MKL1888:Makkabäer

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Makkabäer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 134135
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Makkabäer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 134–135. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Makkab%C3%A4er (Version vom 27.11.2023)

[134] Makkabäer, jüdische Herrscherfamilie, welche von Mattathias abstammte und nach dessen Urgroßvater Hasmonäos (Asamonäos) auch die Hasmonäer genannt wurde. Mattathias gab als Priester zu Modin in Palästina 167 v. Chr. durch Ermordung eines königlichen Vogts das Zeichen zum Aufstand gegen die drückende Herrschaft des syrischen Königs Antiochos IV. und übertrug bei seinem Tod 166 die Führung des Kriegs gegen Syrien Judas Makkabäus (Makkab, d. h. Hammer; von diesem Beinamen rührt der Name des Geschlechts her), dem dritten seiner fünf Söhne, welcher den Feldherren des syrischen Königs mehrere siegreiche Schlachten lieferte, aber 160, mit Heldenmut gegen die feindliche Übermacht fechtend, fiel (s. Judas 1). Ihm folgte Jonathan, der jüngste der Brüder, welcher sich besonders durch geschickte Benutzung der Thronstreitigkeiten in Syrien behauptete, aber 143 zu Ptolemais ermordet wurde (s. Jonathan Apphus). Es folgte nun der älteste, allein noch übrige der fünf Brüder, Simon, welcher sich von Syrien ganz lossagte, einen Angriff des syrischen Königs Antiochos Sidetes siegreich zurückschlug und die Herrschaft als Fürst und Hoherpriester glücklich und zur Wohlfahrt des Landes führte bis 135, wo er mit zweien seiner Söhne durch Meuchelmord ums Leben kam. Sein Sohn und Nachfolger Johannes Hyrkanos I. mußte zwar, als Antiochos Sidetes 133 in Palästina einfiel und Jerusalem belagerte, einen demütigenden Frieden mit demselben schließen; es gelang ihm aber, hauptsächlich durch die zunehmende Schwäche der syrischen Könige und durch die Unterstützung der Römer, mit denen er das bereits von Judas Makkabäus und von Simon abgeschlossene Bündnis erneuerte, nicht nur die Unabhängigkeit von Syrien wiederherzustellen, sondern auch Samaria, Idumäa und das Land jenseit des Jordans zu erobern. Von des Hyrkanos [135] Tod an (106) wurde das Reich immer mehr durch innere Zerwürfnisse, insbesondere durch den Parteihaß zwischen den Pharisäern und Sadduzäern, zerrüttet. Zunächst folgten die Söhne des Hyrkanos I., Aristobulos (106–105), welcher zuerst den Königstitel annahm, und Alexander Jannäos (105–79), grausame Herrscher, welche das Land unter drückender Tyrannei hielten; nach des letztern Tod führte seine Witwe Alexandra als Königin, auf die Partei der Pharisäer gestützt, die Herrschaft, 79–69, während ihr Sohn Hyrkanos II. die Hohepriesterwürde bekleidete; gegen diesen erhob sein Bruder Aristobulos 69 die Waffen, besiegte ihn und bemächtigte sich Jerusalems; der Bruderkrieg dauerte indes fort bis 63, wo Pompejus im Verlauf des Mithridatischen Kriegs in Palästina erschien, Jerusalem eroberte, den Aristobulos gefangen nahm und Hyrkanos als Ethnarchen und Hohenpriester wieder in die Herrschaft einsetzte. Hyrkanos behauptete sich unter dem Schutz der Römer und durch die Klugheit seines Günstlings, des Idumäers Antipatros, der statt seiner thatsächlich die Herrschaft führte, indem die Versuche des aus der Gefangenschaft entkommenen Aristobulos und seiner Söhne Alexander und Antigonos, sich der Herrschaft zu bemächtigen, glücklich zurückgeschlagen wurden, bis 40 Antigonos durch die Parther, die in diesem Jahr ganz Asien überschwemmt hatten, in die Herrschaft eingesetzt ward; Hyrkanos wurde, um ihn der Hohenpriesterwürde unfähig zu machen, verstümmelt und nach Parthien abgeführt. Allein 37 ward Antigonos von Herodes, dem Sohn des Antipatros, mit Hilfe der Römer gestürzt und getötet. Hiermit hatte die Herrschaft der M. ihr Ende erreicht. Herodes, der schon 40 von den Römern zum König ernannt worden war, behauptete sich bis an seinen Tod (4 v. Chr.) in der Herrschaft. Durch ihn wurden auch die noch übrigen Abkömmlinge des Geschlechts beseitigt. Vgl. de Saulcy, Histoire des Machabées (Par. 1880).

Die in der Bibel befindlichen zwei Bücher der M. gelten der evangelischen Kirche als apokryphische, der katholischen als kanonische Bücher. Das erste Buch umfaßt die Zeit von 175 bis 135; sein Verfasser war ein palästinensischer Jude; die Abfassung wird mit Wahrscheinlichkeit bald nach dem Tode des Johannes Hyrkanos gesetzt. Ursprünglich hebräisch geschrieben, ist das Buch frühzeitig ins Griechische übersetzt worden. Das zweite Buch umfaßt den Zeitraum von 176 bis 161, enthält aber viel Mythisches und ist später als das erste, doch noch vor 70 n. Chr. und zwar ursprünglich griechisch geschrieben. Es gibt auch noch ein drittes und viertes Buch in griechischer Sprache, beide einer noch spätern Zeit angehörig, von denen das erstere einen vereitelten Frevel des ägyptischen Königs Ptolemäos IV. an dem Tempel und die deshalb an den Juden geübte Rache erzählt und das andre, welches fälschlich dem Flavius Josephus zugeschrieben wurde, im wesentlichen die bekannte Erzählung von dem Märtyrertod des Eleasar und der Mutter mit ihren sieben Söhnen (2. Makk. 7) weiter ausführt. Kommentare zu den frühern Büchern der M. schrieben Grimm (Leipz. 1853–57) und Keil (das. 1875). Das Fest der M. wurde seit dem 4. Jahrh. zum Andenken an die eben erwähnte Mutter und deren sieben Söhne 1. Aug. gefeiert, kam aber seit dem 12. Jahrh. in Abnahme.