Zum Inhalt springen

MKL1888:Korrespondenzblatt zum zwölften Band

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Korrespondenzblatt zum zwölften Band“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Korrespondenzblatt zum zwölften Band“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 10251028
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia:
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Korrespondenzblatt zum zwölften Band. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 1025–1028. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Korrespondenzblatt_zum_zw%C3%B6lften_Band (Version vom 13.09.2021)
[1025]
Korrespondenzblatt zum zwölften Band.
Ausgegeben am 29. November 1888.

E. Sander in Leipzig. Barberton, die wichtigste „Stadt“ in dem als „De Kaap Goldfeld“ bekannten Bergbaurevier der südafrikanischen Republik, besteht erst seit 1884. Im vorhergehenden Jahr war westlich davon, beim Pioneer Hill, auf der Farm eines Herrn G. P. Moodie, Gold entdeckt worden, und eine in Natal gebildete Kompanie nahm die Ausbeutung dieser Entdeckung sofort in die Hand. Im darauf folgenden Jahr entdeckten die Gebrüder Barber von der Kapkolonie das Umcouchwa Reef, und die dabei entstehende Bergstadt erhielt ihren Namen. Im J. 1886 zählte Barberton bereits 2000 Einw., und es gab 4 Gasthöfe, ein Klubhaus, eine Aktienbörse und 2 Banken. Auch erschien eine Zeitung, der „Barberton Herald“. In der Nähe liegt Eureka, am „Sheba Reef“, der Rival Barbertons.

F. Schimmer in Berlin. Die an den Denkmälern zu Meroe aufgefundenen Inschriften sind leider nur wenig zahlreich und in einer Sprache abgefaßt, über welche wir nichts Sicheres wissen. Nach Lepsius wäre darin die Bedscha- oder Bugasprache enthalten, welche dem hamitischen Stamm zugezählt wird. Brugsch dagegen hat die Erklärung dieser Inschriften mittels der heute an Ort und Stelle gesprochenen Nubasprache in Angriff genommen. Der beachtenswerte Versuch dieses Gelehrten ist indes zur Zeit noch nicht zum Abschluß gelangt. So viel läßt sich danach schon jetzt sagen, daß die meroitischen Hieroglyphen, der Form nach den altägyptischen in beschränkter Zahl entlehnt, eine von diesen abweichende alphabetische Bedeutung haben. Mehr Sicherheit ist von der Entzifferung der vorhin erwähnten meroitischen Volksschrift zu erwarten, da uns in dieser umfangreichere Texte überliefert sind.

W. K. in Halberstadt. Die soeben erfolgte Veröffentlichung der letzten Volkszählungsergebnisse in Elsaß-Lothringen ermöglicht nachträglich die betreffenden Angaben für den Bezirk Lothringen zu machen. Danach betrug die Gesamtbevölkerung des Bezirks 1. Dez. 1885: 489,729 Seelen (davon 440,495 Katholiken, 40,629 Protestanten und 7442 Juden), die sich auf die einzelnen Kreise wie folgt verteilen:

Kreise QKilom. Einwohner Einwohner auf 1 QKilom.
Metz, Stadt 7 54072 8070
   Land 1076 76570 71
Bolchen 715 42679 60
Château-Salins 975 47835 49
Diedenhofen 947 81268 86
Forbach 699 63575 91
Saarburg 1009 59570 59
Saargemünd 795 64160 81
Bezirk Lothringen: 6222 489729 79

Alex. Naschitz in Temesvár. Über die letzte Volkszählung in Frankreich (30. Mai 1886) liegt bis heute noch keine vollständige Zusammenstellung vor, aus welcher die Einwohnerzahl der einzelnen Ortschaften ersichtlich wäre.

A. S. in Prag. Die Liste fehlender Namen ließe sich jedenfalls noch außerordentlich vermehren; einige der betreffenden Artikel werden Sie vorfinden, zur Aufnahme andrer konnten wir uns indessen nicht entschließen, noch andre (neue Heilmittel u. dgl.) kamen zur Zeit des Drucks noch gar nicht in Frage.

v. W. in Dresden. Wir verweisen Sie auf die wertvolle Arbeit des Geheimen Regierungsrats E. Blenck: „Die geschichtliche Entwickelung, die gegenwärtige Lage und die Zukunft der Stenographie“, in Heft I u. II des 27. Jahrgangs der „Zeitschrift des königlich preußischen Statistischen Büreaus“. Über die gegenwärtige Verbreitung der Kurzschrift entnehmen wir Blencks Angaben folgende Zahlen, die sich lediglich auf die Vertretung der deutschen Originalsysteme beziehen. 1886 gehörten an dem System

in Gabelsberger Neu-Stolze Arends
Ver. Mitgl. Ver. Mitgl. Ver. Mitgl.
Preußen 192 3140 245 5464 53 995
Königreich Sachsen 127 3072 6 207 3 33
Thüringische Staaten 21 505 15 191 1 42
Anhalt 1 20 4 38 1 7
Braunschweig 5 245 2 31 2 21
Mecklenburg 2 25 5 81
Hansestädte 3 108 7 292 2 39
Oldenburg 4 107 1 10
Beide Lippe 4 47 1 27
Hessen 14 391 1 7
Südd. Staaten nebst Elsaß-Lothringen 87 3560 11 279 1 3
Deutschland: 460 11220 298 6627 63 1140
Schweiz 7 147 34 736 1 18
Österreich 53 2111
Rußland 1 15
England 1
Amerika 3 80 6 99
zusammen: 524 13558 338 7462 65 1173
dazu Sammelvereine 2 118
einzeln stehende Mit­glieder der Verbände 497 90
insgesamt: 524 13558 340 8077 65 1263

Für die böhmische Übertragung des Gabelsbergerschen Systems wirkten 6 Vereine mit 189 Mitgliedern, für die italienische 20 mit 696, für die ungarische 14 mit 551, für die dänische 1 mit 43, für die schwedische und norwegische 13 mit 219, für die finnische 2 Vereine mit 226 Mitgliedern. Die englische Übertragung ward zum Teil durch den einen Verein in England und durch die amerikanischen Vereine mit vertreten. Außerdem wurden die Übertragungen auf das Griechische und Bulgarische praktisch angewandt.

Für Übertragungen des Stolzeschen Systems wirkten 1886: 1 Verein mit 13 Mitgliedern in Belgien (französische Stenographie), 1 Verein mit 25 Mitgliedern in Ungarn (ungarische Übertragung). Einige der amerikanischen Vereine pflegten neben dem deutschen System die Übertragung auf das Englische. Anhänger besitzt außerdem die Übertragung auf das Russische. Auch die Übertragung des Gabelsbergerschen Systems auf die russische Sprache hat einige Anhänger. Die schwedische Übertragung des Arendsschen Systems vertraten 15 Vereine in Schweden und 1 Verein in Amerika mit zusammen 230 Mitgliedern.

Daneben bestehen in Deutschland Vereine nach Faulmann (11 Vereine mit 327 Mitgliedern), dessen System auch in Österreich (5) und der Schweiz (4) vertreten ist, Merkes, Velten (beide fast ausschließlich in der Rheinprovinz und Westfalen vertreten), Roller (schätzungsweise ebensoviel Vereine [1026] wie Arends), Lehmann (Stenotachygraphie), Werth (1 Verein in Münster i. W.) und Herzog (1 Verein in Pommern).

Das Gabelsbergersche System, das bereits vor dem Erscheinen des Stolzeschen in Bayern, Österreich und Sachsen Boden gefaßt hatte, ist in den höhern Lehranstalten der genannten drei Staaten als fakultativer Unterrichtsgegenstand eingeführt und wird auch durch eine Staatsanstalt, das königlich sächsische stenographische Institut, vertreten. In Preußen und in der Schweiz, den beiden einzigen größern Ländern deutscher Zunge, wo freier Wettbetrieb waltet, ist, wie hier noch bemerkt werden möge, das Neu-Stolzesche System am stärksten vertreten, wie denn die Schweiz überhaupt einen sehr fruchtbaren Boden für die Kurzschrift bietet. Universitätsvorlesungen über Stenographie wurden im Wintersemester 1886 in Berlin, Königsberg, Graz, Lemberg und Wien gehalten.

Von den fremdländischen Systemen liegt uns keine Statistik vor. In England ist das 1837 erschienene System von Isaak Pitman am verbreitetsten, dessen 50jähriges Jubiläum, zugleich mit dem 300jährigen Bestehen der modernen Kurzschrift überhaupt, im September 1887 durch einen internationalen Stenographenkongreß in London gefeiert wurde. Einen Anhalt für die Verbreitung der Pitmanschen Phonographie gibt die Thatsache, daß Pitmans kleines Lehrbuch „The phonetic teacher“ bisher in mehr als einer Million Exemplaren erschienen ist. In Amerika existiert eine Reihe von Systemen, die fast alle Modifikationen des Pitmanschen sind. Am weitesten verbreitet ist wohl dort das System von Ben Pitman, Isaak Pitmans Bruder. In Frankreich hat die größte Ausdehnung das System des Abbé Duployé gewonnen, das in zahlreichen Elementarschulen gelehrt wird. Daneben kommt das System von Prévost-Delaunay in Betracht. Die übrigen Staaten haben keine nennenswerten Originalsysteme.

F. in Arona. Für Wahlkonsuln des Deutschen Reichs ist eine besondere Qualifikation nicht erforderlich. Das Konsulatsgesetz vom 8. Nov. 1867 (§ 9) beschränkt sich auf die Vorschrift, daß zu Wahlkonsuln vorzugsweise Kaufleute ernannt werden sollen, welchen das Bundesindigenat (die Reichsangehörigkeit) zusteht. Berufskonsuln dagegen können nur Reichsangehörige werden, welche entweder 1) die erste juristische Prüfung in einem deutschen Bundesstaat bestanden und außerdem mindestens drei Jahre im innern Dienst oder in der Advokatur und mindestens zwei Jahre im Konsulatsdienst des Reichs oder eines Bundesstaats beschäftigt gewesen sind, oder 2) die besondere Prüfung bestanden haben, welche für den Konsulatsdienst eingeführt ist (Konsulatsprüfung). Diese ist durch Regulativ vom 28. Febr. 1873 normiert. Sie erfolgt durch eine vom Reichskanzler zusammengesetzte Kommission und besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Examen. Die Prüfung erstreckt sich auf Sprachen, Konsulatswesen, Geschichte, Geographie, Statistik, Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Handelswissenschaft. Die Meldung zur Prüfung ist unter Anschluß einer ausführlichen Lebenslaufsbeschreibung an das Auswärtige Amt in Berlin zu richten.

L. H. in Altona. „Koog“ verweist auf „Polder“. Bei dem anatomischen Artikel sind die Einzelartikel zu Rate zu ziehen, wo Sie näheres über den Zweck der einzelnen Organe finden. Der Sänger B. ist entbehrlich.

H. G. in O. Sie fragen uns, ob die im Anschluß an die biblische Erzählung von der Erschaffung der Eva weitverbreitete Sage, daß die Männer eine Rippe mehr besäßen als die Frauen, thatsächlich begründet sei? Sie ist es nicht. Den Männern wie den Frauen kommen normal zwölf Rippenpaare zu, aber es finden sich nicht selten beim Menschen überzählige Rippen und zwar bald oben am Hals, bald am untern Ende des Brustkorbes, und diese überzähligen Rippen sind nicht selten bloß auf der einen Seite ausgebildet, so daß dann der Schein entsteht, als ob der betreffenden Person auf der einen Seite eine Rippe fehle, während sie in Wirklichkeit vielmehr auf der andern eine zu viel hat. Diese überzähligen Rippen sind im Embryo des Menschen normal angelegt, im Zusammenhang mit der Thatsache, daß die unter ihm stehenden Wirbeltiere mehr Rippenpaare ausbilden als er. Der Gorilla z. B. besitzt regelmäßig 13 Rippenpaare, und dieselbe Zahl soll bei niedern Menschenrassen (nach Blumenbach z. B. bei den Botokuden) häufiger vorkommen. Mehrere Anatomen haben dieses Verhalten mit der biblischen Erzählung in Zusammenhang bringen wollen, doch wird anderseits von einer Anzahl jüdischer Bibelforscher schon seit Jahrhunderten behauptet, die Erzählung von der Erschaffung der Eva aus einer Rippe Adams stehe gar nicht in der Bibel. Die jüdische Schöpfungslehre behaupte vielmehr (gleich derjenigen vieler andrer Völker), der Mensch sei ursprünglich in tierischer Gestalt mit einem Schwanz erschaffen worden, den ihm der Schöpfer erst nachträglich der höhern Würde wegen genommen habe, Anschauungen, die offenbar durch das Schwanzrudiment am Skelett und durch das häufigere Vorkommen geschwänzter Menschen genährt wurden. Aus dem abgeschnittenen Stück aber und nicht aus einer Rippe sei dann Eva erschaffen worden. Näheres über diese talmudischen Lehren finden Sie in dem im Erscheinen begriffenen Buch von Carus Sterne: „Die alte und die neue Weltanschauung“ (Stuttg. 1888), S. 326.

Dr. Werner in Mainz. Der Ritter Arnold von Harff, über welchen Sie Auskunft verlangen, wurde 1471 auf dem Schloß Harff an der Erft im Herzogtum Jülich geboren. Er trat 7. Nov. 1496 von Köln aus eine Fahrt nach dem Morgenland an, durchwanderte Deutschland und Italien, schiffte sich im Februar 1497 in Venedig nach Alexandria ein, besuchte Kairo und die heiligen Stätten der Sinaihalbinsel; wahrscheinlich von dort wandte er sich nach dem Gelobten Land, zog weiter über Damaskus und Haleb nach Antiochia, dann durch die ganze Länge Kleinasiens bis Brussa und wählte über die südlichen Halbinseln Europas, Frankreich und die Niederlande den Heimweg. Am 10. Okt. 1499 traf er in Heinsberg beim Herzog von Jülich wieder ein. Später wurde er Erbkämmerer im Land Geldern, starb jedoch schon im Januar 1505 auf seinem Stammsitz in Harff. Er hinterließ eine in mehreren Handschriften erhaltene Beschreibung seiner Reise, die dadurch merkwürdig ist, daß er auch Indien, die Nikobaren, Madagaskar und das Nilquellgebiet besucht zu haben vorgibt. Die Quellen dieser interessanten Erdichtung sind nachgewiesen von L. Korth in der „Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins“, Bd. 5 (1884), S. 191 ff. Eine Ausgabe des ganzen Reiseberichts wurde schon vor einigen Jahrzehnten durch E. v. Groote veranstaltet (Köln 1860), jedoch wäre eine kritische Neubearbeitung zu wünschen.

Baurat F. in Breslau. Die Historische Station zu Rom ist 9. April 1888 vom preußischen [1027] Unterrichtsministerium errichtet worden, um die wissenschaftliche Erforschung deutscher Geschichte zunächst im vatikanischen Archiv, sodann in den übrigen römischen und italienischen Archiven und Bibliotheken zu fördern und deutsche Forscher bei ihren Arbeiten in Rom zu unterstützen; sie steht unter der Leitung einer durch die königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewählten Kommission. Zunächst sind Dr. Konrad Schottmüller, Professor an der Hauptkadettenanstalt zu Lichterfelde, welcher kürzlich ein Werk über den Templerorden herausgegeben, und Dr. Friedensburg, Privatdozent der Geschichte in Göttingen, nach Rom gesendet worden, um die Herausgabe der Berichte päpstlicher Gesandten in der Reformationszeit vorzubereiten.

O. E. und A. B. in Reudnitz. Der Satz lautet: „Dieselbe setzt … eine spezifische Anlage und deren durch Übung zur vollen Beherrschung sowohl des Gehalts, …, als des sinnlichen Stoffes, …, gelangte Entwickelung voraus etc.“[WS 1] Derselbe bedarf daher nur richtig gelesen, aber nicht berichtigt zu werden.

M. L. in Winterhude. Wie aus dem Prospekt ersichtlich und auch aus dem Artikel „Australien“, den Sie sich nicht genau angesehen haben, hervorgeht, gehört die von Ihnen vermißte Tafel zum Artikel „Ozeanien“ (in vorliegendem Band).

M. H. in Hamburg. Adoxa hat nur floristisches Interesse und gehört nicht ins Konversations-Lexikon.

Cand. phil. S. Schwere in Etzweil. Solcher Sammlungen gibt es viele, es seien nur erwähnt: Gandtner und Junghans, Sammlung von Lehrsätzen und Aufgaben aus der Planimetrie (Berlin, Weidmann); Lieber und Lühmann, Geometrische Konstruktionsaufgaben (Berlin, Simion); Wiese und Lichtblau, Sammlung geometrischer Konstruktionsaufgaben (Hannover, Karl Meyer).

A. K. in Brünn. „Heliominiatüre“ könnte man wohl alles nennen, was mit Hilfe der Photographie verkleinert wird; auf die Drucktechnik angewandt, dient der Name jedenfalls vorzugsweise zur Bezeichnung von Verkleinerungen in Lichtdruck und Photogravüre, resp. Heliographie. Jeder „Künstler“ in diesen Fächern liebt es, seinen oft recht zweifelhaften „Verbesserungen“ einen besondern Namen zu geben, um sie damit zu „Erfindungen“ aufzubauschen. Daraus ist aber schon viel Wirrwarr entstanden.

Karl M. in Wetzlar. Eine Geschichte des Karl Stangenschen Reisebüreaus in Berlin finden Sie in der Zeitschrift „Die Natur“, Jahrg. 1884, Nr. 50. – Die von dem „Deutschen Ökonomist“ mitgeteilt Tabelle der in den letzten fünf Jahren in Deutschland stattgefundenen Gründungen zeigt, daß nach Erlaß des Aktiengesetzes vom 18. Juni 1884 die Gründungsthätigkeit bedeutend eingeschränkt worden war. Im ersten Halbjahr 1884 war sie noch mit besonderm Eifer betrieben worden, im zweiten ließ sie ganz gewaltig nach; das Jahr 1885 ergab noch nicht die Hälfte der 1884er Gründungen. Im J. 1886 hat man sich schon etwas freier bewegt, und 1887 zeigt wieder eine Steigerung. Die Gesamtsumme der deutschen Gründungen und der Betrag der dabei verwandten Kapitalien stellten sich wie folgt:

Jahr Zahl Kapital
1883 193 176032000 Mk.
1884 153 111239000
1885 70 53474000
1886 113 103944000
1887 168 128414000

Außer diesen in deutschen Aktien-Unternehmungen verwendeten Kapitalien sind bekanntlich auch in auswärtigen Anleihen, Aktiengesellschaften etc. sehr bedeutende Beträge deutschen Geldes zur Anlage gelangt.

Rud. Hermann in Marienbad. Sie wünschen zu wissen, welches der längere Fluß ist, der Mississippi oder der Amazonas. Im Konversations-Lexikon finden Sie die Länge des Mississippi-Missouri zu 7052 km angegeben. Diese Länge schließt sämtliche Krümmungen ein, selbst die geringsten. Unsre Angabe stimmt zwar nicht ganz, aber doch so ziemlich mit andern, teilweise ältern Angaben überein. So geben Humphreys u. Abbot („Hydraulics of the Mississippi“) dem Fluß eine Länge von nur 6750 km, Gannet hat 6615 km, de Colange („Gazetteer“) 6999 km, was mit unsrer Angabe am ehesten übereinstimmt. Was nun den Amazonas betrifft, so können ähnliche Angaben kaum gemacht werden, ehe nicht genauere Aufnahmen vorliegen als zur Zeit. Wir gaben dem Amazonas (den Ucayali als Quellstrom angenommen) eine Länge von 5340 km; Wagner (Guthes „Lehrbuch der Geographie“) schätzt dieselbe auf 5500 km. Um aber einen direkten Vergleich zwischen den beiden Flüssen machen zu können, muß man die Länge derselben nach gleichem Prinzip messen, und dies haben wir auf den Karten in Stielers „Handatlas“ mit einer Zirkelöffnung von 10 Seemeilen gethan. Danach mißt der Mississippi-Missouri 5530 km, der Amazonas aber nur 5080 km. Nehmen wir nun an, daß die Krümmungen beider Flüsse den gleichen Prozentsatz erreichen, dann wäre die Gesamtlänge des Amazonas gleich 6480 km, verglichen mit 7052 km für den Mississippi. Wir werden daher kaum irren, wenn wir den Mississippi-Missouri als den längern der beiden Flüsse bezeichnen.

Albert St. in Magdeburg. Die Mitteilungen über die Wetterpflanze wollen Sie mit der größten Vorsicht aufnehmen. Wie eine Pflanze, welche man gegen alle äußern Verhältnisse sorgsam abschließt, auf 48 Stunden das Wetter, sogar Erdbeben vorhersagen soll, ist nicht einzusehen. Die Broschüre des „Entdeckers“ der Wetterpflanze erweckt wenig Vertrauen. Wir halten das Ganze für eine dreiste Spekulation auf die Leichtgläubigkeit des Publikums, welches einer enorm teuren, mit Hieroglyphen etc. versehenen Sache mehr glaubt und derselben mehr Interesse entgegenbringt als den nüchternen Sätzen eines Lehrbuchs.

Karl Haiser in Wien. Wir können Ihrer Ansicht nicht beitreten, die Frage des kleinkaliberigen Gewehrs hinsichtlich der „Art und Konstruktion des Geschosses“ noch als ungelöst oder gar problematisch zu betrachten. Inzwischen hat ja auch die österreichische Regierung, Ihrer Ansicht entgegen, das kleine Kaliber von 8 mm für das neue Repetiergewehr angenommen und dabei nicht unerhebliche Geldopfer gebracht, die jedoch durch die mit dem kleinen Kaliber gewonnenen Vorteile reichlich aufgewogen werden. Zu diesen Vorteilen gehören: leichtere Munition, flachere Flugbahn, größere Treffsicherheit und Durchschlagskraft der Geschosse, geringerer ablenkender Einfluß des Windes auf das fliegende Geschoß, Verminderung des Rückstoßes und schließlich – last not least – humanere Verwundung bei Verwendung der sogen. Verbundgeschosse. Eine Patrone zum 8 mm Gewehr wiegt durchschnittlich 34, zum 11 mm Kaliber 42–43 g. Der Gewinn an Gewicht kommt der notwendig größern Munitionsausrüstung beim Repetiergewehr zu gute. Die flache Flugbahn und die Treffsicherheit sind Folgen der großen Querschnittsbelastung des Geschosses, dem man durchschnittlich eine Länge von 4 Kalibern gibt. Daß die Herstellung eines allen Anforderungen entsprechenden so langen [1028] und dünnen Geschosses schwierig war, ist begreiflich; weiche, selbst Hartbleigeschosse sind wegen zu großer Stauchung und des dadurch verursachten Widerstandes in den Zügen ganz ungeeignet, selbst die Kupfermantelgeschosse befriedigen nicht. Ein entscheidender Fortschritt war das Compoundgeschoß von Lorenz in Karlsruhe, in dessen Mantel aus Kupfer, Stahl oder einer Nickellegierung (Nickel und Antimon) ein Kern aus Weich- oder Hartblei (97 Blei, 3 Antimon) eingelötet ist, wodurch einer Deformierung der Geschosse vorgebeugt und deren Durchschlagskraft außerordentlich gesteigert ist, so daß sie in den Weich- und Knochenteilen von Menschen- und Tierkörpern nur einen runden Schußkanal erzeugen und nicht die Verwüstungen hier anrichten wie Bleigeschosse. Der fingerhutartige Mantel ist gepreßt, vorn etwa 1,5 mm dick, nach hinten zur Dünne feinen Papiers auslaufend. Um den Stahlmantel gegen Rost bei der Aufbewahrung der Patrone zu schützen, hat ihn Lorenz vernickelt. Die 4 Kalibergeschosse bedürfen bei der Anfangsgeschwindigkeit von 550–600 m eines außerordentlich steilen Dralles, um die nötige Festigkeit in der Achsenrichtung des Geschosses beim Schießen zu erlangen. Hebler hat seinem 7,5 mm Kaliber 12 cm Dralllänge gegeben, das Geschoß macht dann im Flug in der Sekunde gegen 5000 Umdrehungen um seine Achse. Sehr günstige Treffergebnisse erzielte man durch Nachahmung der Artillerie, indem man dem Geschoß am Boden einen etwa 5 mm breiten Führungsteil gab, der sich allein in die Züge einpreßt, während der übrige Teil des Geschosses nur den Durchmesser der Seele zwischen den Feldern hat, so daß derselbe gar nicht in die Züge eintritt.

Größere Schwierigkeiten als das Geschoß machte die Pulverladung. Lorenz in Karlsruhe hat ein Patent auf das Verdichten der Pulverladung in der Patronenhülse mit stark eingezogenem Geschoßraum unter Freilassung eines zentralen Längskanals erhalten. Obschon mit solchen Patronen die besten Erfolge erzielt wurden, konnten sie doch das Verlangen nach einem bessern, namentlich einem rauchlos verbrennenden Pulver nicht befriedigen. Frankreich hat mit dem Pikrinpulver des Obersten Brugère bei den Gewehren gleich üble Erfahrungen gemacht wie mit dem Melinit bei Verwendung als Sprengladung in Artilleriegeschossen. Es verwendet jetzt ein von Vieille erfundenes rauchloses Pulver, dessen Hauptbestandteil Schießwolle ist. Neuerdings hat aber die Pulverfabrik Rottweil-Hamburg, welche sich bereits durch die Erfindung des braunen Geschützpulvers einen Weltruf erwarb, ein Gewehrpulver mit wenig Rauch erfunden, welches auch für das österreichische neue Gewehr angenommen worden sein soll. Es scheint, daß auch andre Staaten dasselbe erworben haben da die Gesellschaft behufs großartiger Betriebserweiterung zur Anfertigung dieses Gewehrpulvers eine Anleihe von 900,000 Mk. aufgenommen hat. Die Zusammensetzung, Herstellung und Leistungen dieses Pulvers sind noch Geheimnis, wie denn alle Staaten, selbst neuerdings die Schweiz, das Geburtsland der kleinkaliberigen Gewehre, über ihre Gewehrversuche strenges Schweigen beobachten.

Der Geradezugverschluß des österreichischen Gewehrs (System Mannlicher) ist der denkbar einfachste. An der Verschlußkammer sitzt unten ein um ein Scharnier auf und nieder drehbarer Riegel, der schwalbenschwanzförmig einen keilförmigem Ansatz am Griffteil des Verschlusses umfaßt. Mit dem in der Verschlußkammer vor und zurück verschiebbaren Griffteil wird der Verschluß geöffnet und geschlossen, hierbei der bewegliche Riegel gehoben, bez. so weit nach unten gedruckt, daß er hinter einen Ansatz der Verschlußhülse greift und so den Rückstoß auffangen kann, der Schlagbolzen wird gespannt etc. Die Patronen stecken zu fünf in einem halbkapselartigen Magazin, welches mit kurzem Griff durch die Ladeöffnung eingesetzt wird; nach dem Ausschießen wird es selbstthätig nach unten ausgeworfen. Das Visier reicht bis 2500 m. Deutschland hat für das neuanzufertigende Repetiergewehr von 8 mm Kaliber gleichfalls einen Mannlicher-Verschluß angenommen, der noch Patentgeheimnis (vom Staat angekauft) ist. Frankreich hat bereits einen großen Teil seiner Armee mit dem neuen Repetiergewehr M/86 von 8 mm Kaliber bewaffnet. Dasselbe hat Vorderschaftmagazin; der Geradezugverschluß ähnelt demjenigen von Gras-Kropatschek; das Verbundgeschoß hat einen Mantel aus Nickellegierung.

Richard Wendt in Hamburg. Der am 20. Nov. 1881 in Wiesbaden verstorbene Komponist Kéler Béla, eigentlich Albert von Kéler, wurde 13. Febr. 1820 zu Bartfeld in Ungarn geboren. Er begann juristische Studien, ging aber dann zur Landwirtschaft und 1845 zur Musik über und studierte zu Wien unter Schlesinger und Sechter. Nachdem er einige Zeit als Violonist im Theater an der Wien mitgewirkt und durch seine Tänze und Märsche bekannt geworden, wirkte er 1854 kurze Zeit als Dirigent der früher Gunglschen Kapelle in Berlin, kehrte dann nach Wien zurück an die Spitze der Kapelle des soeben verstorbenen Lanner (1855) und war sodann 1856–1863 Militärkapellmeister zu Wien und bis 1873 in Wiesbaden, wo er seitdem privatisierte.

H. v. Üchtritz in Berlin. Ein Verzeichnis der zur Zeit erscheinenden heraldischen Zeitschriften finden Sie in Professor Hildebrandts „Wappen-Fibel“, wo auch die Adressen einiger Wappenmaler angegeben sind.

Finanzrat B. in Debreczin. Wir verweisen Sie auf das soeben im Verlag von M. Diesterweg in Frankfurt a. M. erschienene Werk von G. Schinkenberger und H. Kreidel: „Handbuch der Berechnungen von Anleihen und Annuitäten und der Kurs- und Rentabilitätswerte von Obligationen“. Dasselbe ist auf Grundlage von 32 Tilgungsplänen mit verschiedenen Tilgungsweisen ohne algebraische Zeichen und Symbole ausführlich für die Praxis bearbeitet und entspricht diesem seinem Zweck vollkommen. Die finanzwissenschaftliche Litteratur hat zwar keinen Mangel an Werken über Zinseszinsen und Renten sowie über deren Anwendung auf die Berechnung von Anleihen und Obligationen, diese sind aber mehr als Lehrbücher der Mathematik denn als Nachschlagbücher und Wegweiser für die Praxis abgefaßt. Das vorliegende Buch setzt deshalb bei gänzlicher Vermeidung der Buchstabenrechnung von dem Benutzer nur die Kenntnis der vier Spezies voraus und belehrt hauptsächlich durch praktische Beispiele, gibt daneben aber dem geübten Rechner und Finanzbeamten auch ausführliche logarithmische Tafeln als Hilfsmittel an die Hand.




Druck vom Bibliographischen Institut in Leipzig.
Holzfreies Papier.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Stelle aus dem Artikel Kunst in Band 10, Seite 303