MKL1888:Liutprand

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Liutprand“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 843
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Liutprand. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 843. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Liutprand (Version vom 23.09.2022)

[843] Liutprand (Luitprand), 1) König der Langobarden (712–744), eroberte 728 Ravenna und die Romagna, eilte 739 Karl Martell gegen die Araber zu Hilfe, welche er aus der Provence vertrieb, unterwarf sich 742 die Herzöge von Spoleto und Benevent wieder, die von ihm abgefallen waren und vom Papst Gregor II. unterstützt wurden. Er starb auf dem Gipfel seiner Macht 744.

2) (Liudprand) Bischof von Cremona, einer der wichtigsten Quellenschriftsteller für die deutsche Geschichte, geboren um 922 aus vornehmem langobardischen Geschlecht, bildete sich am Hof des Königs Hugo von Italien in Pavia und trat nach dessen Vertreibung (945) in die Dienste seines Nachfolgers Berengar, in dessen Auftrag er 949 als Gesandter nach Konstantinopel ging. Später verfeindete er sich mit Berengar, begab sich um 955 nach Deutschland, folgte 961 dem Kaiser Otto I. auf seinem Zug nach Italien, wurde 961 Bischof von Cremona und wohnte 963 der großen Synode in Rom bei. Seine abermalige Gesandtschaft nach Konstantinopel an den Kaiser Nikephoros (968) mit dem Zweck, Otto den Besitz von Unteritalien zu sichern und dessen Sohn mit der griechischen Prinzessin Theophano zu vermählen, blieb erfolglos. L. starb um 972. Seine „Antapodosis“, d. h. Vergeltung (weil er sich darin an seinen Feinden, besonders Berengar und seiner Gemahlin Willa, rächen wollte), eine Geschichte seiner Zeit in sechs Büchern, reicht von 886 bis 950 und ist in den Jahren 958–962 abgefaßt; sie behandelt die Ereignisse in Deutschland, im griechischen Reich und besonders in Italien, ist lebendig geschrieben, in Einzelheiten nicht ganz zuverlässig, voller Anekdoten und gelehrter Citate aus klassischen Schriftstellern und gewährt einen wertvollen Einblick in die Sitten, Zustände und Denkweise seiner Zeit. Außerdem schrieb er: „De rebus gestis Ottonis Magni imperatoris“ (960–964), in würdigerer Sprache rein sachlich geschrieben, und „De legatione Constantinopolitana“ (bis zu seiner Abreise von Korfu, 7. Jan. 969), eine witzige, boshafte Satire auf den griechischen Hof. Die beiden ersten Werke besitzen wir in Liutprands eigner Handschrift. Die beste Ausgabe seiner Werke besorgte Pertz in den „Monumenta Germaniae historica“, Bd. 3, eine kleine Ausgabe Dümmler (2. Aufl., Berl. 1879); ins Deutsche übersetzte sie v. Osten-Sacken (das. 1853). Vgl. Köpke, De vita et scriptis Liudprandi (Berl. 1842).