MKL1888:Meteorologische Stationen
[539] Meteorologische Stationen, Anstalten zur regelmäßigen Beobachtung der meteorologischen Elemente (s. Meteorologie). Man pflegt je nach der Einrichtung der Stationen dieselben in solche erster, zweiter oder dritter Ordnung zu unterscheiden. Die Stationen erster Ordnung sind außer mit gewöhnlichen Instrumenten, an welchen die Ablesungen zu bestimmten Terminen ausgeführt werden, noch mit Registrierinstrumenten (s. d.) (Barograph, Thermograph, Anemometer) versehen und besitzen sorgsam konstruierte Normalinstrumente, mit welchen die Stationsinstrumente vor ihrer Benutzung verglichen werden. Einzelne dieser Stationen erster Ordnung sind als Zentralinstitute größerer Beobachtungsnetze mit allen zum Studium und zur Förderung der meteorologischen Fragen nötigen Einrichtungen und Apparaten ausgerüstet, besitzen eine meteorologische Bibliothek und haben ein zahlreiches Beamtenpersonal, von welchem der Verkehr mit den Beobachtungsstationen vermittelt und der laufende Dienst des Zentralinstituts versehen wird. Gegenwärtig befinden sich derartige Zentralinstitute in allen Kulturstaaten. Für Deutschland ist dabei zu nennen die Deutsche Seewarte (s. d.) zu Hamburg, außer welcher nach beendigter Reorganisation des preußischen meteorologischen Instituts (vgl. Hellmann, Geschichte des königlich preußischen meteorologischen Instituts, Berl. 1887) eine ähnliche Zentralstelle in Preußen eingerichtet werden soll. Außerdem befinden sich Zentralinstitute, wenn auch von kleinerm Umfang, in München, Stuttgart, Chemnitz und Karlsruhe. Österreich hat sein Zentralinstitut auf der Hohen Warte in Döbling bei Wien und eins in Triest für maritime Zwecke, Ungarn in Budapest etc. Auf den meteorologischen Stationen zweiter Ordnung werden die Beobachtungen, welche sich auf den Luftdruck, die Lufttemperatur, die absolute und relative Feuchtigkeit, die Bewölkung, den Niederschlag, den Wind und das Wetter beziehen, zu bestimmten Tageszeiten durch Ablesen ausgeführt. Die Stationen dritter Ordnung sind meist nur mit Thermometer und Regenmesser ausgerüstet, doch wird noch der Wind, die Bewölkung [540] und der Charakter der Witterung aufgezeichnet. Noch beschränkter sind die Beobachtungsgegenstände auf den Regenstationen, welche den Zweck verfolgen, durch regelmäßige Beobachtung der atmosphärischen Niederschläge diese für die einzelnen Gegenden genauer zu ermitteln, als sie bisher bekannt sind. Eine bestimmte Zahl für die in allen Ländern ins Leben gerufenen meteorologischen Stationen anzugeben, ist kaum möglich, da dieselben vielfachen Schwankungen unterworfen sind. Von den deutschen Beobachtungsnetzen enthält nach den letzten Publikationen der betreffenden Zentralinstitute das preußische, dem sich die Stationen im Großherzogtum Hessen, in Oldenburg, den beiden Mecklenburg, in Schwarzburg-Rudolstadt und im Fürstentum Lippe angeschlossen haben, 121 Stationen zweiter, 34 Stationen dritter Ordnung und 95 Regenstationen, das sächsische 23 Stationen zweiter, 8 Stationen dritter Ordnung und 124 Regenstationen, das bayrische 26 Stationen zweiter, 25 Stationen dritter Ordnung und 6 Regenstationen, das württembergische 18 Stationen zweiter, 5 Stationen dritter Ordnung und 3 Regenstationen, das badische 14 Stationen zweiter, 2 Stationen dritter Ordnung und 29 Regenstationen, und außerdem bestehen noch 9 Küstenstationen, welche von der Deutschen Seewarte geleitet werden, und neben denen 28 Signalstellen erster Klasse und 11 zweiter Klasse sowie 4 Hauptagenturen und 14 Agenturen zweiten Ranges in Thätigkeit sind. Außer an den allgemeinen meteorologischen Stationen werden in Deutschland noch an 17 forstlich-meteorologischen, die mit Ausnahme der in Württemberg gelegenen von der Eberswalder Hauptstation des forstlichen Versuchswesens in Preußen eingerichtet sind, regelmäßige Beobachtungen angestellt, um den Einfluß des Waldes auf die meteorologischen Elemente festzustellen, und an einer Reihe von agrarmeteorologischen Stationen, welche von verschiedenen landwirtschaftlichen Vereinen begründet sind, Beobachtungen im Interesse der Landwirtschaft ausgeführt. Vgl. Jelinek, Anleitung zur Ausführung meteorologischer Beobachtungen (Wien 1884, 2 Tle.).