MKL1888:Kriegsspiel
[220] Kriegsspiel, die Durchführung von Gefechtsübungen auf Plänen mit metallenen Truppenzeichen gleichen Maßstabs, wobei die Teilnehmer in zwei Parteien geteilt sind. Das K. soll dem Offizier Übung in der Truppenführung geben und kommt nach der vom Leiter desselben gegebenen Gefechtsidee lediglich nach taktischen Grundsätzen zur Ausführung. Nachdem es gelungen ist, die früher gebräuchlichen vielen einengenden Spielregeln nach und nach zu beseitigen, bringt das K. den Charakter des heutigen Gefechts möglichst treu zur Darstellung, so daß es weniger Spiel als ein „Manöver auf der Karte“ ist. Man unterscheidet das strategische K. auf der Generalstabskarte, das große taktische und Detachementskriegsspiel auf Plänen im Maßstab von 1 : 8000 oder 1 : 6250. Das Festungskriegsspiel ist eine Übung im Angriff und der Verteidigung von Festungen (Festungskrieg) auf Plänen. Die erheblich verwickeltern Verhältnisse dieses Kampfes machen dieses K. auch entsprechend komplizierter als das der Feldschlacht, es findet aber bei dem Aufschwung der Taktik des Festungskriegs in Deutschland eine sorgsame Pflege. 1876 ist auf Anregung des damaligen Marineministers v. Stosch ein Seekriegsspiel eingeführt worden. – Das K. wurde aus dem Kriegsschachspiel des vorigen Jahrhunderts durch den preußischen Hofkriegsrat v. Reiswitz 1824 umgewandelt. Um seine Entwickelung in neuester Zeit haben v. Verdy und Meckel sich besonders verdient gemacht. Anleitungen zum K. gaben v. Reiswitz (Berl. 1824), v. Tschischwitz (4. Aufl., Neiße 1874), Meckel (Berl. 1875), v. Trotha (3. Aufl., das. 1875), Verdy du Vernois (2. Aufl., das. 1881), v. Braun („Das K. der Kavallerie“, Frankf. a. O. 1880).