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MKL1888:Lestocq

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lestocq“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lestocq“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 726
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Lestocq. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 726. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lestocq (Version vom 18.04.2023)

[726] Lestocq, Johann Hermann, Graf, russ. Staatsmann, bekannter Günstling der Kaiserin Elisabeth, geb. 29. April 1692 zu Celle als Sohn eines französischen Réfugié, widmete sich der Chirurgie und kam 1713 nach Rußland, wo er in kaiserliche Dienste trat. 1716 begleitete er die nachmalige Kaiserin Katharina I. auf ihrer Reise nach Holland, wurde aber schon 1718 wegen leichtfertiger Führung, nach andern Nachrichten infolge einer Intrige, unschuldigerweise nach Kasan verbannt. Katharina I. rief ihn bald nach ihrer Thronbesteigung zurück und ernannte ihn zum Leibchirurgen ihrer Tochter Elisabeth, welche Stellung er auch nach der Kaiserin Tod bei der Großfürstin Elisabeth einnahm. Seine einnehmenden persönlichen Eigenschaften machten ihn zum einflußreichen Liebling Elisabeths, deren Erhebung auf den kaiserlichen Thron schon bei Peters II. Tod sein geheimer Plan war. Nachdem Elisabeth endlich mit seiner Hilfe auf den Thron gelangt war, ernannte sie ihn 1741 zum Wirklichen Geheimrat, ersten Leibarzt und Direktor der medizinischen Kanzlei. Von Kaiser Karl VII. 1744 in den Reichsgrafenstand erhoben, fühlte er sich gekränkt, als die Kaiserin seinen hoch gesteigerten Ansprüchen nicht nachgab. Auch hatte er einflußreiche Gegner, darunter den Kanzler Bestuschew. Am 17. Nov. 1748 ward er aller seiner Würden entsetzt, in strenge Haft gebracht und 1753 nach Ustjug-Weliki im Gouvernement Archangel verbannt. Peter III. rief ihn aus seinem Exil zurück, ohne ihm sein inzwischen verloren gegangenes großes Vermögen zurückerstatten zu können; seinen Rang und den Grafentitel erhielt L. wieder, aber es ward ihm kein Staatsamt übertragen. Katharina II. verlieh ihm eine Pension von 7000 Rubel und Ländereien in Livland. L. starb kinderlos 23. Juni 1767 in Petersburg.