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MKL1888:Masovĭen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Masovĭen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Masovĭen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 316
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Masovĭen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 316. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Masov%C4%ADen (Version vom 08.08.2022)

[316] Masovĭen (Massovien, Masovia), ehemals eine der acht Woiwodschaften, in welche 1816 das russische Polen geteilt ward, mit der Hauptstadt Warschau, gegenwärtig mit dem vormaligen Gouvernement Kalisch das russisch-polnische Gouvernement Warschau bildend, fast ganz auf dem linken Weichselufer gelegen. M. soll seinen Namen von Masos haben, dem Mundschenken des polnischen Königs Mieczislaw II., welcher sich nach dem Tode dieses Königs während der Minderjährigkeit Kasimirs I. (1037–1041) des größten Teils der Provinz Plozk bemächtigte. Obwohl nun Masos von dem König Kasimir besiegt und hingerichtet ward, so behielt doch das Land von ihm seinen Namen. Nach dem Tod Boleslaws III. (1138) erhielt dessen zweiter Sohn, Boleslaw, M. und Kujavien als Herzogtum; ihm folgte 1173 sein Sohn Lesko, der 1183 kinderlos starb, worauf M. an die Krone Polen zurückfiel. König Kasimir II. vermachte vor seinem Tod (1194) M. seinem zweiten Sohn, Konrad, der auch dadurch denkwürdig geworden ist, daß er, um sein Land vor den Verwüstungen durch die heidnischen Preußen zu schützen, die Deutschen Ritter nach Preußen zog. Nach dem Tod seiner beiden Söhne Kasimir und Boleslaw (1262 und 1267) teilten deren Söhne und Enkel das Land, bis es 1333 wieder unter Boleslaw II. vereinigt wurde. Nach dessen Tod (1351) wurde sein Vetter Ziemowit III. mit M. belehnt, mußte aber Kujavien an die Krone Polen abtreten. Nachdem 1526 in M. die piastische Linie mit Janusz und Siegmund ausgestorben war, ward das Land von dem polnischen König Siegmund I. wieder mit Polen vereinigt, dessen Schicksale es von nun an teilte. 1794, bei der dritten Teilung Polens, fiel M. an Preußen, von dem es 1807 an das Herzogtum Warschau abgetreten wurde; mit diesem fiel es 1814 an Rußland. Die Einwohner heißen Masuren (s. d.).