MKL1888:Malvaceen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Malvaceen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 170
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Malvaceen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 170. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Malvaceen (Version vom 05.12.2023)

[170] Malvaceen (Malvengewächse), dikotyle Familie aus der Ordnung der Kolumniferen, Kräuter, Halbsträucher, Sträucher, seltener Bäume, mit oft stark behaarten grünen Teilen. Die Blätter sind wechselständig, mit Nebenblättern versehen, gestielt, handnervig, ganz oder handförmig gelappt, in der Knospe fächerförmig gefaltet. Die vollständigen, regelmäßigen Blüten stehen einzeln oder zu mehreren achselständig, bisweilen in traubiger oder rispiger Anordnung. Der Kelch ist fünfblätterig oder fünfspaltig, mit in der Knospe klappig liegenden Abschnitten, gewöhnlich auswendig mit einem Außenkelch versehen. Die Blumenblätter stehen abwechselnd mit den Kelchblättern auf dem Blütenboden, sind kurz genagelt, am Grund mit der Staubgefäßröhre verwachsen, in der Knospenlage gedreht. Die Staubgefäße bilden eine das Pistill umgebende Röhre, welche an der Spitze und unterhalb derselben sich in zahlreiche Staubfäden auflöst, deren jeder eine einfächerige, nierenförmige, mit halbkreisförmiger Spalte sich öffnende Anthere trägt, und die in der Regel durch mehrfache Spaltung aus fünf Staubblattanlagen hervorgehen. Das oberständige Pistill besteht aus drei bis vielen Karpellen, welche ebenso viele Fächer bilden, die sich im Kreis oder in übereinander stehenden Reihen um die Mittelsäule gruppieren und meist je eine Samenknospe im Innenwinkel enthalten. Die Mittelsäule erhebt sich weit über die Fächer und spaltet sich oben in ebenso viele Griffel mit einfachen Narben. Die Frucht spaltet sich in so viele Teile, als Fächer vorhanden sind, welche sich von der Mittelsäule ablösen, oder sie bleibt ganz und bildet eine fachspaltige Kapsel, selten eine Nuß oder Beere. Die nierenförmigen Samen haben eine krustige, oft rauhe, bisweilen mit reichlichen, wollartigen Haaren (Baumwolle) besetzte Schale; sie enthalten ein spärliches Endosperm und einen gekrümmten Keimling mit zusammengefalteten, blattartigen Kotyledonen. Von den mehr als 700 Arten ist die Mehrzahl in den Tropen einheimisch, in den gemäßigten Zonen ist die Zahl weit geringer, den kalten Zonen fehlen sie. Alle sind in den vegetativen Teilen reich an Schleim, daher mehrere als erweichende und einhüllende Heilmittel im Gebrauch sind, z. B. Althaea officinalis L. Die an fettem Öl reichen Samen mancher Arten sind genießbar. Zu den M. gehört auch die Baumwollstaude (Gossypium). Die nahe verwandte Familie der Bombaceen wird von Bentham und Hooker zu den M. gestellt. Vgl. Baillon, Histoire des plantes, Bd. 4.