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MKL1888:Lógos

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lógos“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lógos“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 873
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Lógos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 873. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:L%C3%B3gos (Version vom 18.01.2023)

[873] Lógos, ein griechisches Wort, das sich auf alle durch die Sprache dargestellten Äußerungen der Vernunft bezieht. Bald bedeutet es Wort, Sprache, Rede überhaupt; bald ungebundene Rede oder Prosa; bald Erzählung, Beschreibung und, vorzüglich in der Mehrzahl, Geschichte, daher unter Logioi Geschichtskundige, Gelehrte und Redner im Gegensatz zu den Dichtern, also Prosaisten überhaupt zu verstehen sind; bald bloße Worte im Gegensatz zur Wirklichkeit; bald Gedanke, Beweis, Grund, Rechenschaft, Rechnung, Proportion, Überlegung, Untersuchung, Lehrsatz, System, ja sogar Weisheit, Logik (s. d.) etc. In der griechischen Philosophie spielte der L. als immanente Weltvernunft eine große Rolle, namentlich bei den Stoikern; in der daran sich anlehnenden jüdisch-alexandrinischen Religionsphilosophie bezeichnete L. den von Ewigkeit her gedachten Weltgedanken Gottes, der bei der Schöpfung aus Gott herausgetreten sei, den sogen. Sohn Gottes, den Abglanz der göttlichen Vollkommenheit, das beim Schöpfungswerk beteiligte Mittelwesen zwischen Gott und Welt. Der Evangelist Johannes benutzte diese Idee vom L. zur Darstellung der metaphysischen Gottessohnschaft Christi und hat damit den Anstoß zur gesamten christlichen Dogmengeschichte (s. d.), insonderheit zur Christologie (s. d.) gegeben. Vgl. Duncker, Zur Geschichte der christlichen Logoslehre (Götting. 1848); M. Heinze, Die Lehre vom L. in der griechischen Philosophie (Oldenb. 1872).