MKL1888:Mähen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mähen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 9798
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Mähen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 97–98. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:M%C3%A4hen (Version vom 21.11.2023)

[97] Mähen, das Abnehmen des Getreides, Grases und andrer aufrecht stehender oder liegender Gewächse vermittelst Sichel, Sense oder Sichet oder Maschinen. Die Sichel ist ein an kurzem Stiel befestigtes, halbmondförmig gekrümmtes, in der innern Krümmung gezahntes oder mit scharfer Schneide versehenes Eisen, welches schon den alten Ägyptern bekannt war. Ein Mann schneidet mit der Sichel 12–14 Ar täglich, eine Frau 6–7 Ar. Die Sense ist ein an längerm Stiel befestigtes, fast rechtwinkelig von diesem abstehendes, minder scharf gekrümmtes, längeres und breiteres eisernes Blatt, dessen Gestell oben und in der Mitte eine Handhabe hat. Die Getreidesensen (Gestellsensen) haben noch einen besondern Bügel, Reff, damit die Halme nicht über die Sense weg nach dem noch stehenden Getreide fallen. Bei der Arbeit unterscheidet man das „Anhauen“, wobei der Mäher, das Getreide immer zur Linken habend, das abgemähte gegen das stehen bleibende anlehnt und ein ihm folgender Abraffer es in Schwaden rückwärts niederlegt, und das rascher fördernde „Schwadenhauen“, wobei der Mäher sich der Gestellsensen bedient und durch deren Einrichtung das Getreide selbst ablegen kann. Mit der Sense mäht ein Mann 25–50 Ar Winterfrucht und 25–75 Ar Sommerfrucht pro Tag, von Hülsenfrüchten weniger. Es verhalten sich die Arbeitsleistung der Sense zur Sichel wie 5:3, die Kosten der Arbeit aber wie 2:3, wogegen die Sichel den Vorteil reinlicherer Arbeit und geringern Körnerausfalls bietet. Im Süden herrscht noch meist die Sichel, im Norden die Sense, welche allgemein zum Grasmähen dient. Beim Getreide ist Lagerfrucht oder durch Wind verwirrter Stand dem M. mit der Sense sehr hinderlich, für Wiese und Getreidefeld möglichst geebneter Boden Hauptbedingnis zu rascher Förderung. Während der Arbeit müssen die Sensen öfters geschärft („gedengelt“) werden, wozu man neuerdings besondere Dengelmaschinen mit auf das Feld nimmt. Das Sichet hält die Mitte zwischen Sichel und Sense und wird hauptsächlich in Belgien zur Ernte der Hülsenfrüchte gebraucht. Auf großen Gütern gibt man die Schnitternte gern in Akkord und zahlt nach der Fläche; in der Regel akkordiert man mit einem Vorschnitter und es müssen die Arbeiter alle vorkommenden Arbeiten bis zum Abfahren der Frucht verrichten. Das Problem, durch Maschinen diese Menschenarbeit zu ersetzen, kann jetzt als vollkommen gelöst betrachtet werden. Die Mähmaschinen [98] (s. d.) liefern so vorzügliche Arbeit, daß ihre Anwendung sich immer mehr verbreitet. Lagerfrucht und zu dünn stehendes Getreide lassen sich mit Maschinen nicht abmähen; auch auf ganz steilem Hang sind sie nicht anwendbar und ebensowenig auf zu steinigen Feldern oder da, wo der Boden nicht sorgsam genug gepulvert und geeggt oder gewalzt wurde. Die Anwendung der Maschine zwingt zu besserer Feldbestellung (s. auch Ernte).