MKL1888:Mitscherlich

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mitscherlich“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 689
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Mitscherlich. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 689. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mitscherlich (Version vom 27.08.2021)

[689] Mitscherlich, 1) Christoph Wilhelm, Philolog, geb. 20. Sept. 1760 zu Weißensee, studierte in Göttingen, ward hier 1785 außerordentlicher, 1794 ordentlicher Professor der Philosophie und Kustos der Universitätsbibliothek, 1809 an Heynes Stelle Professor der Beredsamkeit, trat 1833 in den Ruhestand und starb 6. Jan. 1854. Seine vorzüglichste Arbeit ist die Ausgabe der Oden und Epoden des Horaz (Leipz. 1800–1801, 2 Bde.). Außerdem gab er den Homerischen Hymnus auf Ceres (Leipz. 1787), die „Scriptores erotici graeci“ (Zweibrück. 1792–94, 4 Bde.), Heliodors „Aethiopica“ (das. 1799, 2 Bde.) und mit Tychsen und Heeren die „Bibliothek der alten Litteratur und Kunst“ (Götting. 1786–91) heraus.

2) Eilhard, Chemiker, geb. 7. Jan. 1794 zu Neuende bei Jever, widmete sich seit 1811 in Heidelberg, Paris und Göttingen dem Studium der Geschichte, Philologie und der orientalischen Sprachen, daneben auch dem der Naturwissenschaften und der Medizin, seit 1818 aber zu Berlin ausschließlich dem der Chemie. Damals machte er die große und wichtige Entdeckung des Isomorphismus, welche für Chemie und Mineralogie gleich wichtig wurde. Von Berzelius veranlaßt, setzte er seine Studien zu Stockholm fort und beschäftigte sich hier besonders mit der künstlichen Darstellung von Mineralien. 1821 zum Professor der Chemie an der Universität in Berlin berufen, entdeckte er hier den Dimorphismus, und seine Verbesserungen an dem Reflexionsgoniometer setzten ihn in den Stand, die ungleiche Veränderung der Winkel an den Kristallen durch Wärme zu beobachten. Die Untersuchungen über die Verbindungen des Benzins und über die Ätherbildung führten ihn zur Aufstellung der Kontakttheorie. Er starb 28. Aug. 1863 in Berlin. Sein Hauptwerk ist das „Lehrbuch der Chemie“ (Berl. 1829–35, 2 Bde.; 4. Aufl. 1840–1848). Nach seinem Tod erschien noch: „Die vulkanischen Erscheinungen in der Eifel und über die Metamorphie der Gesteine durch erhöhte Temperatur“ (Berl. 1865). Vgl. Rose, Eilhard M. (Berl. 1864).

3) Karl Gustav, Pharmakolog, Bruder des vorigen, geb. 9. Nov. 1805 zu Jever, habilitierte sich 1834 an der Universität zu Berlin, wurde 1842 Professor der Arzneimittellehre und starb 16. März 1871 daselbst. Er schrieb: „Lehrbuch der Arzneimittellehre“ (Berl. 1847–61, 3 Bde.).