MKL1888:Myrtus

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Myrtus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 955
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Myrtus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 955. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Myrtus (Version vom 14.09.2022)

[955] Myrtus L. (Myrte), Gattung aus der Familie der Myrtaceen, immergrüne Sträucher und Bäume mit einfachen, gegenständigen Blättern, einzeln oder in drei- bis siebenblütigen Cymen achselständigen, roten oder weißen Blüten und kugeligen, ein- bis vielsamigen, gekrönten Beeren. Etwa 100 Arten, besonders im westlichen und außertropischen Südamerika. Die gemeine Myrte (M. communis L.), in Südeuropa, Asien, Afrika, ist ein immergrüner, gewürzhafter, 1–1,25 m hoher Strauch oder ein mäßiges Bäumchen mit glatten, glänzenden, lanzettförmigen, spitzen, wohlriechenden Blättern und weißen oder rötlichen, auch gefüllten Blüten. Größe und Form der Blätter ändern oft nach Maßgabe des Klimas, der Kultur und des Standortes ab. Auch kultiviert man in Gärten zahlreiche Varietäten. Ehedem waren besonders die Blätter und Beeren offizinell, und man bereitete daraus durch Destillation ein Schönheitsmittel, das sogen. Engelwasser. Bei den Griechen war die Myrte der Aphrodite geweiht und der eigentümliche Schmuck der tellurischen Gottheiten, besonders der Demeter und ihres Sohns Triptolemos. Die durch eine Ovation belohnten Sieger schmückte, wenn sie selbst kein Blut vergossen hatten, ein Myrtenkranz. In der Bibel ist die Myrte ein Bild, um die Herrlichkeit des Gelobten Landes, im Gegensatz des Zustandes im Exil, zu beschreiben. Die Zweige des dicht belaubten Baums dienten häufig zu den Laubhütten. Der Gebrauch eines Myrtenkranzes bei Vermählungen ist von alters her bis auf heute geblieben. Die großblätterige Myrte nimmt man dagegen zu Kränzen und Guirlanden für Verstorbene (daher Totenmyrte). Die erbsengroßen, roten Beeren der kleinblätterigen Myrte (M. microphylla), in Peru, sind wohlschmeckend und zuckersüß. Auch die schmackhaften Beeren der Lumamyrte (M. Luma) werden in Chile häufig gegessen.