MKL1888:Marcello

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Marcello“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 221
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Marcello. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 221. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Marcello (Version vom 22.12.2023)

[221] Marcello (spr. -tschello), 1) Benedetto, Komponist, geb. 1. Aug. 1686 zu Venedig, bekleidete nach vollendeten wissenschaftlichen Studien das Amt eines Richters unter den sogen. Vierzigern der Republik, wurde dann Proveditore zu Pola und endlich Kanzler oder Schatzmeister zu Brescia, wo er 24. Juli 1739 starb. Von frühster Kindheit an der Musik eifrig ergeben und unter Leitung Gasparinis künstlerisch ausgebildet, entfaltete er von 1724 an eine so erfolgreiche Thätigkeit als Komponist und Musikschriftsteller, daß er mit Recht als einer der vornehmsten Vertreter der Nachblüte gelten darf, welche die zwei Jahrhunderte zuvor durch Willaert (s. d.) begründete venezianische Schule im 18. Jahrh. erlebte. Von seinen durch edle Einfachheit und Erhabenheit, besonders aber durch innigen Zusammenhang zwischen Wort und Ton ausgezeichneten Kompositionen sind zu erwähnen: die Musik zur Giustinianischen Bearbeitung von 50 Psalmen Davids; ferner eine Messe, mehrere Lamentationen, ein Miserere, ein Salve Regina, die Oper „Psyche“ (1711) und das Oratorium „Giuditta“ (1710), zu welchem er selbst den Text geschrieben. M. war auch ein ausgezeichneter Gesanglehrer; seine namhafteste Schülerin war Faustina Bordoni (s. Hasse 1). Unter seinen schriftstellerischen Arbeiten ist die bedeutendste: „Il teatro alla moda“ (1720), eine geistvolle Satire auf die Mißbräuche im Opernwesen seiner Zeit. Vgl. Arrigo Boito, M. (in den „Great musicians“, Lond. 1881); Busi, Benedetto M. (Bologna 1884).

2) Pseudonym, s. Colonna de Castiglione.