Zum Inhalt springen

MKL1888:Masern

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Masern“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Masern“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 311312
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Masern
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Masern
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Masern. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 311–312. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Masern (Version vom 16.10.2024)

[311] Masern (rote Flecke, Röteln, Morbilli rubeolae), eine ansteckende Krankheit, welche durch einen roten, fleckigen Hautausschlag gekennzeichnet wird (vgl. Tafel „Hautkrankheiten“, Fig. 8) und namentlich dem Kindesalter zukommt, obwohl auch Erwachsene hin und wieder von ihr befallen werden. Wie allen Ansteckungskrankheiten, liegt den M. ein Krankheitsgift zu Grunde, das durch direkte Berührung mit Maserkranken sowie durch Mittelspersonen verbreitet wird, dessen Natur noch unbekannt ist. Zwischen der Ansteckung mit diesem Gift und dem Ausbruch der M. liegt eine Inkubationszeit von 12 Tagen. Dann beginnen die Vorläufer mit allgemeinem Unbehagen, Frost, Hitze, Durst, Kopfschmerz, vermindertem Appetit, starker Lichtscheu, katarrhalischer Reizung der Schleimhäute der Augen und der Atmungsorgane, trocknem, oft recht heftigem Husten, Heiserkeit; zuweilen ist auch ein förmlicher Brechdurchfall vorhanden. Nach 3–5 Tagen, welche dieses Stadium der Vorläufer währt, am 13. Tag ungefähr, steigern sich die krankhaften Erscheinungen, bei Kindern treten nicht selten Konvulsionen hinzu, und es erscheint nun die Hautröte meist zuerst in den Schläfen und in der Nackengegend, verbreitet sich dann nach dem Gesicht und der Stirn und allmählich über Hals, Brust und Rücken nach den Armen und Beinen hin. Ursprünglich sind es linsengroße, scharf begrenzte Flecke oder feine rote Pünktchen, deren Erhebung über die Haut mehr durch das Gefühl als durch das Gesicht wahrgenommen wird. Die Flecke, die isoliert stehen, vergrößern sich rasch, fließen zusammen, bilden nicht selten halbmondförmige Figuren und verbreiten sich schließlich über große Strecken, die jedoch meist an einzelnen Stellen noch normal gefärbte Haut zwischen sich haben. Die Farbe der Flecke ist rötlichgelblich oder rötlichbräunlich. Die Haut, welche in diesem Ausbruchsstadium erst feucht, dünstend war, wird nun meist trocken, glühend heiß; die Kranken klagen über Durst, Jucken und Spannen in der Haut und sind namentlich in der Nacht außerordentlich unruhig. Die Röte bleibt, nachdem sie den ganzen Körper, selbst die Fußsohlen, überzogen, meist nur gegen drei Tage auf der Haut stehen und verschwindet dann allmählich unter Nachlaß auch der andern krankhaften Erscheinungen, indem sich die Oberhaut, am deutlichsten an den unbedeckten Körperteilen, kleienförmig in sehr kleinen, dem unbewaffneten Auge oft kaum bemerklichen Schüppchen (Abschuppungsstadium) abzuschelfern beginnt. In der Regel sind die M. oder Röteln eine wenig gefährliche Krankheit, namentlich für gesunde Kinder. Es kommen aber nicht selten unregelmäßige Erscheinungen dabei vor, und der epidemische Charakter der Krankheit ist zuweilen ein sehr bösartiger. Namentlich sind es gesteigerte entzündliche Zustände des Kehlkopfes und der Luftröhre, die unter der Gestalt der häutigen Bräune (Krupp) äußerst lebensgefährlich werden. Auch heftige Diarrhöen, Nierenkrankheiten und Ohrenentzündung werden beobachtet. Am schlimmsten sind kränkliche Kinder und schwangere Frauen daran. Erstere sterben sehr häufig, wenn sie von M. befallen werden, oder es bleiben bei ihnen schleichende Lungenentzündungen, Augenleiden als Nachkrankheiten zurück. Bei ausgesprochen bösartiger Epidemie ist Ansteckung sorgfältig zu vermeiden; da indessen das einmalige Überstehen der M. eine Art von Impfschutz gewährt, so ist bei sehr milder Epidemie eine Ansteckung im Hinblick auf die stets auch später vorhandene Gefahr eher anzuraten, als zu scheuen. Was die Behandlung betrifft, so vermeidet man möglichst alle [312] Arzneien, sorgt für Ruhe der Kranken, bedeckt sie nur einfach, gibt kühlendes Getränk, wechselt die Leib- und Bettwäsche öfters und läßt reichlich frische Luft ins Zimmer. Überhaupt ist im allgemeinen ein kühlendes Verfahren angezeigt. Gesicht und Hände können täglich ein- oder mehreremal mit frischem Wasser gewaschen werden, was sehr zum Behagen des Kranken beiträgt. Zur Nahrung reicht man leichte Suppen und etwas Milch und lasse die Kinder nach Aufhören des Fiebers bald in die frische Luft gehen. Krupp, Lungenentzündung, heftigere Grade von Augenentzündungen etc. erfordern eine diesen Zuständen angemessene Behandlung.