MKL1888:Magnesiumchlorīd
[77] Magnesiumchlorīd (Chlormagnesium) MgCl2 findet sich in Verbindung mit andern Chloriden in mehreren besonders in den Staßfurter Abraumsalzen vorkommenden Mineralien, gelöst im Meerwasser, in Mineralquellen und Salzsolen; es entsteht beim Lösen von kohlensaurer Magnesia in Salzsäure und wird in großen Mengen bei der Verarbeitung der Staßfurter Abraumsalze, beim Ammoniaksodaprozeß und auf Meeressalinen als Nebenprodukt gewonnen. Es ist farblos, bildet schwierig Kristalle mit 6 Molekülen Kristallwasser, schmeckt scharf und bitter, zerfließt schnell an der Luft und löst sich leicht in Wasser und Alkohol; beim Erhitzen verliert es Wasser und Salzsäure. Verdampft man aber eine mit Salmiak versetzte Lösung zur Trockne und erhitzt, so erhält man reines, wasserfreies M. als weiße kristallinische, durchscheinende, zerfließliche Masse, welche beim Erhitzen schmilzt, im Wasserstoffstrom destillierbar ist, mit überhitztem Wasserdampf Salzsäure und bei Gegenwart von Braunstein Chlor entwickelt. Rührt man eine 30proz. Lösung von M. mit dichter gebrannter Magnesia an, so entsteht eine feste Masse (Sorelscher Zement, s. Zement). Aus Lösungen von M. fällt man mit Soda kohlensaure Magnesia. Kaliummagnesiumchlorid KMgCl3 + 6H2O findet sich in der Natur als Carnallit (s. d.), kristallisiert aus der Mutterlauge der Salzsolen und des Meerwassers in der Kälte, zersetzt sich an feuchter Luft, indem Chlormagnesium abfließt, und aus der Lösung in heißem Wasser kristallisiert Chlorkalium. M. dient zur Darstellung von Magnesium und Magnesia für feuerfeste Waren, zu Zementen, zur Appretur baumwollener Gewebe, zum Besprengen von Straßen, um dieselben staubfrei zu erhalten, als Feuerlöschmittel, zum Karbonisieren der Wolle, zum Füllen von Gasuhren, als Wärmeträger bei Zentralheizungen (Tekterion), zur Desinfektion, zur Reinigung von Abfallwassern etc.; der Carnallit wird auf Kalisalze verarbeitet.