MKL1888:Marchesi

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Marchesi“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 224225
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Marchesi. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 224–225. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Marchesi (Version vom 23.12.2023)

[224] Marchesi (spr. -kēsi), 1) Pompeo, Cavaliere, ital. Bildhauer, geb. 1790 zu Mailand, bildete sich unter Canova und nach der Antike und ward Professor an der Akademie in Mailand. Von seinen ersten Arbeiten sind die Reliefs am Simplonbogen, eine Terpsichore und eine Venus Urania, die kolossalen Statuen des heil. Ambrosius und des Königs Karl Emanuel, die Bildsäule Voltas und das Denkmal der Sängerin Malibran zu nennen. Später fertigte M. die sitzende Statue Goethes in Marmor für die Stadtbibliothek in Frankfurt, dann (mit Manfredoni) das Standbild Kaiser Franz’ I. für Graz und das Standbild desselben Kaisers für die Hofburg in Wien. Seine besten Arbeiten sind das Grabmal des Herzogs Emanuel Philipp von Savoyen in Turin (1843) und die gute Mutter oder das Karfreitagsfest, kolossale Marmorgruppe, in der Kirche San Carlo zu Mailand. M. verband Anmut u. Weichheit der Form mit maßvoller Durchbildung. Er starb 6. Febr. 1858 in Mailand.

2) Salvatore (eigentlich Ritter Salvatore de Castrone), Opern- und Konzertsänger (Bariton), geb. 15. Jan. 1822 zu Palermo, war erst Militär, studierte darauf in Palermo die Rechte, daneben Gesang und Komposition, ging 1849 als politischer Flüchtling nach New York, wo er an der Italienischen Oper engagiert wurde, setzte 1850 bei Garcia in London seine Gesangstudien fort und machte sich als Konzertsänger einen Namen. Seit 1852 mit der Sängerin Mathilde Graumann (s. unten) verheiratet, machte er mit derselben Konzertreisen nach den Hauptstädten Deutschlands, Italiens, Frankreichs, nach Brüssel, London etc., überall Triumphe feiernd, war dann 1854–61 am Konservatorium zu Wien als Lehrer thätig, begleitete seine Gattin darauf nach Paris, 1865 nach Köln und kehrte mit derselben 1868 an das Wiener Konservatorium zurück. Seit 1881 haben beide ihren Wohnsitz wieder in Paris. M. hat sich auch als Komponist von Liedern, Vokalisen etc. sowie als Herausgeber einer trefflichen Gesangschule einen Namen gemacht. – Seine Gattin Mathilde, geborne Graumann, geb. 26. März 1826 zu Frankfurt a. M., erhielt ihre musikalische Ausbildung von O. Nicolai in Wien und M. Garcia in Paris, bei dem sie vier Jahre hindurch studierte, und war bereits in Paris und London als Konzertsängerin angesehen, als sie sich mit M. verheiratete. Neben diesem übernahm sie 1854 die Stelle einer Gesanglehrerin am Konservatorium in Wien, errichtete 1861 eine Privatgesangschule in Paris und folgte 1865 einem Ruf Hillers an das Konservatorium zu Köln, von wo sie 1868 nach Wien zurückkehrte. Hier entfaltete sie als Gesanglehrerin zunächst wieder am Konservatorium, dann 1878–81 als Leiterin einer eignen Schule eine ungemein erfolgreiche Thätigkeit und hat für eine Reihe von Bühnen vorzügliche dramatische Gesangskräfte herangebildet. In gleicher Weise wirkt sie seit [225] ihrer Übersiedelung nach Paris im letztgenannten Jahr. Sie hat auch eine „Praktische Gesangsmethode“ sowie „Erinnerungen aus meinem Leben“ (Wien 1877) veröffentlicht.