MKL1888:Marr
[280] Marr, Heinrich, Schauspieler, geb. 30. Aug. 1797 zu Hamburg, kämpfte in den Befreiungskriegen mit gegen Frankreich, widmete sich, zurückgekehrt, der Bühne und debütierte 1815 am Hamburger Stadttheater. Nach verschiedenen Engagements in Lübeck, Kassel, seit 1820 in Hannover, seit 1827 in Braunschweig, ging er 1837 an das Wiener Burgtheater über, zu dessen Zierden er bis 1847 gehörte, fungierte dann kurze Zeit als Oberregisseur am Leipziger Stadttheater, wirkte von 1848 an am Thaliatheater in Hamburg und folgte 1852 einem Ruf als artistischer Direktor des Hoftheaters nach Weimar. Infolge eines Zerwürfnisses mit dem Hof kehrte er 1857 an das Thaliatheater in Hamburg zurück und starb daselbst 16. Sept. 1871. In seiner Doppelstellung als Schauspieler und Regisseur gleich bedeutend, gehörte M. der alten Schule in der Schauspielkunst an und strebte in seiner Darstellung nach der von der Kunst verklärten Natur. Im bürgerlichen Drama hat er seine größten Triumphe gefeiert. Als Schriftsteller bethätigte er sich durch Essays und Bearbeitungen von Dramen (z. B. „Bajazzo und seine Familie“).
[604] Marr, Karl, Maler, geb. 14. Febr. 1858 zu Milwaukee (Wisconsin) als Sohn deutscher Eltern, begab sich zu seiner künstlerischen Ausbildung nach Deutschland, wo er seine Studien in Weimar bei Schauß begann und dann in Berlin bei Gussow und in München bei Otto Seitz, G. Max und W. Lindenschmit fortsetzte. Letzterer gewann auf M. einen entscheidenden Einfluß, der sich in dem figurenreichen Kolossalgemälde: die Flagellanten, offenbarte, das dem Künstler, der vorher nur ein größeres Bild, eine Episode aus den deutschen Befreiungskriegen 1813, gemalt hatte, auf der Münchener Ausstellung von 1889 eine erste Medaille eintrug. Es ist ein Sittenbild aus der Geschichte Roms im Mittelalter, der Einbruch der Geißelbrüder im Herbst 1260, deren Fanatismus die Bevölkerung Roms ansteckte. Ein langer Zug halbnackter Flagellanten schreitet über einen freien Platz an einer Kirche vorüber und reizt die zuschauende Volksmenge zur Nachfolge. Die Tiefe und Mannigfaltigkeit der Charakteristik der zahlreichen Figuren, die dramatisch-erregte Komposition und die malerische Darstellung vereinigen sich zu einer kraftvollen Wirkung. Größere koloristische Reize als in diesem auf einen kühlen Ton gestimmten Gemälde entfaltete M. in einer zweiten Episode aus den Napoleonischen Kriegen: in Deutschland 1806, in der er das Elend einer deutschen Familie unter dem Drucke französischer Einquartierung ergreifend schilderte. M. lebt in München.