MKL1888:Mecheln

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mecheln“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 384
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Mecheln. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 384. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mecheln (Version vom 03.02.2022)

[384] Mecheln (vläm. Mechelen, franz. Malines), Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Antwerpen, in fruchtbarer Ebene an der Dyle und einem von Löwen nach Antwerpen führenden Kanal gelegen, steht mit Antwerpen, Löwen, Brüssel, Gent und Terneuzen durch Eisenbahnlinien in Verbindung, hat eine fast kreisrunde Form, breite, regelmäßige Straßen und ansehnliche öffentliche Plätze, darunter der sogen. Große Platz mit dem Denkmal Margaretes von Österreich (seit 1849, von Tuerlinckx). Unter den öffentlichen Gebäuden sind bemerkenswert: die kolossale gotische Kathedrale des heil. Romuald, mit einem 98 m hohen, aber noch unvollendeten Turm (im 13.–15. Jahrh. erbaut) und wertvollen Gemälden (Altarblatt von van Dyck); die Liebfrauenkirche (aus dem 16. Jahrh.), mit Rubens’ berühmtem Fischzug; die Johanniskirche, als Gebäude unbedeutend, doch mit einigen wertvollen Gemälden von Rubens; ferner das Stadthaus, der „Beyar“ genannt (aus dem 15. Jahrh.); der erzbischöfliche Palast, das Munizipalkollegium (früher Deutschordenshaus), das Zeughaus, die sogen. Hallen (von 1340) mit Türmchen und das Beghinenhaus. Die Zahl der Einwohner betrug 1886: 47,672. Die ansehnliche Industrie besteht in Flachs- und Hanfspinnerei, Fabrikation von wollenen Decken, Spitzen (bekannt unter dem Namen points de Malines), Leinwand, Leder, Teppichen, Hüten, Stärke, Nadeln etc. Auch sind daselbst bedeutende Brauereien, eine Kupferschmelze und große Werkstätten der Staatseisenbahnen sowie eine Stückgießerei. Der Handel ist gegen früher sehr gesunken. M. hat ein Athenäum, eine höhere Knabenschule, ein erzbischöfliches Seminar und ein Lehrerseminar, einen botanischen Garten (mit der Büste des 1517 hier gebornen Botanikers Dodonäus), ein Museum (Sammlung städtischer Altertümer), eine Malerakademie, mehrere gelehrte Gesellschaften und ist Sitz des Kardinalerzbischofs und eines Tribunals. – M. (Malinae) fiel bei der Teilung des fränkischen Reichs zwischen Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen an Lothringen, wurde aber 915 von Karl dem Einfältigen den Bischöfen von Lüttich geschenkt, kam 1336 durch Kauf an die Herzöge von Brabant, 1383 durch Heirat an Philipp den Kühnen von Burgund, endlich 1477 durch Verheiratung Marias, der Erbtochter Karls des Kühnen, mit Maximilian I. an das Haus Österreich. 1490 wurde M. von Kaiser Friedrich III. zu einer edlen Grafschaft erhoben und bildete als solche die 17. der niederländischen Provinzen. Nach dem Abfall der sieben vereinigten Provinzen wurde es wieder zu Brabant gezogen und zum Sitz des höchsten Gerichtshofs für die gesamten habsburgischen Niederlande bestimmt. 1572 richtete Alba hier eine seiner grausamsten Schlächtereien an. Vgl. Matthieu, Histoire du grand conseil de Malines (Brüssel 1875).