MKL1888:Lycopodĭum

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lycopodĭum“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 23
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Lycopodĭum. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 2–3. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lycopod%C4%ADum (Version vom 21.11.2023)

[2] Lycopodĭum L. (Bärlapp), Gattung der Lykopodiaceen, perennierende, immergrüne, moosähnliche oder halbstrauchartige Gewächse mit kriechendem, dichotom verzweigtem, aufrechte Äste treibendem Stengel, der mit quirlständigen oder spiralig gestellten, kleinen, sitzenden, ganzen, linealischen oder schuppenförmigen, bisweilen zweigestaltigen Blättern dicht besetzt ist. Die Sporangien sitzen einzeln in der Achsel oder auf der Basis der Blätter, sind einfächerig und öffnen sich durch eine Spalte mit zwei Klappen; die sporangientragenden Blätter sind, wie die sterilen, ganz, aber meist schuppenförmig und gewöhnlich zu einer endständigen, walzenförmigen Ähre vereinigt. Einige Arten bilden sogen. Brutknospen, kleine Zweige mit wenigen Blättern, die sich ablösen und zu neuen [3] Pflanzen auswachsen. Die kleinen, knollenförmigen, nur schwach grün gefärbten Prothallien sind erst in neuester Zeit aufgefunden worden. L. clavatum L. (Kolbenbärlapp, Schlangenmoos, Drudenkraut, Gürtelkraut, Johannisgürtel, Unruhe), mit weit kriechendem, ringsum dicht beblättertem Stengel, aufrecht abstehenden, in eine Borste auslaufenden Blättern und aufrechten, fruchttragenden Ästen, welche 2–8 gestielte, 3–6 cm lange Ähren tragen, ist nicht selten auf Heiden, in Nadelwäldern, an sonnigen Hügeln in ganz Europa, Asien und Amerika. Die Sporen bilden das Hexenmehl (Drudenmehl, Blitz- oder Streupulver, Bärlappsamen, semen Lycopodii L.). Es ist ein sehr leichtes, zartes, blaßgelbes, geruch- und fast geschmackloses Pulver, welches Wasser nicht annimmt und daher trocknend wirkt. Es dient zum Bestreuen der Pillen, sodann äußerlich zum Betupfen wunder Stellen bei Säuglingen, auch zur Darstellung der Lichtenbergschen elektrischen Figuren und der Chladnischen Klangfiguren sowie als Blitzpulver auf Theatern. Früher nagelte man das Kraut gegen Hexen an Stallthüren, hing es, zu einem Kranz geflochten, als „Unruhe“ in Schlafkammern auf oder trug es auch als Gürtel um den Leib.