MKL1888:Malebranche

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Malebranche“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Malebranche“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 146
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Malebranche. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 146. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Malebranche (Version vom 29.11.2023)

[146] Malebranche (spr. mallbrāngsch), Nicolas, franz. Philosoph, geb. 6. Aug. 1638 zu Paris, studierte Philosophie in dem Collège de la Marche und Theologie in der Sorbonne und trat 1660 in die Kongregation des Oratoriums ein. Eine Abhandlung des Cartesius, „De homine“, die ihm 1664 in die Hände fiel, veranlaßte ihn zu mehrjährigem Studium der Cartesianischen Prinzipien, als deren Frucht sodann sein durch Originalität des Denkens und gewandte Darstellung ausgezeichnetes Werk „De la recherche de la vérité“ (lat.: „De inquirenda veritate“, Par. 1674, 3 Bde.; neue Ausgabe von Bouillier, 1880; daraus das 2. Buch: „Traité de l’imagination“, besonders, 1880; deutsch, Halle 1776–86, 4 Bde.) erschien. Wir erkennen nach ihm alles, sowohl das Wesen des Geistes als das der Dinge in der Ausdehnung, nur durch die davon in unsrer Seele ruhende Idee. Die Idee ist aber in Gott, und insofern schauen wir alle Dinge in Gott (vision en Dieu) als dem Urgrund alles Seins und Denkens. Mit diesen Ansichten bildet M. in der Geschichte der Philosophie den Übergang von Cartesius zu Spinoza. Von seinen übrigen Schriften, in denen er sich bei aller analysierenden Schärfe des Denkens einer idealistischen Mystik zuneigt, sind hervorzuheben: „Conversations chrétiennes“ (Par. 1676); „Traité de la nature et de la grâce“ (Amsterd. 1680); „Traité de la morale“ (Rotterd. 1684; neue Ausg. von Joly, 1882; deutsch von Reidel, Heidelb. 1831); „Entretiens sur la métaphysique et la religion“ (Rotterd. 1688, eine Zusammenfassung seiner Lehren); „Entretiens d’un philosophe chrétien et d’un philosophe chinois sur l’existence et la nature de Dieu“ (Par. 1708); „Réflexions sur la prénotion physique“ (das. 1715). M. wurde 1699 Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften. Er starb 13. Okt. 1715. Seine „Œuvres“ erschienen Paris 1712, 11 Bde.; in neuer Ausgabe von J. Simon, das. 1859–71, 4 Bde. Vgl. Blampignon, Étude sur M. (Par. 1861); Ollé-Laprune, La philosophie de M. (das. 1870, 2 Bde.); André, La vie du R. P. M., prêtre de l’oratoire (Tours 1886).