MKL1888:Marabu

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Marabu“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 213214
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Marabu. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 213–214. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Marabu (Version vom 06.12.2023)

[213] Marabu (Kropfstorch, Leptoptilus Less.), Gattung aus der Ordnung der Storch- oder Reihervögel [214] der Familie der Störche (Ciconiidae), große Tiere mit kräftigem, fast ungeschlachtem Leib, nacktem Kopf, dickem, nacktem Hals mit herabhängendem Kehlsack, welcher eine beträchtliche Erweiterung der Speiseröhre birgt, sehr großem, kegelförmigem, vierseitigem, an der Wurzel sehr dickem, vorn zugespitztem, leichtem Schnabel, hohen Beinen, langen, breiten, abgerundeten Flügeln, in denen die vierte Schwinge die längste ist, und mittellangem Schwanz, dessen untere Deckfedern außerordentlich entwickelt, namentlich von der Wurzel an fein zerschlissen sind. Sie sind außerordentlich gefräßig, streiten mit den Geiern um jedes Aas, sind wehrhaft und wissen sich überall die Herrschaft zu sichern. Der afrikanische M. (Adjutant, L. crumenifer Less., s. Tafel „Watvögel II“), 1,6 m lang, gegen 3 m breit, auf dem mit nur wenigen haarartigen Federn bedeckten Kopf rötlich fleischfarben, meist mit grindiger Haut, auf der Oberseite des Körpers dunkelgrün, metallisch glänzend, auf der Unterseite und im Nacken weiß; Schwingen und Steuerfedern sind schwarz, die großen Deckfedern der Flügel auf der Außenfahne weiß gerandet; das Auge ist braun, der Schnabel schmutzig weißgelb, der Fuß schwarz. Er bewohnt Ostafrika südlich vom 15.° nördl. Br., weilt hier vom Mai bis Oktober und zieht dann südlich, um zu brüten. Der Vogel zeigt einen ganz sonderbaren Anstand und unverwüstliche Ruhe, eine Haltung, die unwillkürlich zum Lachen herausfordert. Dabei ist er erstaunlich klug und kaum auf den Schlafplätzen zu überlisten. Er erscheint in der Nähe aller größern Ortschaften, besonders bei Schlachtbänken, und bemächtigt sich der Abfälle, fischt im Nil, frißt aber auch Ratten, Mäuse, Muscheln, Insekten und mit Vorliebe Aas. In der Gefangenschaft wird er sehr zahm und zutraulich. In Indien lebende Marabus stehen unter öffentlichem Schutz, gehen frei in allen größern Städten umher und beseitigen die Abfälle. Man hält sie auf den Dörfern in ganzen Herden, um die prachtvollen Federn (Marabufedern) aus dem Schwanze zu gewinnen.