MKL1888:Lyon

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lyon“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 1012
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Lyon. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 10–12. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lyon (Version vom 21.11.2023)

[10] Lyon (spr. lióng, hierzu der Stadtplan), Hauptstadt des franz. Departements Rhône, am Zusammenfluß des Rhône und der Saône, 170–310 m ü. M. gelegen, nach Paris die bedeutendste Stadt Frankreichs,

Wappen von Lyon.

verdankt ihr Emporkommen ihrer geographischen L. Rhône und Saône entlang führt die große Straße vom Mittelmeer nach Deutschland u. Nordfrankreich. Senkrecht von derselben leitet der Rhône nach dem Genfer See, während leichte Übergänge auch nach W. ins Loirethal vorhanden sind. Stadt und Umgebung sind auch leicht zu verteidigen. L. ist so zur Vermittlerin zwischen den Mittelmeerländern und Mitteleuropa bestimmt. Der innere und ältere Teil der Stadt hat im allgemeinen enge, nicht besonders reinliche Straßen mit alten, düstern, oft 6–7 Stockwerke hohen Häusern; die neuern Stadtteile sind dagegen durchgehends von schöner, häufig prachtvoller Bauart. Die eigentliche Stadt erstreckt sich von N. her auf einer 51/2 km langen, 600 m breiten Halbinsel bis zum Zusammenfluß des Rhône und der Saône, welch letzterer 1770 vom Bildhauer Perrache ihr gegenwärtiger Lauf angewiesen wurde, wonach dieser Stadtteil, der Sitz der großen Industriefirmen und des Handels, zugleich des Reichtums und des Luxus, seinen Namen erhielt; im NW. davon erhebt sich eine steile Anhöhe, auf deren Plateau sich aus bergigen, volkreichen Gassen der Stadtteil La Croix Rousse zusammensetzt, das eigentliche Viertel der großen Masse von Seidenarbeitern, welches mit der innern Stadt durch eine Eisenbahn in Verbindung gesetzt ist. An diese Vorstadt, welche, sowie die übrigen, erst 1852 mit L. zu Einer Gemeinde vereinigt wurde, schließen sich unmittelbar Chartreux und St.-Serin und jenseit der Saône das seit der Überschwemmung von 1840 neugebaute Viertel Vaise an. Auf dem rechten Ufer der Saône liegt weiter der Stadtteil Fourvières (von forum vetus), die älteste Stadtanlage von L., am Fuß und auf dem Plateau des gleichnamigen Hügels, von welchem man den besten Überblick über die ganze Stadt und darüber hinaus in die Ferne bis zu den Alpengipfeln genießt; dann die Vorstädte St.-Irénée, St.-Just und St.-Georges. An dem linken Rhôneufer liegt in der Ebene das stark bevölkerte, aber unreinliche La Guillotière und an dieses nördlich anschließend das außerordentlich regelmäßig gebaute Viertel Les Brotteaux, welches in seiner Entstehung nicht über dieses Jahrhundert zurückreicht, zahlreiche Vergnügungsetablissements enthält und mit dem Park Tête d’Or (dem Lyoner Bois de Boulogne) seinen Abschluß findet. Der Rhône hat in L. eine durchschnittliche Breite von 200 m; er verursacht plötzliche und große Überschwemmungen, gegen welche die niedrig gelegenen Stadtteile, insbesondere die beiden zuletzt genannten, durch kostspielige Eindämmungen geschützt worden sind.

L. zerfällt in sechs Arrondissements und zählt über 400 Straßen, Plätze und Kais, 223 öffentliche und über 100,000 Privatgebäude. An den Ufern der Saône und des Rhône zieht sich eine Reihe von (28) Kais in einer Gesamtlänge von 38 km hin, welche zum Teil mit Anlagen ausgestattet und durch 21 Brücken miteinander verbunden sind. Unter den Plätzen sind hervorzuheben: der Hauptplatz Bellecour, der Mittelpunkt des reichsten Stadtteils, die Lieblingspromenade der Lyoner, von Gebäuden mit monumentalen Fassaden aus dem 17. Jahrh. umgeben, mit einer Reiterstatue Ludwigs XIV., 2 eleganten Pavillons, Gartenanlagen, Bassins und Fontänen geschmückt; die Place des Terreaux, mit schönem Springbrunnen, dem Stadthaus und dem Kunstpalast; die Place de la Préfecture, in neuester Zeit reguliert, mit Gartenanlagen, Statuen und Galerien versehen; die Place Perrache, mit einem monumentalen Brunnen von Desjardins geziert. Zu den schönsten Straßen gehören die 1855–56 durchgebrochene, 1200 m lange Rue de la République und die parallel mit derselben laufende Rue de l’Hôtel de Ville. Von öffentlichen Gebäuden verdienen erwähnt zu werden: die Primatialkirche St.-Jean, am Fuß des Hügels Fourvières, ein schöner gotischer Bau aus dem 13. Jahrh., mit vier Türmen, reichen Glasmalereien, einer 10,000 kg schweren Glocke (von 1662), einer astronomischen Uhr und der schönen Bourbonenkapelle; die Kirchen St.-Martin d’Ainay, St.-Nizier, St.-Bonaventura und von den neuern Kirchen die berühmte Wallfahrtskirche Notre Dame de Fourvières mit einem hohen, eine schöne Rundsicht gewährenden Glockenturm; der erzbischöfliche Palast; das Stadthaus, in welchem sich auch die Präfektur befindet (1646–55 von dem Lyoner Architekten Maupin erbaut), mit dem Reliefbild Heinrichs IV. an der imposanten Fassade und zwei Bronzegruppen im Hof; das Massif des Terreaux; der schöne Kunstpalast (Palais St.-Pierre) mit der Kunstschule, einer Bibliothek und mehreren Kunstsammlungen (darunter die Gemäldegalerie mit wertvollen Bildern, das archäologische Museum, das Naturalienkabinett, das Museum der technischen Künste); der monumentale Handels- und Börsenpalast (1860 von Dardel erbaut); der Justizpalast; das ausgedehnte Artilleriearsenal; das neue Gebäude der medizinischen Fakultät; das Hôtel-Dieu (Hospital), zu Anfang des 6. Jahrh. gegründet, mit 1200 Betten und reicher Fassade; 4 Theater (darunter das schöne Théâtre Bellecour von 1875). L. ist seit 1856 im Besitz einer großen Wasserleitung, welche vier große Reservoirs zählt und täglich 30,000 cbm Wasser liefern kann. Die Stadt zählt (1886) 344,124 und mit dem ganzen Gemeindegebiet 401,930 Einw.

Der Lyoner ist dem Wesen nach ein Franzose andern Kalibers als der Pariser. Er wird als eine Art

[Ξ]

LYON.
Maßstab 1 : 20 000.

[11] Holländer geschildert, ehrlich und thätig, sparsam und fleißig, aber ohne jene Leichtigkeit und Feinheit im Umgang, welche den Pariser kennzeichnet. Sein Handel und seine Industrie absorbieren ihn vollständig; Luxus und Vergnügen sind ihm nicht Bedürfnis. Auch reich geworden, verwendet er von seinem Erworbenen nur wenig für sein Vergnügen. Seine hervorragende Stellung unter den Städten Frankreichs und darüber hinaus dankt L. hauptsächlich seinem Handel und seiner hoch entwickelten Industrie. Unter den zahlreichen hier vertretenen Zweigen des Gewerbfleißes ist es die Fabrikation von Seidenstoffen, welche die höchste Zahl von Arbeitskräften beschäftigt und die größten Werte schafft. Unübertroffen ist die Lyoner Seidenindustrie in der Herstellung von schweren façonnierten Stoffen, welche aus reiner Seide auf Handstühlen gefertigt werden. In neuester Zeit wurde die Lyoner Industrie allerdings durch die Richtung der Mode sowie durch die deutsche und schweizerische Konkurrenz mehr und mehr auf die Herstellung billiger glatter Ware, insbesondere auf die Fabrikation halbseidener Stoffe mit Zuhilfenahme mechanischer Webstühle, gedrängt, ein Übergang, der nicht ohne eine heftige industrielle Krise erfolgt ist. Im ganzen zählt L. mehr als 320 Unternehmungen, welche Seidenstoffe aller Art, insbesondere schwarze, dann farbige Taffetas und Faille, Foulards, Samt, Atlas etc., erzeugen. Dabei sind 115,000 Webstühle thätig, wovon aber jetzt nur noch 35,000 in der Stadt selbst, dagegen 80,000 in der Umgebung und in den benachbarten Departements betrieben werden. Die Zahl der verwendeten Arbeitskräfte beläuft sich in L. auf etwa 40,000 Weber und Weberinnen und 11,000 andre Arbeiter. An roher Seide werden jährlich über 2,5 Mill. kg verarbeitet. Der Produktionswert übersteigt durchschnittlich die Summe von 400 Mill. Frank. Etwas weniger als die Hälfte der Produktion bleibt in Frankreich, das andre wird nach England, den Vereinigten Staaten von Amerika etc. exportiert. Mit der Seidenweberei stehen in Verbindung die Seidenfärberei (40 große Unternehmungen mit 3000 Arbeitern), die Druckerei und Appretur (800 Arbeiter). Wichtige andre Industriezweige sind: die chemische Industrie (47 Unternehmungen mit 2500 Arbeitern), welche hauptsächlich Farben, Firnisse, Stärke, dann Kerzen und Seife liefert; die metallurgische und Maschinenindustrie, welche 60 Maschinenbauanstalten, 50 Metallgießereien, 25 Kesselschmieden etc. umfaßt; die Fabrikation von Gold- und Juwelierwaren, Hüten, Leder, Wachstuch, Kautschuk, Knöpfen, chirurgischen, musikalischen und wissenschaftlichen Instrumenten, Papier und Papierwaren, Möbeln, Porzellan, Teigwaren, Schokolade. Im ganzen gibt es in L. 720 industrielle Etablissements, welche 80,000 Arbeiter beschäftigen. Der Handel von L. wird wesentlich unterstützt durch die günstige Lage der Stadt im Innern Frankreichs und doch nicht fern von den Grenzen, im Mittelpunkt wichtiger Wasser- und Landstraßen, namentlich aber von sieben Eisenbahnlinien (nach Paris, St.-Etienne, Marseille, Grenoble und Chambéry, Genf, Besançon, Dijon), welche in L. in sieben Bahnhöfen zusammenlaufen. Für den Lokalverkehr dienen ferner die auf die Höhen von La Croix Rousse und Fourvières führenden Drahtseilbahnen. Der Handel umfaßt als Hauptobjekte Rohseide, welche aus Frankreich, Italien, Spanien, der Levante, Indien, China und Japan bezogen wird, dann Seidenwaren, ferner Tuch und Leinwand, Stein- und Holzkohle, Käse, Kastanien, Baumwolle aus Amerika und Ägypten und Getränke (für Wein und Branntwein zählt man allein 280 Großhändler).

L. ist Sitz einer Akademie und hat an Unterrichts- u. Bildungsanstalten fünf Fakultäten (für Theologie, Rechte, Wissenschaften, Litteratur und Medizin), eine freie kath. Universität (mit Fakultäten für Theologie, Rechte, Wissenschaften und Litteratur), ein Lyceum, ein Lehrerinnenbildungsinstitut, eine höhere Töchterschule, ein großes und kleines Seminar, eine Veterinäranstalt, eine Taubstummen- und eine Kunstschule (École de St.-Pierre, mit 1200 Schülern, namentlich für die Entwickelung der Seidenindustrie von hoher Bedeutung), ein Gewerbeinstitut (nach dem Stifter Martin auch La Martinière genannt, mit über 500 Schülern), eine Zentralgewerbeschule, eine höhere Handels- und Webschule und zahlreiche Volksschulen; ferner 2 Bibliotheken: die Munizipalbibliothek (mit 125,000 Bänden und 2400 Handschriften) und die Bibliothek des Kunstpalastes (mit 75,000 Bänden und 40,000 Zeichnungen und Stichen), ein Kunst-, Antiken-, naturhistorisches und Industriemuseum, einen botanischen und einen zoologischen Garten, endlich zahlreiche gelehrte, Kunst- und industrielle Gesellschaften, eine berühmte Seidenkonditionierungsanstalt, großartige Markthallen und Spitäler. Die Stadt ist der Sitz eines Erzbischofs und eines protestantischen wie eines israelitischen Konsistoriums, des Generalkommandos des 14. Armeekorps, ferner des Präfekten, eines Appellhofs, Tribunals und Assisenhofs, eines Handelsgerichts, einer Handelskammer, Börse und einer Filiale der Bank von Frankreich sowie zahlreicher Konsulate fremder Staaten. Die Maires der sechs Arrondissements unterstehen dem Präfekten, welcher als maire général fungiert. Das städtische Budget beziffert sich in den Einnahmen und Ausgaben jährlich auf mehr als 16 Mill. Frank. Die Stadt bildet eine Festung ersten Ranges, sie hat eine bastionierte Umwallung, welche seit 1871 rekonstruiert worden ist, und eine Reihe neu angelegter vorgeschobener Werke (im ganzen 16) sowie ein großes Arsenal. Bemerkenswerte Punkte der Umgegend sind die Insel Barbe (s. d.) und der Mont Ceintre, eine der drei Spitzen des Mont d’Or (467 m hoch), mit prachtvoller Aussicht auf das Thal von L. und seine weitere Umgebung. L. ist Geburtsort zahlreicher berühmter Personen, darunter der römischen Kaiser Claudius und Caracalla, des Marschalls Suchet, des Staatsmanns Jules Favre, der drei Botaniker Jussieu, des Physikers Ampère, des Erfinders des nach ihm benannten Webstuhls, Jacquard, des Architekten Philibert Delorme, der beiden Bildhauer Coustou, der Maler Hennequin, Flandrin und Meissonier, des Kupferstechers Audran, der Dichterin Louise Labé und des Nationalökonomen J. B. Say.

Geschichte. L. hieß bei den Galliern Lugdunum (Lugudunum, Rabenhügel) und lag im Gebiet der Ambarrer im lugdunensischen Gallien. 43 v. Chr. führte L. Manutius Plancus eine römische Kolonie dahin, die Copia Claudia Augusta hieß, und Kaiser Augustus förderte sie dadurch, daß er sie zum Mittelpunkt eines großen Straßennetzes machte. Es wurde bald die bedeutendste Handels- und Fabrikstadt des innern Gallien. 59 n. Chr. brannte L. ab, wurde von Nero wiederhergestellt und dann namentlich von Trajan sehr verschönert, der auf der westlich von dem Rhône gelegenen Höhe das Forum Trajani oder Forum vetus (jetzt Fourvière) anlegte. Septimius Severus schlug bei L. 197 den Gegenkaiser Albinus und äscherte die Stadt zum zweitenmal ein. Unter den Einfällen der Barbaren in Gallien und den Stürmen der Völkerwanderung [12] hatte L. viel zu leiden. Im 5. Jahrh. war es eine Zeitlang Hauptstadt eines der burgundischen Königreiche. Unter Chlotar wurde es 532 von den Franken erobert. 736 eroberten es die Sarazenen. Durch den Vertrag zu Verdun 843 kam es an Lothar und von diesem an dessen Sohn Karl. Nach dessen Tod gehörte es zum Königreich Burgund, mit dem es 1032 an das Deutsche Reich kam. Während die Herren von Lyonnais sich beständig mit den Erzbischöfen um die Herrschaft über die Stadt stritten, erwarb sich die Bürgerschaft munizipale Selbständigkeit, und L. ward eine freie Reichsstadt. Nachdem jedoch unter Friedrich II., der auf dem Konzil zu L. 1245 nochmals gebannt und abgesetzt worden war, die deutschen Kaiser die Herrschaft über Arelat verloren hatten, begaben sich die Erzbischöfe von L., besonders wegen ihrer Händel mit den dortigen Bürgern, 1274 und 1307 auch die Stadt selbst unter den Schutz des Königs von Frankreich. Philipp der Schöne erhob 1313 die Baronie L. zu einer Grafschaft, deren Gerichtsbarkeit er dem Erzbischof und seinem Kapitel in Gemeinschaft mit den Schöffen oder Konsuln der Stadt überließ. Franz I. führte in L. die Fabrikation der Seiden- sowie der Gold- und Silberstoffe ein. Die Reformation fand vom benachbarten Genf aus hier früh Eingang und Verbreitung; 1560–63 waren die Hugenotten im Besitz der Stadt. Doch die Metzelei von 1572 vernichtete das Übergewicht der Reformierten, welche 1685 völlig vertrieben wurden, was der Industrie sehr schadete. Ebenso litt L. sehr durch die Auswanderung der Hugenotten nach dem Widerruf des Edikts von Nantes. Dennoch hob sie sich wieder und zählte beim Ausbruch der Revolution 200,000 Einw. Die Revolution stürzte die Stadt durch die Stockung alles Verkehrs wiederum in große Not. Als nun der Jakobiner Chalier durch einen demokratischen Gemeinderat und eine revolutionäre Bürgerwehr die reichern Bürger und Kaufleute terrorisierte, erhoben sich diese 1793, verweigerten dem Konvent den Gehorsam und ließen Chalier hinrichten. Hierauf ward L. 12. Juli vom Konvent geächtet, 7. Aug. durch eine Armee des Konvents unter Dubois-Crancé belagert, und 10. Okt. mußte es sich auf Gnade und Ungnade ergeben. Der Konvent sprach über die Stadt, welche den Namen Commune affranchie erhielt, die Vernichtung aus und übertrug deren Vollziehung Collot d’Herbois, Fouché und Ronsin. Gegen 6000 Menschen wurden mit Kartätschen erschossen und der größte Teil der Stadt demoliert. Die Güter der Reichen teilte sich der Pöbel; alle Kirchenschätze wurden nach Paris geschickt. Unter dem Kaiserreich nahm die Seidenmanufaktur einen neuen hohen Aufschwung und erholte sich die Stadt. Am 21. März 1814 wurde L. von den Österreichern genommen, ebenso 11. Juli 1815 durch Kapitulation. Im November 1831 fanden in L. ernstliche Unruhen der Fabrikarbeiter, namentlich der Seidenweber, statt, die höhern Lohn erzwingen wollten und erst 3. Dez. durch 20,000 Mann unter dem Herzog von Orléans und Marschall Soult zur Unterwerfung gebracht wurden. Im April 1834 brach ein neuer Aufstand von mehr politischem Charakter aus. Fünf Tage wurde in den Straßen gefochten, bis endlich die Truppen der Bewegung Herr wurden. Auf die Nachricht von der Pariser Februarrevolution erhob sich auch in L. das Volk; ein 15. Juni 1849 ausgebrochener Aufstand wurde vom General Magnan blutig unterdrückt. Auch 1870 wurde L. ein Hauptherd der radikalen Demokratie. Die rote Fahne wehte mehrere Monate vom Stadthaus, und es kam zu blutigen Revolten. Doch wurde es während des Kommuneaufstandes 1871 im Zaum gehalten. Vgl. Joanne, L. et ses environs (Par. 1885); Clerjon, Histoire de L. (Lyon 1829–1835, 4 Bde.); Beaulieu, Histoire du commerce, de l’industrie et des fabriques de L. (das. 1838); Monfalcon, Histoire monumentale de la ville de L. (das. 1866–70, 8 Bde.); Metzger, L. en 1781 jusqu’au premier Empire (das. 1881–85, 9 Bde.).