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MKL1888:Musaceen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Musaceen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Musaceen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 909910
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Musaceen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 909–910. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Musaceen (Version vom 14.09.2022)

[909] Musaceen, monokotyle Familie aus der Ordnung der Scitamineen, Stauden von meist riesenhaften, zum Teil baumartigen Gestalten; der Stengel ist bald verlängert, bald verkürzt, von den Scheiden der abgefallenen Blätter bedeckt; die Blätter sind wechselständig, gestielt, am Grund scheidenförmig, mit großer, in der Jugend zusammengerollter, einfacher, ganzer Fläche und starker Mittelrippe, von welcher parallel gebogene Seitennerven ausgehen. Die vollständigen, zygomorphen Blüten stehen in den Achseln großer, oft schönfarbiger Deckblätter, welche zweizeilig an dem Blütenstiel angeordnet sind. Das Perigon besteht aus sechs blumenartig gefärbten, ungleichen Blättern; das vordere des äußern Kreises ist bisweilen das größte, gekielt; die beiden seitlichen des innern Kreises sind kleiner, das hintere ist am kleinsten, lippenförmig. Entweder sind die Perigonblätter frei, oder die seitlichen innern sind bisweilen samt den äußern in eine hinten gespaltene Röhre verwachsen. Von den sechs am Grunde der Perigonblätter befestigten Staubgefäßen schlägt oft das hintere fehl. Der unterständige, dreigliederige Fruchtknoten bildet drei Fächer, welche im Grund einzelne oder im Innenwinkel zahlreiche anatrope Samenknospen enthalten. Der einfache, runde Griffel endigt in eine dreiteilige Narbe mit linealischen Zipfeln. Die Frucht ist entweder eine Beere mit zahlreichen, in einem Fruchtbrei nistenden Samen oder steinbeerenartig mit knochenhartem Endokarpium und lederartigem Epikarpium, und zwar bald fachspaltig und vielsamig, bald scheidewandspaltig in drei einsamige Teilfrüchte zerfallend. Die Samen haben eine lederartige Schale, bisweilen einen Samenmantel (arillus), und enthalten, in einem mehlig fleischigen Endosperm eingeschlossen, einen geraden Keimling. Die wichtigsten Gattungen sind: Musa, Strelitzia, Ravenala und Heliconia, deren Arten (ca. 25) alle den Tropen angehören, wo sie durch ihre Größe und Schönheit eine Zierde der Flora und zum Teil wegen ihrer schmackhaften [910] Früchte als Nutz- und Kulturpflanzen, wie die Bananen oder Paradiesfeigen (von Musa paradisiaca und M. sapientium), in hohem Ansehen sind. Vgl. Richard, De Musaceis commentatio (Bonn 1831); Wittmack, Musa Ensete (Halle 1867). Einige Arten der Gattung Musophyllum Göpp. sind fossil in Tertiärschichten aufgefunden worden.