MKL1888:Korykische Höhle
[497] Korykische Höhle, im Altertum berühmte Lokalität an der Küste des Rauhen Kilikien, der Sage nach das Gefängnis des von Zeus besiegten Typhon, im Frühling 1890 von Th. Bent näher untersucht. Es ist eine ovale, durch die Thätigkeit des Wassers entstandene Depression, wie sie in Kleinasien unter dem Namen „duden“ vielfach vorkommen, mit steilen Wänden, 270 m lang, im Durchschnitt 20 m breit, am nördlichen Ende 30 m, am südlichen 69 m tief in das Kalksteinplateau eingesenkt. Am südlichen Ende der Vertiefung betritt man die eigentliche Tropfsteinhöhle, die sich noch 60 m weit in die Erde hineinzieht. Hier ist noch ein Stück des antiken, mit polygonalen Steinen gepflasterten Weges erhalten. Am Eingang stand in alter Zeit ein Tempel, an dessen Stelle später eine byzantinische Kirche trat. Der Boden der Depression bietet den Herden der nomadischen Jürüken reichliche Weide; sie nennen sie deshalb das Paradies. Etwa 90 m nördlich vom Nordende der Korykischen Höhle liegt eine zweite, das Fegefeuer genannt, viel kleiner, aber tiefer und von schrecklicherm Aussehen als jene, fast rund und wegen der zurückweichenden und mit Stalaktiten bedeckten Wände unzugänglich. Pomponius Mela erwähnt sie als Typhonia. Wahrscheinlich hängt sie unterirdisch mit der ersten zusammen. Etwa eine englische Meile entfernt fand Bent auf einem Hügel die Ruinen eines Tempels des Korykischen Zeus. Eine dritte Höhle oder Depression, der Korykischen sehr ähnlich, liegt 5 englische Meilen nordöstlich von derselben; sie war Inschriften zufolge dem olbischen Zeus heilig, ist fast kreisrund, 67 m tief, 3/4 englische Meilen im Umfang. Ihre Wände waren mit Reliefs und Inschriften geschmückt, und in ihrer Mitte stand einst ein Tempel.