Zum Inhalt springen

MKL1888:Malachówski

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Malachówski“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Malachówski“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 17 (Supplement, 1890), Seite 548549
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Malachówski. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 17, Seite 548–549. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Malach%C3%B3wski (Version vom 22.12.2023)

[548]  Malachówski, 1) Stanislaus II., Graf, poln. Patriot und Staatsmann, Sohn des Krongroßkanzlers Johann M., geb. 24. Aug. 1735, widmete sich der Rechtswissenschaft, ward 1764 zum Landboten, 1771 zum Großreferendar der polnischen Krone und zum Marschall der Konföderation und des Reichstags von 1788–92 erwählt und war in dieser Stellung der Haupturheber der Konstitution vom 3. Mai 1791. Begeistert für die Unabhängigkeit seines Vaterlandes, widersetzte er sich energisch der russischen Partei. Da er jedoch trotz aller Anstrengung die Targowiczer Konföderation nicht hintertreiben konnte, flüchtete er nach Italien. 1799 ward er in Warschau verhaftet und ein Jahr lang in Krakau als Staatsgefangener festgehalten, indem man ihm schuld gab, den Plan zu einer Versammlung des polnischen Reichstags in Mailand während der Emigration geschmiedet zu haben. Nach seiner Freilassung lebte er auf seinen Gütern, bis er 1807 nach Aufrichtung des Großherzogtums Warschau Präsident des Senats wurde. Er starb aber schon 29. Dez. 1809. – Sein Bruder Hyacinth, Graf M., früher Kronkanzler, später Justizminister, hielt sich zur entgegengesetzten Partei, war Anhänger der Targowiczer Konföderation, zog sich nach dem Ausbruch des Kriegs von 1792 auf seine Güter zurück und lebte ganz den Wissenschaften; er starb 27. März 1821 in Bodzechow.

  2) Kasimir, poln. General, geb. 24. Febr. 1765 zu Wisnowo in Litauen, trat 1786 als gemeiner Kanonier in die Armee und wurde 1790 zum Leutnant und nach der Schlacht bei Raclawice 1794 von Kosciuszko zum Major befördert. Bei der dritten Teilung Polens floh er nach Italien, trat dort 1797 in die polnische Legion, wurde 1798 an der Trebbia von den Österreichern gefangen genommen und über ein Jahr zu Kleinzell bei Ofen festgehalten. Wieder frei, trat er abermals in französische Dienste, wurde Befehlshaber des 114. Linienregiments und machte 1801 die Expedition nach San Domingo mit, wo er durch die Kapitulation in die Hände der Engländer fiel, die ihn bis 1803 in Jamaica festhielten. Nach Frankreich zurückgekehrt, erhielt er 1806 in der neuerrichteten polnischen Armee die Stelle eines Obersten. In dem russischen Feldzug von 1812 deckte er an der Beresina mit Umsicht den Rückzug der Franzosen, wofür er von Napoleon I. zum General ernannt wurde. In der Schlacht bei Leipzig von den Russen gefangen genommen, ward er gegen Ehrenwort, nicht gegen die Alliierten kämpfen zu wollen, freigegeben. 1815 wurde er zum Gouverneur der Festung Modlin ernannt, legte aber diese Stelle schon 1818 nieder und zog sich auf seine Güter zurück. 1830 schloß er sich der Revolution an, organisierte im [549] Januar 1831 die Truppen auf dem rechten Weichselufer und focht mit Auszeichnung bei Wawre, Bialolenka und Ostrolenka. Nach der Unterdrückung des Aufstandes lebte er in Fontainebleau, später in Chantilly bei Paris, wo er 5. Jan. 1845 starb.