MKL1888:Laguéronnière

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Laguéronnière“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 409
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Laguéronnière. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 409. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lagu%C3%A9ronni%C3%A8re (Version vom 17.01.2023)

[409] Laguéronnière (spr. -gheronjähr), Louis Etienne Arthur Dubreuil Hélion, Vicomte de, franz. Diplomat und Publizist, geb. 1816 zu Limoges, war bis 1848 als Journalist für die legitimistische Partei, zu welcher ihn die Traditionen seiner Familie führten, thätig, ward beim Ausbruch der Februarrevolution von dem ihm befreundeten Lamartine zu seinem ersten Sekretär ernannt, erhielt die Oberleitung des von diesem neugegründeten Blattes „Le Bien public“ und, da dieses nach kaum sechsmonatlichem Bestand wieder einging, die Redaktion des Journals „L’Ère nouvelle“, das jedoch von der Geistlichkeit ebenfalls bald unterdrückt wurde. L. ward sodann einer der Hauptredakteure der „Presse“, 1851 kurz vor dem Staatsstreich aber Oberredakteur des „Pays“. Seit dem 2. Dez. trat er plötzlich als Verehrer Ludwig Napoleons auf. Im März 1852 ward er Mitglied des legislativen Körpers, 1853 des Staatsrats, gehörte seit Errichtung des Kaiserreichs zum permanenten Prüfungsausschuß, welcher die neuesten Preßerzeugnisse zu begutachten hatte, und verfaßte die offiziellen Artikel im „Constitutionnel“ und „Pays“ über die Lösung der russisch-türkischen Frage. Im Februar 1859 kündigte er die in Italien bevorstehende Katastrophe durch die Flugschrift „Napoléon III et l’Italie“ an. Ebenso regte er durch die offiziöse Broschüre „La France, Rome et l’Italie“ im Februar 1861 die Erörterung der Frage über die weltliche Herrschaft des Papstes von neuem an. 1861 wurde er zum Senator ernannt und übernahm 1862 die Leitung des Journals „La France“, welches die imperialistischen mit den klerikalen Interessen zu verbinden strebte. 1868 wurde er zum Gesandten in Brüssel ernannt und begann die später vereitelten Verhandlungen über die belgischen Eisenbahnen. Die Änderung der Verfassung und das Plebiszit von 1870 verteidigte er im Senat durch elegante Reden. 1870 wurde er zum Botschafter in Konstantinopel ernannt, mußte aber 1871 seine Entlassung nehmen. Er starb 23. Dez. 1875 in Paris. Sein letztes Werk war: „Le droit public et l’Europe moderne“ (Par. 1875, 2 Bde.). – Sein älterer Bruder, Graf Alfred de L. (geb. 1810, gest. 1884), war stets ein heftiger Gegner des Bonapartismus; er schrieb: „Les hommes d’État de l’Angleterre au XIX. siècle“ (1854) und die Pamphlete: „L’homme de Sedan“ (1872), „L’homme de Metz“ (Brüssel 1873), „À Thiers“ (1876), „L’État sans Dieu“ (1882) etc.