MKL1888:Marenco

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Marenco“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 228
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  1. Carlo Marenco (ital.)
  2. Leopoldo Marenco (ital.)
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Marenco. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 228. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Marenco (Version vom 25.12.2023)

[228] Marenco, 1) Carlo, Graf, ital. Dichter, geb. 1. Mai 1800 zu Cassolo in der piemontesischen Provinz Lomellina, studierte die Rechte zu Turin, widmete sich dann aber ausschließlich der Poesie. 1828 wurde zu Turin seine erste Tragödie: „Buondelmonte“, aufgeführt; nach dieser gelangten bis 1842 von ihm noch zur Aufführung die Tragödien: „La famiglia Foscari“, „Adelisa“, „Manfredi“, „Giovannina I.“, „La Pia de’ Tolommei“, „Berengario“, „Arrigo di Savoia“. Andre wurden nur durch den Druck bekannt und zwar: „Corso Donati“, „Ezzelino III.“, „Ugolino“, „La guerra de’ baroni“, „Arnoldo di Brescia“, „Cecilia di Baone“, „Corradino“. Den nachhaltigsten Erfolg hatte M. mit seiner „Pia de’ Tolommei“, welche einen dem Dante entlehnten Stoff behandelt und sich noch gegenwärtig auf der italienischen Bühne behauptet. Zum Teil Alfieri nacheifernd, zum Teil von Manzoni beeinflußt, war M. eigentümlich in der Art, auch das Volk in seinen Tragödien charakteristisch redend und handelnd einzuführen. Religiöses Gefühl und Patriotismus sind in seinen Dichtungen stark ausgeprägt. In den letzten Jahren als Rat der Generalintendanz von Savona angestellt, starb er 20. Sept. 1843. Aus seinem Nachlaß erschienen noch: „Tragedie inedite, con l’aggiunta di alcune poesie etc.“ (Flor. 1856).

2) Leopoldo, Graf, ital. Dramatiker, Sohn des vorigen, geb. 8. Nov. 1831 zu Ceva in Piemont, brachte schon im Alter von 20 Jahren eine Tragödie: „Isabella Orsini“, mit Erfolg zur Aufführung und übernahm 1851 eine Stelle im Finanzministerium, welche er jedoch in Erkenntnis seiner mangelhaften Befähigung zur Beamtenlaufbahn bald wieder aufgab. Auch das 1860–64 zu Bologna und 1864–71 zu Mailand bekleidete Lehramt der italienischen Litteratur entsprach nicht seinen Neigungen, und er lebte fortan ausschließlich dem dichterischen Beruf. Seine „Picarda Donati“, von der Ristori meisterlich dargestellt, sowie die Dramen: „Saffo“ und „Speronella“ hatten zuerst seinen Erfolg begründet; später pflegte er mehr das eigentliche Schauspiel. Er nahm seine Stoffe aus dem ländlichen Leben („Celeste“), aus dem Leben der Gebirgsbewohner („Il ghiacciajo del Monte Bianco“), auch aus dem Seemannsleben („Giorgio Gandi“); mit andern Stücken ging er auf das Mittelalter zurück („Il falconiere di Pietro Ardena“ u. a.), und seine Erfolge in dieser Richtung machten ähnliche Versuche eine Zeitlang zur Modesache. Er schrieb auch zahlreiche Lustspiele, darunter: „Un malo esempio in famiglia“, „Letture ed esempi“, „Lo spiritismo“, „Supplicio di Tantalo“, „Gli amori del nonno“, „Quel che nostro non è“ (1877). Phantasie und Erfindungsgabe stehen M., der gegenwärtig in Turin lebt, reichlich zu Gebote; doch ist das Poetische in seinen Werken mehr lyrischer als dramatischer Natur. Eine Gesamtausgabe seiner Dramen in 20 Bänden erscheint in Turin (1884 ff.).