MKL1888:Léonard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Léonard“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Léonard“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 695
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Hubert Léonard
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Léonard. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 695. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:L%C3%A9onard (Version vom 17.01.2023)

[695] Léonard (spr. -nar), Hubert, Violinspieler und Komponist, geb. 7. April 1819 zu Bellaire bei Lüttich, erhielt seine Ausbildung von 1836 bis 1839 im Pariser Konservatorium durch Habeneck, wirkte dann einige Jahre als Orchestermitglied an der dortigen Großen Oper und unternahm 1845 eine Kunstreise nach Deutschland, wo er besonders in den Leipziger Gewandhauskonzerten mit seinem Spiel wie auch mit seinen Kompositionen (einem Konzert und den Variationen über ein Thema von Haydn) reichen Beifall, unter andern auch bei Mendelssohn, fand. 1848 folgte er einem Ruf nach Brüssel, wo er als erster Violinlehrer am Konservatorium eine ungemein fruchtbare pädagogische Thätigkeit entfaltete und die durch Bériot und Vieuxtemps begründete belgische Violinschule in würdigster Weise vertrat. Mit gleichem Erfolg wirkte er in Paris, nachdem er 1866 dorthin übergesiedelt war, wie dies die große Zahl der dort von ihm ausgebildeten Schüler beweist, unter ihnen Marsick, Paul Viardot, Dengremont u. a. Gleichzeitig bethätigt er sich eifrig als Virtuose, wenn auch nur im Privatkreis, und vorzugsweise als Interpret klassischer Kammermusik, namentlich von zeitgenössischen Komponisten. Als schaffender Künstler verfolgt L. eine durchaus gediegene Richtung, und seine Kompositionen für den Konzertsaal und den Salon (darunter sechs Konzerte mit Orchester, Valse-Caprice, Sérénade à l’Espagnole für drei Violinen mit Klavierbegleitung, Variationen über eine Gavotte von Corelli etc.) sind mit Recht nicht weniger geschätzt als seine Unterrichtswerke (24 Études classiques, 24 Études harmoniques dans les positions, Petite gymnastique du jeune violoniste, 50 Études faciles, Premiers principes du violon, endlich die unter dem Titel: „Ancienne école italienne“ von ihm veranstalteten Ausgaben der Violinkompositionen von Corelli, Tartini, Geminiani u. a.).