MKL1888:Lärmapparate

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lärmapparate“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 521522
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Lärmapparate. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 521–522. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:L%C3%A4rmapparate (Version vom 04.12.2022)

[521] Lärmapparate (Alarmapparate, Warner), Vorrichtungen an solchen Maschinen, welche einer regelmäßigen Bedienung bedürfen, bestehend in einer Glocke oder Pfeife, welche von der Maschine in dem Augenblick selbstthätig zum Ertönen gebracht wird, wenn die Bedienung nötig ist (wenn z. B. in einem Mahlgang das aufgeschüttete zu mahlende Korn verarbeitet ist und neues aufgeschüttet werden muß). Die Alarmapparate an den Telegraphen, welche dazu

Fig. 1.
Blakes Alarmapparat.

dienen, den Telegraphisten anzurufen, wenn er von einer andern Station eine Depesche empfangen soll, heißen Rufer. Von großer Wichtigkeit sind die Alarmapparate bei solchen Maschinen und Apparaten, bei welchen die Unterlassung der rechtzeitigen Bedienung eine Gefahr mit sich bringt, so z. B. bei den Dampfkesseln. Hierher gehört der Alarmapparat von Blake, der im wesentlichen aus einer bis zu der Linie des niedrigst zulässigen Wasserstandes eines Dampfkessels in denselben hineinragenden Röhre besteht, deren oberes verschlossenes Ende CB (Fig. 1) schraubenförmig gewunden ist. An der Stelle, wo die Schraubenwindungen beginnen, ist eine Dampfpfeife E eingesetzt, die bei normalem Wasserstand durch einen Pfropfen A aus einer bei der Temperatur des Kesseldampfes schmelzenden Metalllegierung gegen die Röhre abgeschlossen ist. Es ist dann das ganze Rohr mit Wasser angefüllt, welches wegen der Wärmeausstrahlung in den Schraubenwindungen eine bedeutend niedrigere Temperatur als der Kesseldampf hat. Sobald jedoch der Wasserstand im Kessel übermäßig [522] sinkt, tritt heißer Dampf in das Rohr, schmelzt den Metallpfropfen hinweg und bringt die Pfeife (Alarmpfeife) zum Ertönen, wodurch der Kesselwärter veranlaßt werden soll, die eben herannahende Gefahr einer Kesselexplosion durch Wasserzuführung in den Kessel zu verhindern. Durch das mittels des Hebels HD bewegliche Ventil F kann man nachher die Pfropfenöffnung vorläufig verschließen, bis nach Abnahme der Pfeife ein neuer Pfropfen eingesetzt ist. Die genannte Metallmischung besteht aus Wismut, Blei und Zinn und ist je nach dem Druck, resp. der Temperatur des Dampfes verschieden zusammengesetzt. Für 4 Atmosphären, entsprechend 145° C., sind z. B. zu nehmen 2 Teile Wismut, 4 Teile Blei, 3 Teile Zinn. Der unter dem Namen Universalkontroll- und Sicherheitsapparat,

Fig. 2.
Schwartzkopffs Universal­kontroll- und Sicherheitsapparat.

Patent R. Schwartzkopff, bekannte Lärmapparat zeichnet sich vor dem Blakeschen in mehrfacher Hinsicht aus. Der Apparat besteht, wie aus Fig. 2 u. 3 ersichtlich, aus zwei ineinander montierten, konzentrisch angeordneten Metallrohren a und i, von denen das innere, unten geschlossene, oben offene Rohr i zur Aufnahme von zwei durch Serpentinkolben m isolierten Drähten dd bestimmt ist, an denen am obern und am untern Ende je eine trichterförmig ausgedrehte Schmelzbüchse k und k1 zur Aufnahme geschmolzener Legierungen befestigt ist. Diese Schmelzbüchsen sowie die von ihnen getragenen, in Form von geschlitzten Ringen angebrachten Legierungen l und l1 sind von dünnwandigen, gerade ins Innenrohr i hineinpassenden Kupfercylindern c und c1 umfaßt. Die Verschlußkolben v u. v1 sollen Verunreinigungen zurückhalten. Das innere Rohr i reicht mit seinem geschlossenen Ende B bis in die Nähe der höchsten feuerberührten Teile des Kessels, während das äußere, unten offene, oben geschlossene Rohr bei der Marke des niedrigst erlaubten Wasserstandes (NW) endigt. Der ringförmige Raum zwischen a u. i ist auf eine gewisse Strecke unterbrochen und an dieser Stelle (lediglich der bessern Abkühlung wegen) durch das schlangenförmige Verbindungsrohr o ersetzt. Der kleine Hahn h im obern Ringraum A dient zum Auslassen der Luft beim Anfeuern des Kessels. Der ganze Ringraum ist samt dem Rohr o bei normalem Wasserstand im Kessel mit Wasser gefüllt. Sinkt das Wasser unter die NW-Linie, so schmilzt unter dem Zutritt von Dampf der im obern Teil befindliche Legierungsring l (Schmelzpunkt bei ca. 100°). Die im untern Teil angebrachte Legierung l1 ist so gewählt, daß sie gerade dann schmilzt, wenn im Kessel die dem höchst zulässigen Druck entsprechende Temperatur erreicht ist (also, je nachdem der Kessel für 2, 3, 4, 5, 6 Atmosphären konzessioniert ist, bei 120, 134, 144, 152, 159° C.).

Fig. 3.
Details des obersten und untersten Teils des Schwartzkopffschen Apparats.

Durch das Schmelzen eines der beiden Pfropfen füllt sich die zugehörige Schmelzbüchse mit der flüssigen, Elektrizität gut leitenden Legierung, so daß dadurch ein elektrischer Strom geschlossen, eine oder mehrere elektrische Klingeln in Bewegung gesetzt und zugleich, ähnlich wie bei den elektrischen Hotelklingeln, eine Signalscheibe sichtbar wird, auf welcher die Nummer des gefährdeten Kessels verzeichnet ist. Der Apparat funktioniert also in der Weise, daß er mit Hilfe einer elektrischen Leitung an beliebig vielen und beliebig weit von den Kesseln entfernten Stellen ein akustisches und ein optisches Signal gibt, 1) wenn der zulässige höchste Druck im Kessel erreicht, resp. um ein Geringes überschritten ist (kontrolliert also Manometer und Sicherheitsventil); 2) wenn der Wasserstand bis zur niedrigst erlaubten Linie gesunken ist (kontrolliert also alle Vorrichtungen zur Erkennung des Wasserstandes); 3) wenn der Kessel bei völligem Wassermangel angeheizt wird, und zwar noch, bevor eine gefährliche Erhitzung der Kesselbleche eingetreten ist; 4) wenn das Kesselwasser die dem höchsten zulässigen Druck entsprechende Temperatur aufgenommen hat, ohne daß gleichzeitig eine dieser Temperatur entsprechende Druckerhöhung eingetreten wäre (s. Siedeverzug).