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MKL1888:Macaulay

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Macaulay“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Macaulay“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 2526
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Macaulay. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 25–26. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Macaulay (Version vom 21.11.2023)

[25] Macaulay (spr. mäckáhlĕ), Thomas Babington, Lord M. of Rothley, berühmter engl. Geschichtschreiber, geb. 25. Okt. 1800 zu Rothley-Temple in der Grafschaft Leicester als Sohn eines reichen, aus Schottland stammenden Kaufmanns, studierte im Trinity College zu Cambridge, trat 1826 in London als Rechtsanwalt auf, widmete sich aber fast ausschließlich der schriftstellerischen Laufbahn. Schon auf der Universität hatte er sich mit seinen Gedichten: „Pompeji“ (Cambridge 1819) und „Evening“ (das. 1821) Preise erworben. Seine Abhandlung über Milton in der „Edinburgh Review“ (1825) und andere treffliche litterarische und politische Porträte, von Bacon, Machiavelli, Lord Clive, Warren Hastings, den beiden Walpole und Lord Chatham [26] machten M. schnell in den weitesten Kreisen bekannt. Sie erschienen zuerst ohne seine Autorisation unter dem Titel: „Critical and miscellaneous essays“ (Philad. 1841) und dann von ihm selbst als „Critical and historical essays“ (Lond. 1843, 3 Bde., u. öfter; neue Ausg. 1871, 4 Bde.; deutsch von Bülau, 1852–58, 5 Bde., und von Steger, Braunschw. 1853–60, 8 Bde.) gesammelt. Ihnen reihten sich später die „Biographical essays“ (Lond. 1851) an. Da sich M. in seinen politischen Ansichten den Whigs näherte, so verschafften ihm diese in dem Wahlflecken Calne 1830 eine Wahl ins Unterhaus, und M. spielte in den Debatten, aus denen die Reformbill hervorging, eine hervorragende Rolle. Das Ministerium Grey ernannte ihn 1834 zum Mitglied des Rats in Kalkutta, in welcher Eigenschaft M. den Entwurf eines Strafgesetzbuchs verfaßte, das 1838 publiziert wurde. Hierauf nach England zurückgekehrt, wurde er 1839 zu Edinburg wieder ins Parlament gewählt und erhielt 1839 von Lord Melbourne das Amt des Kriegssekretärs, behauptete sich in dieser Stellung bis zum Rücktritt des Whigministeriums 1841 und war während des zweiten Peelschen Ministeriums der hervorragendste Redner der Whigopposition. 1842 gab er seine „Lays of ancient Rome“ heraus, altrömische Legenden in Balladenform, die sich durch dramatische Handlung, malerische Schilderungen und Kraft des Stils auszeichnen. Vom Juli 1846 bis zum Ende 1847 bekleidete M. den Posten eines Kriegszahlmeisters mit Sitz und Stimme im Kabinett. Bei den Wahlen von 1847 ward er jedoch wegen des von ihm zu gunsten einer Staatsunterstützung des katholischen Seminars in Maynooth abgegebenen Votums von den streng protestantisch gesinnten Wählern Edinburgs nicht wieder gewählt, worauf er sich von der politischen Laufbahn zurückzog, um sich ungestört der Ausarbeitung seiner bereits 1841 begonnenen und bis 1702 reichenden „History of England from the accession of James II.“ (Lond. 1848–55, Bd. 1–4; Bd. 5, 1861) zu widmen, die, mit Begeisterung aufgenommen, in sechs Monaten fünf Auflagen erlebte and sogleich in mehrere Sprachen übersetzt wurde (deutsch unter andern von Bülau, Leipz. 1849–61, 11 Bde.; von Beseler, Braunschw. 1849–62, 12 Bde., in verschiedenen Ausgaben; von Paret, Stuttg. 1850–61, 11 Bde.). Die genaueste Kenntnis der Thatsachen, unübertroffenes Darstellungstalent in der Schilderung von Charakteren und geschichtlichen Begebenheiten, kunstvolle Anordnung des Stoffes, eine Fülle glücklich gewählter Citate, Eleganz des Stils und tüchtige Gesinnung machen dies Werk zu einem klassischen der englischen Litteratur. M. besaß alle Vorzüge eines Geschichtschreibers: Kritik, Fleiß, Methode, Phantasie, Stil, politische Reife und philosophisches Urteil, wenn auch nur in mäßigem Grad. Aber gerade dies begründete den großen Erfolg seines Werkes. Auch als Politiker hat M. mehr durch seine Redegabe, die Geschlossenheit seines Denkens und die Treue seiner Gesinnung als durch tiefe Ideen gewirkt. Seine Anschauungen beruhen auf dem Utilitätsgrundsatz und sind oft oberflächlich. Im Herbst 1848 wählte ihn die Universität Glasgow zu ihrem Lord-Rektor, und 1849 erfolgte seine Ernennung zum Professor der alten Geschichte an der königlichen Akademie. Im Juli 1852 ward er von Edinburg abermals ins Unterhaus gesendet, gab aber 1856 den Sitz wieder auf. Im September 1857 wurde er als Baron M. of Rothley zum Peer ernannt, doch ist er nie ins Oberhaus eingetreten. Er starb 28. Dez. 1859 in Kensington und ward 9. Jan. 1860 im „Poetenwinkel“ der Westminsterabtei feierlich beigesetzt. Die Sammlung seiner Reden wurde 1854 (deutsch von Bülau, Leipz.; von Beseler, Braunschw.) veröffentlicht. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien London 1860 in 25 Bänden; neuere Ausgaben sind die 1866 von seiner Schwester Lady Trevelyan besorgte in 8 Bänden und die letzte in 18 Bänden (1880). Vgl. Arnold, Public life of Lord M. (neue Ausg., Lond. 1863); Otto Trevelyan, Life and letters of Lord M. (das. 1876 u. öfter, 2 Bde.; deutsch von Böttger, 2. Aufl., Jena 1883); Morrison, M. (Lond. 1882); Kinkel, M., sein Leben und sein Geschichtswerk (Basel 1879).