MKL1888:Nestor

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Nestor“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 65
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Nestor. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 65. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Nestor (Version vom 04.09.2021)

[65] Nestor, im griech. Mythus Sohn des Neleus, war von allen seinen Geschwistern der einzige, welcher der Vernichtung durch Herakles entging (s. Neleus), weil er damals zu Gerenia in Messenien erzogen wurde. Er ward Fürst von Pylos, nahm teil am Kampf der Lapithen gegen die Kentauren, an der kalydonischen Jagd und am Argonautenzug, besiegte die Arkadier, unternahm einen beutereichen Rachezug gegen die Eleer und führte als Greis die Pylier und andre Stämme in 90 Schiffen nach Troja, wo er sich nicht bloß als Held, sondern auch durch weisen Rat und Beredsamkeit auszeichnete. Nach Trojas Fall kehrte er glücklich nach Pylos heim, wo ihn später Telemach besuchte, um von ihm Kunde über seinen Vater zu erhalten. Nach ihm nennt man einen bejahrten erfahrenen Mann, auch das älteste Mitglied einer Körperschaft einen N.

Nestor, der älteste Chronist, welcher in slawischer Sprache schrieb, geb. 1066 zu Kiew, gestorben daselbst als Mönch um 1130, begann 1113 seine Chronik zu schreiben, welche einen historischen Rückblick auf die Weltgeschichte von ihrem Anfang bis zu dem genannten Jahr enthält und in ihren letzten Teilen eine der wertvollsten Quellen für slawische Geschichtsforschung bildet. Die erste Ausgabe wurde 1767 zu Petersburg von der Archäologischen Gesellschaft veranstaltet, welcher zu diesem Zweck 53 verschiedene Abschriften zu Gebote standen. Eine neue Ausgabe auf Grund der ältesten Handschrift, des Codex Laurentianus (in Faksimile hrsg. Petersb. 1872), lieferte Miklosich (Wien 1860). Die Chronik ist in einem Übergangsdialekt von der altslawischen zur altrussischen Sprache geschrieben. Unter den zahlreichen neuern Arbeiten über dieselbe sind hervorzuheben: Schlözer, Russische Annalen (Götting. 1802–1809, 5 Bde.; Übersetzung); Müller, Altrussische Geschichte nach N. (Berl. 1812), und „Monumenta Poloniae historica“, herausgegeben von Bielowski (Lemb. 1864).