MKL1888:Landwirtschaftliche Maschinen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Landwirtschaftliche Maschinen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 17 (Supplement, 1890), Seite 519520
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Landwirtschaftliche Maschinen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 17, Seite 519–520. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Landwirtschaftliche_Maschinen (Version vom 02.03.2024)

[519] Landwirtschaftliche Maschinen.[WS 1] In den letzten Jahren hat sich das landwirtschaftliche Maschinenwesen überaus lebhaft entwickelt, und eine größere Anzahl wertvoller Maschinen ist in die Praxis eingeführt worden. Viele Konstrukteure befassen sich mit der Verbesserung des Pflugs, unter denen vor allen Rud. Sack in Plagwitz vorzügliche Erfolge erzielte. Seine Pflüge finden von Jahr zu Jahr umfassendere Verbreitung und zeichnen sich durch treffliche Bearbeitung des Bodens gegenüber den ältern Pflügen aus. Auch die Pflüge von Gebrüder Eberhardt in Ulm haben in der neuesten Zeit sehr gute Erfolge errungen. Die mehrscharigen Pflüge von Eckert in Berlin, Schwarz in Berlinchen, Schlick in Budapest u. a. haben sich durch verbesserte Konstruktionen viel Anerkennung erworben. Nicht minder beachtenswert sind die Verbesserungen an den Eggen (s. d., Bd. 17), sowohl den Ackereggen als auch den Wieseneggen, welche namentlich durch Laacke in Eutritzsch bei Leipzig vervollkommt wurden. Ganz neu eingeführt wurde die Pflanzgrubenmaschine (s. d., Bd. 17) von Unterilp in Düsseldorf, mittels welcher das Legen der Kartoffeln in sehr zweckmäßiger Weise ausgeführt werden kann. Auch die Reihensäemaschinen (s. Drillsäemaschine, Bd. 17) erfuhren nicht unerhebliche Verbesserungen, indem die Erfinder namentlich die Erzielung einer gleichmäßigen Aussaat bei hügeligem Terrain anstrebten. Die Reihensäemaschine ist jetzt so weit ausgebildet, daß sie bei wellenförmigem Terrain und auf seitlich abfallenden Hängen den Samen ebenso gleichmäßig ausstreut wie auf horizontalem Acker. Es ist hierdurch die Möglichkeit geboten, die Drillkultur auch in Distrikten einzuführen, welche früher infolge der unebenen Flächen nur durch Handsaat bestellt werden konnten. Nicht minder wertvoll sind die Verbesserungen an den Düngerstreumaschinen (s. d., Bd. 17), welche derzeit namentlich durch die Erfindung von Schlör weit höhern Anforderungen entsprechen als die ältern Maschinen. R. Wolf in Buckau bildete ein eigentümliches System von Lokomobilen aus, welches dem durch drei Jahrzehnte ausschließlich angewendeten englischen Lokomobilsystem die erfolgreichste Konkurrenz bereitet. Das Wolfsche System gestattet die bequeme Reinigung des Kessels, indem derselbe durch Lösung einer Anzahl von Flantschenschrauben auseinander genommen werden kann. Selbst in England hat dasselbe bereits Eingang gefunden, und die Lokomobilen Wolfscher Konstruktion werden dort von einem Fabrikanten, welcher lange Jahre hindurch Lokomobilen des englischen Systems baute, nachgeahmt. So ist überall in Deutschland und nicht minder in Österreich ein lebhaftes, selbständiges Schaffen auf dem Gebiet des landwirtschaftlichen Maschinenwesens zu erkennen; die Abhängigkeit vom Ausland schwindet immer mehr. Eine Einfuhr findet nur noch statt in Mähmaschinen, vornehmlich aus den Vereinigten Staaten Amerikas, und Dampfpflügen, in deren Herstellung die englische Firma John Fowler u. Komp. immer noch unbestritten den ersten Rang behauptet.

Schutzvorrichtungen. Die landwirtschaftlichen Maschinen sind zum Teil den daran beschäftigten Arbeitern gefahrdrohend und müssen deshalb mit den nötigen Schutzvorrichtungen versehen werden. Vollkommen wird sich die Aufgabe, die Arbeiter gegen Gefahren zu sichern, wohl niemals erreichen lassen, wie auch berücksichtigt werden muß, daß ein großer Teil der vorkommenden Unglücksfälle der Unvorsichtigkeit der Arbeiter oder einer unzweckmäßigen Bekleidung derselben zuzuschreiben ist. Vieles kann aber trotzdem durch zweckmäßige Anordnungen der Maschinen erreicht werden, in welcher Hinsicht namentlich die Bemühungen von Heinrich Lanz in Mannheim rühmend anzuerkennen sind. Im wesentlichen handelt es sich bei den Schutzvorrichtungen für l. M. wie überhaupt bei Schutzvorrichtungen von Maschinen um Umhüllungen aller beweglichen Teile in der Art, daß außen stehende Personen von denselben nicht berührt oder ergriffen werden können, während anderseits die Zugänglichkeit der Maschinen, welche teils wegen der Materialprüfung, teils wegen der Schmierung der Maschinenteile erforderlich ist, nicht beeinträchtigt wird. Besondere Sorgfalt ist bei Maschinenbetrieb mit Tier- und Elementarkraft auf die Schutzvorrichtungen zu verwenden. Im einzelnen wäre etwa folgendes anzugeben. Bei Göpelwerken sind die Räder und Triebwerke zu verdecken, namentlich ist darauf zu achten, daß die Transmission vom Göpel nach der zu treibenden Maschine stets umhüllt ist. Diese Welle liegt auf der Erde und ist deshalb besonders Arbeiterinnen dadurch gefährlich, daß sie die Kleider der zu nahe Kommenden erfaßt und aufwickelt. Am zweckmäßigsten ist die Einschließung dieser Welle in Gasrohren und der daran befindlichen Universalgelenke in Blechkapseln. Sehr gefährlich sind die Dreschmaschinen. Bei ihrer Bedienung geraten häufig die das Einlegen des Getreides besorgenden Arbeiter in die Schlagleisten und ziehen sich dadurch erhebliche Verletzungen an den Händen zu, besonders wenn sie während des [520] Ganges mit den Händen in die Einführungsöffnung hineingreifen, um angesammeltes kurzes Stroh, Ähren etc. zu entfernen. Hier empfiehlt sich die Anbringung eines vom Zuführungstisch etwa unter 20° ansteigenden Schutzbleches, das in einer Entfernung von 12 cm von der Schlagleistentrommel endigt, so daß der Arbeiter, wenn er das Ende des Bleches fühlt, doch noch immer mit der Hand von der Schlagwelle weit genug entfernt ist, um nicht von ihr beschädigt zu werden. Bei der Konstruktion von Wells ist ein bewegliches Speisebrett angeordnet; wird dasselbe an der Einlegestelle durch eine übermäßige Menge Getreide oder durch einen aus Versehen darauf geratenden Arbeiter überlastet, so kippt es auf und verschließt dabei die Zugangsöffnnng zur Trommel. Bei Dampfdreschmaschinen sind zweckmäßig selbstthätige Einlegevorrichtungen anzubringen. Diese bestehen unter anderm aus einer Art Rechen mit langen, spitzen Zähnen, welche derart in schwingende Bewegung versetzt werden, daß sie vorgehend in das Getreide hineinfassen und es vorschieben, beim Rückgang jedoch über das Getreide hinwegstreichen. Bei Häckselschneidemaschinen sind die Messer gehörig zu verkleiden.

Anmerkungen (Wikisource)