MKL1888:Leu
[731] Leu, dichterisch s. v. w. Löwe.
[731] [Hier folgt in der Vorlage zunächst das Stichwort Lëu.]
Leu, 1) Joseph, Führer der Ultramontanen in der Schweiz, geb. 1. Juni 1800 zu Ebersol im Kanton Luzern. Ein Landmann ohne höhere Bildung, aber volkstümlich beredt, beantragte er 1839 im Großen Rat von Luzern, dessen Mitglied er war, die Berufung der Jesuiten, setzte durch seine unermüdliche Agitation die klerikal-demokratische Verfassungsrevision von 1841 durch und brachte damit das liberale Regiment zu Falle. Als Mitglied des Erziehungsrats half er Volksschule und Lehrerseminar dem Klerus überantworten und setzte 24. Okt. die Berufung der Jesuiten an das Priesterseminar und die theologische Lehranstalt zu Luzern durch, wodurch er den Kanton in den Bürgerkrieg verwickelte. Er ward 20. Juli 1845 von einem gewissen Jakob Müller ermordet. Vgl. Siegwart Müller, Ratsherr J. L. von Ebersol (Luzern 1863).
2) August, Maler, geb. 24. März 1818 zu Münster (Westfalen), widmete sich von 1840 bis 1844 in Düsseldorf, vornehmlich unter J. W. Schirmer, der Landschaftsmalerei und bereiste 1843 und 1847 Norwegen, später die Schweiz, Tirol, Oberbayern, Steiermark und Italien. Kurze Zeit wohnte er in Brüssel, kehrte aber nach Düsseldorf zurück, von wo er 1882 nach Berlin übersiedelte. Seine Landschaften zeichnen sich durch eine großartige, romantische Auffassung der Alpennatur, meisterhaften Vortrag, leuchtende Farbe und wohlberechnete Lichtwirkung aus. Von seinen zahlreichen Bildern, die er meist in größerm Maßstab ausführt, sind hervorzuheben: norwegischer Wasserfall mit Tannenwald (1848, Museum in Christiania), Sognefjord bei Mittagsstimmung (Museum in Bremen), Partie bei Berchtesgaden (Museum in Stuttgart), norwegische Hochebene (Museum in Königsberg), Wasserfall (Museum in Wien), der Watzmann, der Dachstein, der Obersee, Sonnenuntergang an der Küste von Sorrento, Öschinensee bei Kandersteg im Kanton Bern (1876, Nationalgalerie zu Berlin), das Schloß der Königin Johanna zu Neapel (1886). Er ist königlicher Professor und besitzt die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung.