Zum Inhalt springen

MKL1888:Maistre

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Maistre“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Maistre“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 125126
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Joseph de Maistre
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Maistre. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 125–126. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Maistre (Version vom 26.11.2023)

[125] Maistre (spr. mästr oder mähtr), 1) Joseph Marie, Graf de, franz. staatsphilosophischer Schriftsteller, einer der namhaftesten Vertreter des kirchlichen Absolutismus, geb. 1. April 1754 zu Chambéry, war seit 1788 piemontesischer Senator, wanderte aber nach der Besitznahme Savoyens durch die Franzosen 1792 aus, kehrte später ins Königreich Sardinien zurück und ward 1803 Gesandter in Petersburg. Von hier aus förderte er nach dem Sturz Napoleons I. die Reaktion der klerikalen Partei in Turin. Da er mit den Jesuiten in enger Verbindung stand, mußte er, als diese 1817 aus Rußland verwiesen wurden, seinen Posten in Petersburg aufgeben, trat aber dafür zu Turin ins Ministerium ein. Er starb 26. Febr. 1821 daselbst als Staatsminister und Vorsteher der Großkanzlei. In seinen Schriften: „Considérations sur la France“ (Lond. 1796), „Essai sur le principe générateur des constitutions politiques“ (Petersb. 1810) und „Du pape“ (Lyon 1819, 2 Bde.) erklärt er für das einzige Heilmittel aller Übelstände die Zurückführung der Völker unter die alte Zucht und die alten Institutionen des mittelalterlichen päpstlichen Christentums. Noch sind von seinen Werken zu erwähnen: „De l’Église gallicane“ (Par. 1821), „Les soirées de St.-Pétersbourg“ (das. 1821, 2 Bde.) und sein nachgelassenes „Examen de la philosophie de Bacon“ (das. 1836, 2 Bde.). Aus seinen hinterlassenen Manuskripten veröffentlichte sein Sohn, Graf Rodolphe de M.: „Lettres et opuscules inédits“, [126] mit Biographie (Brüssel 1851, 2 Bde.; 2. Aufl. 1861). Maistres „Correspondance diplomatique“ gab Alb. Blanc (Par. 1860, 2 Bde.), seine „Œuvres inédites“ Graf Charles de M. (das. 1870) heraus. Neue Ausgaben seiner wiederholt aufgelegten Schriften erschienen Lyon 1864 und 1875. Vgl. J. C. Glaser, Graf Joseph de M. (Berl. 1865); Margerie, Le comte Jos. de M. (Par. 1886).

2) Xavier de, franz. Schriftsteller, Bruder des vorigen, geboren im Oktober 1763 zu Chambéry, diente anfangs im sardinischen Heer, folgte aber nach dem Feldzug von 1799 dem Feldmarschall Suworow nach Rußland, wo er ebenfalls in Militärdienst trat und Generalmajor wurde. Nachdem er seine Entlassung genommen, lebte er seit 1817 abwechselnd in Frankreich und in Petersburg, wo er 12. Juni 1852 starb. Von seinen reizenden und originellen, bis in die neueste Zeit wieder gedruckten Erzählungen sind hervorzuheben: „Les prisonniers du Caucase“, „La jeune Sibérienne“, „Le lépreux de la cité d’Aoste“ und besonders die „Voyage autour de ma chambre“ (1794), worin er eine nicht gewöhnliche humoristisch-satirische Begabung bekundete, und der er später die „Expédition nocturne autour de ma chambre“ (1825) folgen ließ. Seine „Œuvres“ erschienen Paris 1825, 3 Bde. (neue Ausg. 1881). Vgl. Rey, Xavier de M. (Chambéry 1865).