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MKL1888:Manihot

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Manihot“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Manihot“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 191
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Manihot. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 191. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Manihot (Version vom 11.12.2023)

[191] Manihot Plum. (Maniok), Gattung aus der Familie der Euphorbiaceen, große, perennierende Kräuter oder Halbsträucher, selten Bäume, mit großen, knolligen Wurzeln, einfachen oder handförmig geteilten Blättern, Blüten in armblütigen, einfachen oder zusammengesetzten, oft terminalen Trauben oder Trugdolden und dreiknöpfigen Kapselfrüchten. 40 fast sämtlich südamerikanische Arten. M. utilissima Pohl (Jatropha manihot L., bitterer Maniok, bittere Inka, Kassawastrauch), ein im tropischen Amerika einheimischer Strauch von 2 m Höhe, mit an der Spitze dicht beblätterten Zweigen, fünf- bis siebenteiligen, oberseits dunkelgrünen, unterseits seegrünen, langgestielten Blättern, armblütigen Blütenständen, zolllangen, kugelig länglichen, runzelig flügeligen Früchten und weißgrau marmorierten Samen, wird im tropischen Amerika bis Florida, auch in Afrika und Asien kultiviert. Die 30–60 cm langen, in Büscheln beisammenstehenden, milchsaft- und stärkemehlreichen Wurzeln enthalten auch Blausäure und sind deshalb giftig; durch geeignete Behandlung wird aber die flüchtige Blausäure entfernt, und man erhält dann ein gutes Nahrungsmittel. Die Benutzung der Knollen stammt von den Indianern, und sie bilden auch heute die Grundlage des Ernährungssystems der Brasilier. Gleich vielen tropischen Nutzpflanzen liefert der Kassawastrauch bei sehr geringer Arbeit einen hohen Ertrag. Man raspelt und zerreibt die Knollen, preßt die Masse aus, wäscht sie durch Bambusrohrgeflecht und röstet sie in Öfen. Die in der Presse zurückbleibende Masse liefert das Maniok- oder Mandiokamehl (farinha); aus der ablaufenden Flüssigkeit schlägt sich Stärkemehl (polvilho) nieder, welches geröstet Tapioka liefert. In andern Provinzen erhält man nach modifiziertem Verfahren etwas andre Produkte; auch bereitet man aus dem Mehl Kuchen, die unserm Brot mehr oder weniger ähnlich sind, und auf den Antillen mischt man das Mandiokamehl mit Weizenmehl und bäckt daraus Brot (conaque). Vgl. Kassawa. Die frische Wurzel benutzt man als Heilmittel bei Geschwüren. Die Blätter des M. werden als Gemüse gegessen. M. Aipi Pohl (süßer Maniok, süße Juka, Kassawastrauch) ist ein 2 m hoher Strauch Brasiliens, der daselbst sowie im ganzen tropischen Amerika häufig kultiviert wird. Die Wurzel wird, da sie einen milden Saft besitzt, mit weniger Mühe als die von M. utilissima Pohl (s. Tafel „Nahrungspflanzen I“) vielfach zur Bereitung von Maniok benutzt. M. Janipha Pohl (Jatropha Janipha Pohl) ist ein 2–4 m hoher Strauch Südamerikas, dessen knollige, büschelige Wurzel ebenfalls als süße Kassawa geröstet oder gebraten gegessen wird. Die Samen aller drei Arten wirken purgierend und brechenerregend.