MKL1888:Marriot
[602] Marriot, Emil (Pseudonym für Emilie Mataja), Schriftstellerin, geb. 20. Nov. 1855 zu Wien, trat schon 1880 mit einer Erzählung: „Egon Talmors“ (Wien), hervor, dann mit dem Wiener Sittenroman: „Die Familie Hartenberg“ (Berl. 1883, 4. Aufl. 1886), der Erzählung aus dem katholischen Priesterstande: „Der geistliche Tod“ (Wien 1884), denen sie 1887 zwei Bände geistlicher Novellen: „Mit der Tonsur“ (2. Ausg. als „Novellen“, Berl. 1890, 2 Bde.) folgen ließ. 1888 erschien ihr letzter großer Roman: „Die Unzufriedenen“ (Berlin), gleichfalls ein Sittenbild aus dem Wiener Mittelstand. Mit einem nicht gewöhnlichen Talent zur anschaulichen Schilderung der Wirklichkeit und Charakteristik der Gestalten bis ins einzelne vereinigt die M. eine herb pessimistische Lebensanschauung, die die Wirkung ihrer Erzählungen beeinträchtigt. „Der geistliche Tod“ scheint unter dem Einfluß von Anzengrubers „Pfarrer von Kirchfeld“ geschrieben zu sein, dann nahm sie aber Partei für die katholischen Kleriker, deren Idealismus ihr der einzig noch vorhandene zu sein scheint. Sie kam von Schopenhauer zur Kirche.