MKL1888:Magnetische Drehung der Polarisationsebene des Lichts
[583] Magnetische Drehung der Polarisationsebene des Lichts zeigen, wie Kundt gefunden hat, sehr dünne und deshalb durchsichtige Schichten der magnetischen Metalle Eisen, Kobalt, Nickel in sehr hohem Grade; läßt man nämlich durch eine solche dünne Eisenschicht, welche sich zwischen den Polen (im Felde) eines starken Elektromagnets befindet, ein polarisiertes Lichtbündel hindurchgehen, so erleidet die Polarisationsebene eine Drehung, welche 30,000mal größer ist als bei Glas von gleicher Dicke. Die Drehung erfolgt im positiven Sinn, d. h. im Sinn der Ampèreschen Ströme des Magnets. Die durchsichtigen Metallschichten werden erhalten, indem man auf platiniertem Glas die Metalle galvanisch niederschlägt. Bei diesen magnetischen Metallen ist die Drehung nicht, wie bei den unmagnetischen (diamagnetischen) Körpern, der magnetisierenden Kraft des Magnetfeldes proportional, sondern wächst, wie der im Eisen erregte Magnetismus, zuerst schneller, dann langsamer bis zu einem Maximum an und bleibt von da an bei weiterer Steigerung der Feldstärke konstant. Die Maximaldrehung beträgt in einer Eisenschicht von 1 cm Dicke, welche bis zum Maximum magnetisiert ist, etwa 200,000° oder etwas mehr als 180° bei 0,01 mm Dicke. Dabei wird die Polarisationsebene des roten Lichts stärker gedreht als die des blauen, d. h. die Dispersion der Drehung ist anomal. In engem Zusammenhang mit diesen Erscheinungen steht die von Kerr entdeckte Thatsache, daß auch bei der Reflexion polarisierten Lichts an Spiegeln aus Eisen, Kobalt, Nickel, Glas, wenn sie sich in einem starken Magnetfeld befinden, die Polarisationsebene gedreht wird.