MKL1888:Macao

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Macao“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 25
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Macao. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 25. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Macao (Version vom 21.11.2023)

[25] Macao, aus Ungarn stammendes Hasardspiel mit Karte, ähnlich dem Onze-et-demi, Vingt-un, Trente-un (s. d.). Jeder Pointeur erhält vom Bankier eine Karte, weitere darf er hinzukaufen. As zählt 1, Zehnen und Bilder 0, die übrigen Blätter nach ihren Augen. Es kommt darauf an, schnell 9 oder doch möglichst nahe an 9 Augen in der Hand zu haben. Wer sich „verkauft“ (über 9 Augen erhält), verliert sofort den Satz. Hat man von Haus aus eine Neun, so wird dies „großer Schlag“ genannt und doppelt bezahlt; hat man eine Acht, so ist dies „kleiner Schlag“. Verkauft sich der Bankier, so zahlt er alle Sätze, hat er aber großen Schlag, so zieht er von allen das Doppelte ein, nur der Pointeur, welcher etwa auch eine Neun hat, verliert einfach. Bei gleicher Points- und Kartenzahl gewinnt stets der Bankhalter. Die Idee des M. wird auch im Würfelspiel benutzt.

Macao (spr. -kāu), portug. Kolonie an der Südküste Chinas (Provinz Kuangtung), an der meerbusenähnlichen Mündung des Kantonflusses, 104 km von Kanton, auf einer kleinen Halbinsel, welche ein schmaler sandiger Isthmus mit der Südspitze der chinesischen Insel M. verbindet. Früher war an der Grenze eine Mauer gezogen, deren Thor chinesische Soldaten bewachten; diese Werke sind jetzt gänzlich verfallen. Außer dieser Halbinsel gehören zum portugiesischen Besitz noch die Inseln Taipa und Colovane, ein Gesamtareal von 12 qkm mit (1878) 68,086 Einw., wovon 63,532 Chinesen und 4476 Portugiesen, 18 Spanier, 12 Engländer, welche das gesunde Klima Macaos zum Teil von Hongkong hierher gezogen hat. Doch ist die Hitze zuweilen sehr groß, namentlich während des regenreichen Südwestmonsuns. Die Stadt M. ist amphitheatralisch auf einer Hügelreihe erbaut, die zu 100 m vom Strand aufsteigt. Auf den höchsten Erhebungen sind mehrere Forts errichtet, welche mit 1400 Sipahis unter portugiesischen Offizieren bemannt sind, zwar keine strategische Bedeutung mehr haben, der Stadt aber ein sehr malerisches Ansehen geben. Dieselbe scheidet sich in zwei bestimmt abgegrenzte Quartiere: die regelmäßig und schön gebaute portugiesische Stadt mit mehreren Kirchen, aber auch zahlreichen Spielhäusern, von denen die Kolonie ihre Haupteinnahme bezieht, und das chinesische Viertel mit seinem großen, geschäftigen Bazar und engen, schmutzigen Gassen, das zum saubern und stillen portugiesischen Teil den schroffsten Gegensatz bildet. M. ist Sitz des Gouverneurs, eines Bischofs und eines chinesischen Mandarins und Hauptsitz der französischen Missionen in China; die Klöster sind hier aber ebenso wie in Portugal 1834 aufgehoben worden. Die größte Sehenswürdigkeit der Insel ist die Grotte von Camoens, in welcher der verbannte Dichter seine berühmten „Lusiaden“ vollendet haben soll. In der Grotte ist seine Büste, auf der Höhe des Felsens darüber ein kleiner Tempel errichtet worden. Auf dem protestantischen Kirchhof steht das Denkmal des Missionärs und berühmten Sprachforschers Morrison. Der äußere Hafen ist sehr ungenügend geschützt, zwei innere sind eng und verschlammen mehr und mehr, daher ankern große Kauffahrer u. Kriegsschiffe 9–10 km von M. M. bildete früher das große Entrepot für den Verkehr der Fremden mit China. Durch die Anlage von Hongkong wurde es aber schwer geschädigt; auch seine Erklärung zum Freihafen 1845 konnte ihm nicht wieder aufhelfen, und die Eröffnung der Traktathäfen beschränkte seinen Handel noch mehr. Einen neuen schweren Stoß erhielt es 1873 durch das Verbot des Kulihandels (s. Kuli). Gegenwärtig ist der Handel meist in den Händen von Chinesen, welche Reis, Thee, Seide, Zucker, Indigo ausführen; die Einfuhr besteht meist in Salz. Die Gesamtumsätze betragen jährlich 99,7 Mill. Mk. – Die Portugiesen erhielten bereits 1557 gegen jährliche Zahlung von 500 Tael das Recht zur Niederlassung; diese Summe wurde bis 1848 entrichtet, wo der Gouverneur Ferreira weitere Zahlung verweigerte. Im J. 1886 hat die chinesische Regierung eine Aufforderung an die portugiesische gerichtet, M. zu räumen, indem sie dieser ein Besitzrecht nicht zugesteht. S. den Situationsplan bei „Kanton“.