Anwendung sind beschrieben, und durch gute Abbildungen sind auch die Apparate leichtverständlich gemacht. Das Buch ist offenbar eins der besten über diesen Gegenstand.

Carne in Riga. Sie müssen sich mit dem Alphabet vertraut machen. Suchen Sie unter „K“.

K. Wedell in Hamburg. Nach Hardimans „Geschichte von Galway“ (1820) soll das Lynchgesetz seinen Namen einem Bürgermeister von Galway in Irland verdanken, der 1495 seinen Sohn, der einen Mord begangen hatte, mit eigner Hand hing, da das Volk für den Verurteilten war, und der Henker sich weigerte, seines Amtes zu walten. Daher s. v. w. „unbeugsame Rechtsvollstreckung“ (inflexible justice).

H. St. in Wien. Sie können sich nicht beklagen; neben den neu ernannten Generalen der deutschen Armee sind auch die österreichischen Heerführer im vorliegenen Supplementband reichlich bedacht. Andres ist für den nächsten Band des Jahres-Supplements vorbehalten, der Anfang 1892 erscheinen wird.

K. Werder in Wien. Über die Datumwechselfrage, die jüngst mehrfach in den Blättern besprochen wurde, finden Sie in vorliegendem Bande (S. 181) einen besondern Artikel, aus dem hervorgeht, daß gegenwärtig

Scheidelinie für Wochentag und Datum.

eine absolut genaue Karte der Datumgrenze noch nicht gegeben werden kann. Das vorstehende Kärtchen zeigt die Datumgrenze, wie sie nach den bis jetzt bekannten Verhältnissen anzunehmen ist.

Frau Therese S. in Mainz. Das weltbekannte Zwiebelmuster, welches unter allen Erzeugnissen der Rokokozeit seine Herrschaft am längsten behauptet hat und noch jetzt in allgemeiner Gunst steht, ist wahrscheinlich schon in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufgekommen und findet sich zuerst auf Schalen und Tellern der Meißener Porzellanmanufaktur, bekanntlich der ältesten in Europa. Neuerdings hat sich feststellen lassen, daß dieses Muster nicht in Meißen selbst erfunden, sondern Nachahmung eines auf alten japanischen Porzellangefäßen sich findenden Musters ist. Das Dresdener Kunstgewerbemuseum besitzt seit kurzem eine japanische Schale, welche das Zwiebelmuster in seiner ursprünglichen Beschaffenheit zeigt und an Zartheit der Zeichnung alle spätern Nachbildungen, namentlich aber die heute üblichen, weit übertrifft. Die jüngst vom sächsischen Staat erworbene Spitznersche Sammlung in Dresden, welche 1400 Stück meist ältester und alter Meißener Porzellane enthält, führt auch die allmähliche Entwickelung des Zwiebelmusters von den ersten Versuchen bis in die neueste Zeit vor Augen und hat aus diesem und andern Gründen hohen Wert für die Geschichte des Kunstgewerbes in Deutschland.

N. N. in Leipzig. In Frankreich wird bekanntlich der Name Opéra comique jeder Oper mit gesprochenem Dialog beigelegt.




Druck vom Bibliographischen Institut in Leipzig.