MKL1888:Kunersdorf

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kunersdorf“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 302303
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Kunersdorf. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 302–303. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kunersdorf (Version vom 26.09.2023)

[302] Kunersdorf, Pfarrdorf im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis West-Sternberg, 6 km von Frankfurt a. O., mit (1885) 813 evang. Einwohnern, ist bekannt durch die Niederlage Friedrichs d. Gr. gegen die Österreicher und Russen 12. Aug. 1759. Während Friedrich in Schlesien Daun beobachtend gegenüberstand, schlugen die Russen die Preußen unter Wedell (23. Juli) bei Züllichau, nahmen Frankfurt a. O. und vereinigten sich mit Laudons Österreichern, was der König lange zu verhindern gesucht hatte. Laudon und Soltikow standen jetzt mit 60,000 Mann regulärer und 18,000 Mann irregulärer Truppen kampfbereit auf dem rechten Ufer der Oder bei Frankfurt (s. den Plan). Der König eilte nun zur Deckung Berlins herbei, vereinigte sich mit Finck und Wedell, überschritt dann mit seiner 48,000 Mann starken Armee bei Göritz unterhalb Frankfurt die Oder und trat 12. Aug., früh 2 Uhr, das rechte Stromufer aufwärts den Vormarsch gegen den Feind an. Dieser war auf allen Seiten gedeckt: der linke Flügel durch die Oder, der rechte durch Sümpfe und Gebüsch als natürliche und durch starke Verschanzungen als künstliche Deckung, die Fronte durch tief liegende Flächen. Die Preußen griffen nach einem heißen, ermüdenden Marsch zunächst den rechten russischen Flügel an, erstiegen nach einem langen, heißen Kampf und trotz des heftigsten Kartätschenfeuers

Karte zur Schlacht bei Kunersdorf (12. Aug. 1759).

aus 100 Kanonen die Schanze, nahmen 70 Geschütze, eroberten K. und brachten die Russen zur Flucht. Bereits nachmittags gingen Siegesboten nach Schlesien und Berlin, obwohl die Russen noch mehrere feste Punkte, namentlich den Spitzberg, innehatten, die der König trotz des Widerratens seiner Generale anzugreifen beschloß, da er sich mit einem halben Sieg nicht begnügen wollte. Der Angriff begann, ohne daß es den Preußen trotz des tapfersten Kampfes möglich gewesen wäre, etwas Entscheidendes auszurichten. Um sein Ziel zu erreichen, rief der König den General Seydlitz mit der Reiterei von seinem Beobachtungsposten, Laudon gegenüber, ab, eine Gelegenheit, die letzterer sofort benutzte, um mit seiner Reiterei sich auf die todesmatten Haufen der Stürmenden zu werfen. Damit war um 7 Uhr abends die Schlacht für Friedrich verloren; sie endete mit wilder Flucht, und der König selbst schrieb nach Berlin: „Alles ist verloren!“ Ihm selbst wurden zwei Pferde unter dem Leib erschossen; eine Kugel prallte nur an einem Etui in seiner Brusttasche ab. Er war in verzweifelter Stimmung und entschlossen, seinen Untergang nicht zu überleben. Die Preußen verloren 18,500 Mann (darunter 550 Offiziere, auch der Dichter [303] Ewald v. Kleist, s. d.), 182 Geschütze, 28 Fahnen und Standarten, die verbündeten Russen und Österreicher 16,000 Mann. Die Uneinigkeit der Verbündeten entriß ihnen aber den Gewinn des Siegs und rettete Preußen. Vgl. Stiehle, Die Schlacht bei K. (Beiheft zum „Militärwochenblatt“, Berl. 1859).