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MKL1888:Kran

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kran“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 144147
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Wiktionary: Kran
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Kran. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 144–147. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kran (Version vom 18.12.2023)

[144] Kran (Kranich), Aufzugsmaschine, welche gestattet, die Last, während sie gehoben wird, auch noch in horizontaler Richtung fortzubewegen. In seiner einfachsten Gestalt besteht der K. aus einer starken Säule (Kransäule, Kranständer) und einem an dieser befestigten, meist schräg aufwärts gerichteten Balken (Ausleger, Schnabel, Kranbracke). Die Last wird von dem Haken an dem einen Ende des Zugtaues erfaßt, welches über Rollen von der Spitze des Auslegers zum Kranständer und an diesem herab zu einer Windetrommel läuft, von welcher das andre Tauende gefaßt wird. Wird nun die Last durch Aufwinden des Taues gehoben, so gestattet eine Drehung des Auslegers oder der Kransäule, sie auch seitwärts

Fig. 1.
Frei stehender Kran, Uferkran.

zu bewegen. Ist hierbei der Aufhängepunkt der Last unveränderlich an der Spitze des Auslegers, so kann die Last nur im Umfang eines Kreises bewegt werden, während bei veränderlichem Aufhängepunkt die ganze Kreisfläche beherrscht wird. Die Kransäule steht entweder frei (Uferkran), oder sie dreht sich um zwei Endzapfen (Gebäudekran, Wandkran). Man macht aber auch die ganze Maschine beweglich, indem man sie auf einen Wagen stellt (transportabler K.), der beim Eisenbahnkran auf Schienen läuft.

Die Konstruktion eines frei stehenden Krans veranschaulicht Fig. 1. Man befestigt die Säule a auf der starken gußeisernen Platte b, die durch kräftige Bolzen c mit dem Fundament d vereinigt wird. Oben trägt die Kransäule a einen Zapfen i, auf welch letztern mittels einer nach abwärts gekehrten Pfanne das bewegliche Drehgerüst g gehängt ist, während sich dieses gleichzeitig unterwärts vermittelst Rollen im erweiterten ringförmigen Unterteil kk′ (des Drehgerüstes) gegen den cylindrischen gut abgedrehten Teil a′ der Säule a stützt. Den Auslader ln, welcher von der zu fördernden Last q nur auf Druck in Anspruch genommen wird, bildet man aus Holz oder Gußeisen oder als Hohlkörper aus Blech. Die Zugstange mn wird nur auf Zerreißen in Anspruch genommen und deshalb aus Schmiedeeisen hergestellt. Das aus Zahnrädern und Kettentrommeln gebildete Windewerk rs zum Heben und Senken der Last hängt, wie der Mechanismus v zum Drehen des Krans, durch geeignete Schilder etc. am Drehgerüst g. Da [145] der Ausleger bei dieser Konstruktion viel Raum einnimmt und oft hinderlich wird, so hat Fairbairn Kräne aus Eisenblech konstruiert, bei denen Ausleger, Zugstange und Kransäule zu einem Ganzen verbunden sind und gleichsam nur aus einem Stück bestehen, dessen Querschnitte rechtwinkelig zur geometrischen Mittel- und Achslinie überall Rechtecke bilden. Aufzugskette und Windetrommel liegen in dem Hohlkörper, während das Windewerk wie die Mechanismen zum Drehen des ganzen Krans um einen tief im Fundament liegenden Spurzapfen und um das mit Friktionsrollen ausgestattete Halslager an den Außenseiten des Krans angebracht sind. Bei diesen Kränen erhält die Seil- oder Kettentrommel ihre Drehung von einer Kurbel aus, welche entweder durch Menschenkraft oder durch Dampfkraft betrieben wird, wonach man sie als Handkräne oder Dampfkräne bezeichnet. Fig. 1 stellt einen Handkran dar.

Fig. 2.
Wandkran mit Dampfbetrieb.

Fig. 2 zeigt einen als Dampfkran ausgeführten Wandkran (Dampfwandkran). Der K. ist mittels der Platte A an der Mauer befestigt, zwischen den Tragkonsolen B und C dreht sich der Ausleger um zwei Drehzapfen. Er wird aus zwei Eisenblechwänden gebildet, welche durch Querplatten und Querleisten entsprechend verbunden sind. F ist der Dampfcylinder, und die Übertragung der Bewegung der Kolbenstange auf die Welle des Schwungrades G erfolgt in der bekannten Weise durch Bleuelstange und Kurbel. Auf der Schwungradwelle befindet sich ein Getriebe, welches in das große Stirnrad M greift, dessen Achse die Windetrommel O trägt. Die Anordnung des Lastseils V, der Katze S, durch welche der Aufhängepunkt der Last T beliebig verändert werden kann, erhellt ohne weiteres aus der Abbildung.

Fig. 3 zeigt einen Eisenbahnkran mit dem Ausleger L aus Façoneisen und dem Windewerk R zwischen[WS 1] zwei gußeisernen Schildern G, welche die mit

Fig. 3.
Eisenbahnkran.

dem Wagen fest verbundene Zentralsäule umrahmen. Ein schweres Gegengewicht H sichert die Stabilität des Krans bei der Belastung, kann aber nach einwärts [146] geschoben werden, damit es nicht die Stabilität der unbelasteten Maschine gefährde. Bei dem mit Dampfkraft betriebenen Eisenbahnkran bildet ein (meist stehender) Dampfkessel das Gegengewicht, und die Dampfmaschine wird zugleich zur Fortbewegung der ganzen Maschine benutzt.

Statt des Dampfes kann zum Betrieb des Krans auch Wasserdruck benutzt werden. Bei dem ersten hydraulischen K., welchen Armstrong 1846 am Kai von Newcastle errichtete, wurde das Wasser der städtischen Wasserleitung benutzt, welches einen Druck von 60 m Wassersäule besitzt. Dieser K. hat folgende Einrichtung: Das Druckwasser wird mittels einer Schiebersteuerung in einen stehenden Cylinder geleitet, in welchem es von oben auf einen Kolben wirkt und denselben niederdrückt. Die Kolbenstange überträgt den Wasserdruck auf die Kette, und diese hebt die Last. Die Drehung des Krans erfolgt durch einen zweiten, liegenden Wassercylinder, dessen Kolbenstange, in eine Zahnstange ausgehend, an ein Zahnrad am übrigen Krangerüst

Fig. 4.
Schwingkran.

drückt und es nach einer oder der andern Richtung dreht, je nachdem der Wasserdruck vor oder hinter den Kolben geleitet wild. Heute baut man die hydraulischen Kräne meist direktwirkend, d. h. man läßt die Säule, statt in den Boden, in einen in den Boden fundierten Preßcylinder ein, und indem man Wasser von ca. 12–20 Atmosphären Spannung in den Cylinder leitet, hebt sich die Säule, auf deren Grundfläche dieser Druck nach aufwärts wirkt, samt ihrem Ausleger etc. und der angehängten Last. Das Niedersinken geschieht bei geöffnetem Auslaßrohr durch das eigne Gewicht, und so hat man keinen Mechanismus am K. als einen Muschelschieber oder ein Ventilpaar für die Wasserwege. Hat beispielsweise der Kolben solch eines Krans einen Durchmesser von 34 cm, d. h. eine Querschnittsfläche von 908 qcm, so wirkt auf ihn Wasser von 10 Atmosphären mit kg nach aufwärts, weil der Druck einer Atmosphäre 1 kg pro 1 qcm beträgt. Ist ferner das Eigengewicht der Konstruktion selbst 2000 kg, so erübrigt eine 7000 kg betragende Hubkraft. Der Wasserdruck kann für mehrere Kräne durch eine kleine, dauernd gehende Pumpe geliefert und deren Arbeit in einem Windkessel oder unter einem mit Gewichten beschwerten Kolben (sogen. Akkumulator, s. d.) aufgespart werden, so daß der jedesmalige Hub auch rasch geschieht. Letzterer Art sind unter andern die Kräne der Bessemerhütten.

Während die bisher beschriebenen Kräne hauptsächlich zum Heben von Lasten bestimmt waren, dienen die in England gebräuchlichen Schwingkräne (Gehängekräne, engl. Droops) ausschließlich zum Senken von Lasten, speziell zum Beladen von Kohlenschiffen von hoch gelegenen Rampen aus. Die Einrichtung dieser Kräne ist aus Fig. 4 zu ersehen. Zwei sehr starke, große gußeiserne, parallel zu einem Ganzen vereinigte Balanciers a, die sich um eine gemeinsame Achse b drehen, sind an dem einen Ende c mit der wagschalähnlichen Plattform d, am andern Ende mit dem Gegengewicht q belastet. Die beladenen Wagen w fahren von dem unbeweglichen Gerüst g auf die gehobene und festgestellte Plattform und werden von dieser aus entleert. Auf der Balancierwelle sind zwei starke gußeiserne verzahnte Kreisbogen h befestigt, deren Zähne in zwei Zahnräder i fassen, welche mit der Bremsscheibe k auf derselben Welle sitzen. Die Bandbremse l wird vom Gerüst g aus durch den Hebel p und die Druckstange m in Thätigkeit gesetzt. Die Wagen sinken durch ihr eignes Gewicht unter der Einwirkung der Bremse sanft nieder und werden nach der Entleerung durch das Gegengewicht q gehoben.

Zu den Kränen rechnet man gewöhnlich auch die Winden auf fahrbaren Hochgerüsten (die sogen. Laufkräne), welche zum Heben und Senken und gleichzeitig zum Horizontaltransport von Lasten bestimmt sind, obwohl ihnen das charakteristische Merkmal des Krans, der Ausleger, völlig fehlt. Diese Laufkräne bestehen meist aus zwei Brückenträgern, welche oben die fahrbare Winde tragen, deren Kette zwischen ihnen niederhängt. Die Brückenträger selbst ruhen auf Rädern, welche auf Schienen über Mauerpfeiler mittels eines Räderantriebs und gleichfalls durch eine Handkurbel verschoben werden können. Damit das Fortschreiten über den beiderseitigen Mauerpfeilern ganz gleichmäßig geschieht, sind die die große Brücke tragenden Räder durch eine Welle gekuppelt, welche von der einen zur andern Seite läuft. Laufkräne, im Freien stehend, erhalten meist das Windewerk unten. Hier sind die obern Brückenträger meist mittels zweier Tragwände direkt auf Bodenschienen gestellt und benötigen so den geringsten Materialaufwand. Laufkräne, welche für Innenräume von Gebäuden bestimmt sind, werden häufig mittels Seiltransmissionen durch eine feststehende Dampfmaschine in Thätigkeit gesetzt. Als Schiebekräne oder Scherenkräne bezeichnet man diejenigen Maschinen zur Bewegung von Lasten, welche bisher unter dem Namen der Zweifüße oder Mastenmaschinen bekannt waren. Sie bestehen hauptsächlich aus zwei geneigten hölzernen oder eisernen (röhrenförmigen) Bäumen und werden durch nach verschiedenen Seiten hingehende Ketten oder Seile, die man vermittelst Anker im Erdboden befestigt, gehalten. Sie dienen hauptsächlich zur Ausrüstung der Segelschiffe, zum Aufstellen der Masten etc., eignen sich aber nur zum Heben und Senken der Last in vertikaler, nicht zum Transport derselben in horizontaler Richtung. Erst in neuester Zeit hat man angefangen, durch geeignete Bewegung der Fußstützen der Bäume diesen Maschinen größere Verwendbarkeit zu geben, und muß sie nun den Kränen anreihen. Über den Wasserkran s. d. Vgl. Weisbach, Ingenieur- und Maschinenmechanik, Teil 3, Abt. 2 (2. Aufl. von Herrmann, Braunschw. 1880); Rühlmann, Allgemeine Maschinenlehre, Bd. 4 (das. 1875); Ernst, Die Hebezeuge (Berl. 1883); Uhland, Die Hebeapparate, deren Konstruktion, Anlage und Betrieb (Jena 1882).

[147] Kran (Hezār), pers. Silbermünze, 4,781 g schwer und 960/1000 fein, = 0,976 Mk.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 506
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[506] Kran. Ein K. von bisher nicht erreichten Dimensionen ist in Hamburg dem Betrieb übergeben worden. Seine Tragkraft beträgt 150 Tons (150,000 kg) und ist auf 180 T. geprüft worden. Er hebt diese Last in 15 Min. 6 m hoch und dreht sie in 5 Min. um 360°. Er ruht mittels Rädern auf einer Drehscheibe von 13 m, die Ausladung beträgt 10 m im Lichten, resp. 17,3 m, vom Mittelzapfen gerechnet, die Ausbalancierung geschieht durch einen mit 250,000 kg Sand gefüllten Ballastkasten, und die höchste Rolle am K. liegt 30,5 m über dem Kai.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ziw-schen