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MKL1888:Manin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Manin“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Manin“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 192193
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Manin. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 192–193. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Manin (Version vom 16.12.2023)

[192] Manin, Daniele, Diktator von Venedig, geb. 13. Mai 1804 zu Venedig als Enkel eines Advokaten jüdischer Abkunft, der bei seinem Übertritt zum Christentum 1759 seinen ursprünglichen Namen Medina mit dem seines Taufzeugen M., eines Bruders des letzten Dogen von Venedig, Ludovico M. (1789 bis 1797), vertauschte, studierte in Padua die Rechte, wurde bereits mit 17 Jahren Doktor derselben und ließ sich in seiner Vaterstadt als Advokat nieder. Er wirkte eifrig für die politische Bildung seines Volkes und die Verschmelzung Lombardo-Venetiens zunächst durch materielle Interessen und gründete zu diesem Zweck die Società Italiana. Bei Beginn der Reformbewegung in Italien überreichte er 21. Dez. 1847 der lombardischen Generalkongregation eine Petition, worin der österreichischen Regierung vorgeschlagen wurde, dem Lombardisch-Venezianischen Königreich eine unabhängige Stellung zu geben. Er wurde deshalb 18. Jan. 1848 verhaftet, aber 17. März auf die Nachricht von dem Aufstand in Mailand freigegeben. Bei der Revolution in Venedig 22. März bemächtigte er sich an der Spitze weniger Getreuen des Arsenals und ward in der am folgenden Tag proklamierten Republik zum Ministerpräsidenten und Minister des Äußern ernannt, mußte aber 3. Juli Castelli weichen. Am 11. Aug. von seiner Partei zum Diktator ernannt, hielt er im Innern die Ordnung aufrecht, begeisterte das Volk zu Tapferkeit und Opfermut und behauptete die Stadt gegen die Österreicher bis zum August 1849. Bei der Übergabe derselben 24. Aug. mit 39 andern Führern der Revolution von der österreichischen Amnestie ausgeschlossen, begab sich M. nach Frankreich, wo er sich in Paris als italienischer Sprachlehrer und Journalist niederließ, und von wo er in Zeitschriften seine Landsleute zur Mäßigung und zum Anschluß an Sardinien ermahnte. Er starb 22. Sept. 1857 daselbst. Der Ruhm, die Tugenden der Ehrenhaftigkeit, der Vaterlandsliebe, selbstverleugnender Bescheidenheit und hingebenden Pflichtgefühls im höchsten Grad besessen zu haben, erhob ihn zum Ideal eines italienischen Patrioten, dessen [193] Andenken das Volk in der Zeit seiner Befreiung tröstete und stärkte. Nach erreichtem Ziel wurde Manins Gedächtnis auch gebührend gefeiert. Seine Gebeine wurden 1868 im befreiten Venedig feierlich beigesetzt und 22. März 1875 sein schönes Standbild daselbst enthüllt, nachdem ihm bereits 1861 ein solches in Turin errichtet worden war. Vgl. Martin, Daniel M. and Venise in 1848–49 (Lond. 1863, 2 Bde.); Derselbe, Daniel M. (2. Aufl., Par. 1861); Errera und Finzi, La vita e i tempi di Daniele M. (Flor. 1872); Errera, Daniele M. e Venezia (das. 1875); „Daniele M. e Giorgio Pallavicino. Epistolario politico 1835–57“ (Mail. 1877); Perlbach, Dan. M. und Venedig 1848–49 (Greifsw. 1878).