MKL1888:Kottische Alpen
[125] Kottische Alpen, ein Teil der Westalpen (s. Karte „Alpen“), welcher südlich durch die Thalebene der Stura und der Ubaye von den Seealpen, nördlich durch die Thäler der Dora Riparia und des Arc von den Grajischen Alpen geschieden ist, mit dem größern Teil zu Frankreich (Departement Nieder- und Oberalpen, Isère und Savoyen), mit dem kleinern östlichen Teil zu Italien (Provinz Cuneo und Turin) gehört und aus zahlreichen um die Thäler der Durance und des Drac gruppierten Bergen und Bergzügen ohne bestimmte Richtung besteht. Den Namen hat das Gebirge von dem Fürstengeschlecht der Kottier, das, bevor die Römer ihre Macht bis hierher ausdehnten, in diesen Gegenden herrschte. Die bedeutendste Höhe erreicht in den Kottischen Alpen die westlich gelegene mächtige Pelvouxgruppe (Barre des Ecrins oder Pointe des Arsines, 4103 m) mit weiten Schneefeldern und Gletschern. In der östlichen Gruppe, den eigentlichen Kottischen Alpen, bildet der isolierte, 3845 m hohe Monte Viso (s. d.) den Mittelpunkt. Nördlich von diesem führt der Col de la Traversette, 2995 m hoch, über diese Gruppe. Darunter liegt der 72 m lange, im 15. Jahrh. erbaute Tunnel Trou de la Traversette, 2600 m hoch. Die wichtigsten Übergänge in den Kottischen Alpen sind der fahrbare, Briançon mit Susa verbindende Paß des Mont Genèvre, 1860 m, dann der von Grenoble und dem Romanchethal über die Pelvouxgruppe nach Briançon führende Col de Lautaret, 2075 m, mit der schönen, unter Napoleon I. begonnenen und unter Napoleon III. vollendeten Gebirgsstraße, endlich als nördliche Begrenzung die Mont Cenis-Bahn. Östlich fallen die Kottischen Alpen gegen die Poebene sehr steil ab.