MKL1888:Lachen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lachen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 382
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Lachen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 382. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lachen (Version vom 20.08.2021)

[382] Lachen (Risus), eigentümliche Atmungsbewegungen, bei welchen die Ausatmung in mehreren schnell hintereinander folgenden Stößen unter mehr oder weniger starkem Schall ausgeführt wird, während die Einatmung meist in einem kontinuierlichen, etwas beschleunigten und tiefen Zuge geschieht. Diese Atmungsbewegung ist jedoch beim L. stets mit einer Zusammenziehung der mimischen Gesichtsmuskeln verbunden, welche im wesentlichen auf eine Verbreiterung der Mundspalte und Hebung der Mundwinkel hinausläuft. Überschreitet das erwähnte Muskelspiel ein bestimmtes Maß, so entsteht anstatt des Lachens ein Grinsen; findet es dagegen in geringerm Grad statt, so bezeichnet man es als Lächeln, bei welchem übrigens die stoßweise Ausatmung auch fehlen oder auf ein Minimum reduziert sein kann. Das L. ist gewöhnlich ein unwillkürlicher Akt, welcher in der Weise vor sich geht, daß ein durch die Empfindungsnerven dem Gehirn überlieferter Reiz dadurch ausgeglichen wird, daß er in jenem Zentralorgan auf die Nervenursprünge der beim L. in Kontraktion versetzten Muskeln übertragen wird. Die Folge der Übertragung eines solchen Reizes auf die betreffenden Nerven ist eben die Zusammenziehung der Muskeln, mit denen sie in Verbindung stehen. Demnach ist das L. eine sogen. Reflexbewegung (s. d.)[WS 1] und hat, wie alle Reflexbewegungen, die Eigentümlichkeit, daß sie am vollkommensten stattfindet, wenn unsre Aufmerksamkeit von unserm Körper abgewendet ist, wogegen man das L. durch Selbstbeherrschung bis zu einem gewissen Grad zurückzuhalten vermag. Das L. wird aber auch durch gewisse Gefühlseindrücke (wie z. B. beim Kitzeln der Fußsohlen etc.) hervorgerufen und dient gewissermaßen als Mittel zum Zweck der Ausgleichung des durch jene Eindrücke verursachten Reizes. Bei reizbaren Personen, welche an sich schon zur Maßlosigkeit hinneigen, kann die Reflexbewegung des Lachens leicht zu einer Art von Krampf ausarten. Dies ist der sogen. Lachkrampf, an welchem besonders hysterische Frauen und Mädchen nicht selten leiden. Vgl. Darwin, Der Ausdruck der Gemütsbewegungen (deutsch, 4. Aufl., Stuttg. 1884); Hecker, Die Physiologie und Psychologie des Lachens (Berl. 1873).

Anmerkungen (Wikisource)