MKL1888:Labadie

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Labadie“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 372
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Labadie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 372. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Labadie (Version vom 02.08.2021)

[372] Labadie, Jean de, Mystiker und Separatist, geb. 13. Febr. 1610 zu Bourg in Guienne, war anfangs Jesuit, verließ aber 1639 den Orden und trat 16. Okt. 1650 zur reformierten Kirche über. Von Montauban, wo er 1652 Prediger geworden war, verbannt, übernahm er das gleiche Amt 1657 in Orange, 1659 in Genf und 1666 zu Middelburg in Zeeland. Hier seines Amtes entsetzt, weil er eine Gemeinschaft Wiedergeborner herstellen wollte und Spaltungen erregte, wendete er sich 1669 nach Amsterdam, von da nach Herford und, als ihn 1672 ein Edikt des Reichskammergerichts auch von hier vertrieb, nach Bremen und endlich nach Altona, wo er 13. Febr. 1674 starb. Seine Anhänger, Labadisten, wichen zwar äußerlich kaum von der Lehre der reformierten Kirche ab, strebten aber einem katholisch-klösterlichen Lebensideal nach und lebten in Gütergemeinschaft von Händearbeit. Nach Labadies Tod wandten sie sich nach Wieuwerd in Westfriesland, fanden aber wenig Verbreitung (um 1680 etwa 400 Seelen) und erloschen 1744. Unter Labadies Anhängern zeichnete sich namentlich die gelehrte Anna Maria v. Schürmann (s. d.) aus. Vgl. Ritschl, Geschichte des Pietismus in der reformierten Kirche (Bonn 1880).