MKL1888:Kuskuteen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kuskuteen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Kuskuteen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 355
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia:
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Kuskuteen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 355. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kuskuteen (Version vom 18.11.2022)

[355] Kuskuteen (Flachsseidenpflanzen), dikotyle Familie aus der Ordnung der Tubifloren, den Konvolvulaceen am nächsten verwandt und als parasitische Seitenlinie derselben zu betrachten, nichtgrüne, auf andern Pflanzen schmarotzende Kräuter mit windenden, fadenartigen, gelblich oder rötlich gefärbten Stengeln, an denen die Blätter durch kleine, farblose, entfernt stehende Schüppchen vertreten sind, in deren Winkeln sich die dichasischen Blütenknäuel entwickeln. Die Blüten sind vier- oder fünfzählig, haben kleine Kelchzähne, eine in der Knospe kochleare, krugförmig gestaltete Blumenkrone, die am Grund innerhalb der Staubgefäße häufig mit gefransten Schuppen versehen ist, vier oder fünf in der Blumenkrone befestigte Staubgefäße und ein zweifächeriges Ovar mit zwei oder einem Griffel und mit zwei Samenknospen in jedem Fach. Die Kapsel springt mit einem Querriß deckelartig ab und enthält zwei Samen in jedem Fach; diese besitzen ein fleischiges Endosperm, um welches der Embryo spiralig gelagert ist, der hier einen einfach fadenförmigen Körper ohne Samenlappen, in einigen Fällen mit zwei verschieden hoch stehenden, rudimentären Blättchen, darstellt. Vgl. Engelmann, Systematical arrangement of the species of the genus Cuscuta (St. Louis 1859). Die K. entwickeln nur bei ihrer Keimung, welche auf der Bodenoberfläche erfolgt, ein wenig tief in den Boden dringendes Würzelchen; das fadenförmige Stengelchen sucht frühzeitig an eine Nährpflanze zu gelangen, um welche es sich windet, und mit welcher es verwächst. Jeder Stengel der K. erzeugt nämlich an allen Stellen, wo er den umwundenen fremden Pflanzenteil berührt, kurze, warzenförmige Gebilde, sogen. Saugwurzeln (Haustorien), deren innerer axialer Teil in das Gewebe der Nährpflanze eindringt und in demselben nach Art der Pilzmycelien wuchert, um die dort vorhandenen fremden Nährstoffe aufzusaugen und in den eignen Stengel überzuleiten. Wenn die Keimpflanze ihre ersten Saugwurzeln in den Wirt getrieben hat, stirbt das bei der Keimung entwickelte, in den Boden gegangene Würzelchen ab, und die Pflanze steht von nun an nicht mehr mit dem Boden in direkter Verbindung; sie bezieht ihren ganzen Nahrungsbedarf aus der befallenen Pflanze, weil sie kein Chlorophyll besitzt und nicht selbst aus Wasser und Kohlensäure organische Substanz herstellen kann. Den grünen Pflanzen, auf welchen die K. schmarotzen, sind sie daher nicht bloß mechanisch als Schlingpflanzen, sondern auch als Räuber von Nahrungsstoffen verderblich, und diejenigen Arten derselben, welche als Unkräuter die Kulturen heimsuchen, sind darum doppelt gefährlich. Die einzige hierher gehörige Gattung ist Cuscuta.