MKL1888:Lind

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lind“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 798
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Lind. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 798. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lind (Version vom 22.11.2023)

[798] Lind, Jenny, Opernsängerin, geb. 6. Okt. 1821 zu Stockholm, besuchte die Stockholmer Theaterschule, erhielt ihre künstlerische Ausbildung namentlich unter der Leitung der Musiker Berg und Lindblad und betrat mit 16 Jahren als Agathe im „Freischütz“ zum erstenmal die Bühne unter großem Beifall. Bald darauf (1841) begab sie sich nach Paris, um sich hier bei Garcia weiter auszubilden, und kehrte nach Jahresfrist nach Stockholm zurück; wo sie als Meisterin in Vortrag und Darstellung mit Enthusiasmus aufgenommen wurde. Einer Einladung Meyerbeers folgend, trat sie 1844 in Berlin auf, ging von da nach Wien und Paris und besuchte während der folgenden Jahre fast alle größern Städte Deutschlands sowie Englands, überall die höchsten Triumphe feiernd. Im August 1850 wandte sie sich in Begleitung Benedicts nach den Vereinigten Staaten Nordamerikas, wo sie in Konzerten denselben Enthusiasmus erweckte wie in Europa. Nachdem sie sich in Boston 1851 mit dem Pianisten Otto Goldschmidt (s. d.) vermählt hatte, kehrte sie im Juni 1852 nach Europa zurück und lebte zunächst auf einem Landgut bei Dresden, seit 1858 aber in London. Nach ihrer Rückkehr von Amerika ist sie nur noch in Konzerten und bei Musikfesten aufgetreten, das letzte Mal 1870 zu Düsseldorf in dem von ihrem Gatten komponierten Oratorium „Ruth“. Jenny L., eine edle, hochpoetische Künstlernatur, war ohne Zweifel eine der größten und vielseitigsten Sängerinnen unsers Jahrhunderts. Im Besitz einer bis in die kleinsten Details durchgebildeten Gesangstechnik, ausgestattet mit einem offenen Sinn für das Schöne in der Kunst und besonders begabt zur Darstellung des Anmutigen und Gefühlvollen, errang sie ihre größten Triumphe im lyrischen Genre, sowohl auf der Bühne als Vielka, Nachtwandlerin, Regimentstochter etc. als auch im Vortrag einfacher Volkslieder. Von dem großen Vermögen, welches sie sich auf ihren Kunstreisen erworben, hat sie stets den Bedürftigen aufs freigebigste mitgeteilt; unter anderm überwies sie von Amerika aus die Summe von 500,000 Frank ihrer Vaterstadt zur Gründung einer Erziehungsanstalt für unbemittelte junge Mädchen. Sie starb 2. Nov. 1887.